Die Veranstaltungen der Lesewoche finden in der Aula der Nürtingen Grundschule statt. Eine halbe Stunde vor Beginn öffnen sich dort die Türen des Literaturcafés. Dort gibt es neben netten Gesprächen auch Getränke, Brezeln und Kuchen. Der Eintritt ist frei! Alle Interessierten sind willkommen.
Sonntag 11.11.2018 um 11:00 Uhr: Thomas Engelhardt und Monika Osberhaus „Im Gefängnis“
Sinas Papa muss ins Gefängnis. Er hat etwas Schlimmes getan und muss nun dafür geradestehen. Sina versteht das alles nicht. Sie hat keine Ahnung von dem Ort, an dem ihr Papa jetzt lebt. Für Kinder wie sie ist dieses Buch. Aber auch für alle anderen. Denn das Gefängnis ist ein Ort, von dem jeder weiß, dass es ihn gibt, den aber kaum jemand kennt. Ein schlimmer und ein interessanter Ort.
Wie ist es im Gefängnis? Ein spannendes Buch, das kindgerecht antwortet.
Ab 8 Jahre und für alle.
Mittwoch 14.11.2018 um 16:30 Uhr : Ute Krause „Theo und das Geheimnis des schwarzen Raben“
Theo hat es zu Hause nicht leicht, immer wieder gibt es Streit mit seinem Stiefvater. Da überredet ein geheimnisvoller Rabe Theo zu einer abenteuerlichen Reise auf einem liegenden Piratenschiff . Gemeinsam wollen sie Theos Vater suchen, der
vor Jahren verschwand. An der Seite seiner neuen Freunde lernt Theo ein großes Segelschiff sicher zu navigieren, er
trotzt stürmischen Ozeanen, entkommt den Fängen eines riesigen Kraken, aber vor allem lernt er, auf seine innere Stimme zu hören und über sich selbst hinauszuwachsen. Und so gelingt es ihm schließlich, das Geheimnis um seinen Vater zu lüften …
Ab 9 Jahre.
Sonntag 18.11.2018 um 11:00 Uhr: Martin Muser „Kannawoniwasein!“
Kannawoniwasein! Da fährt Finn zum ersten Mal alleine mit dem Zug nach Berlin – und wird prompt beklaut. Zu allem Übel schmeißt ihn dann noch der Schaffner raus, mitten im Nirgendwo. Aber so lernt Finn Jola kennen, die immer einen flotten Spruch draufhat und weiß, wie man auf eigene Faust in die »Tzitti« kommt. Eine abenteuerliche Reise durch die Walachei beginnt, auf der die beiden einen Traktor kapern, im Wald übernachten, einem echten Wolf begegnen, Finns Rucksack zurückerobern – und richtig dicke Freunde werden. So spannend wie »Emil und die Detektive« und so cool wie »Tschick«.
Ab 10 Jahre.

Stella ist eine verwegene Schneewaise und beste Freundin von Beanie einem nerdig schüchternen Halbelf. Mit Shay einem freundlich mysteriösen Wolfsflüsterer finden sie genauso gute Gesellschaft wie sie mit Ethan einem schnöseligen Fiesling nicht schlechter geraten sein könnte. Oder? Vor allem sind sie aber nun mal das Junior-Team einer gefährlichen Expedition ins Eisland
Eine Aufbruchsstimmung ließ im New York der frühen Sechziger Jahre vieles möglich erscheinen: Bürgerrechte, Selbständigkeit und Aussichten auf mehr Freiheit und Erfolg, bis dato undenkbar für junge schwarze Frauen. Auch glückliche Liebesbeziehungen zwischen Schwarzen und Weißen schienen auf einmal realistisch. In diesem aufregenden Klima der Hoffnungen und Erwartungen siedelt Kathleen Collins ihre Geschichten an. Mit an ihrer Filmausbildung geschulten rasanten Perspektivwechseln, Schnitten und schnellen Dialogen kommt sie in ihren Storys sofort auf den Punkt, ist mittendrin im Leben und in den Gefühlen ihrer meist schwarzen Protagonistinnen. Ganz fein lotet sie die Spannungsverhältnisse zwischen Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe aus und ist damit ihrer Zeit weit voraus. Als afroamerikanische intellektuelle Künstlerin und Aktivistin hat Kathleen Collins erfahren müssen, wie die eigenen Vorhaben und Träume zerplatzten. Zum Glück für uns haben ihre unveröffentlichten Erzählungen in einer Kiste überlebt und sind nun in all ihrer Brisanz und Unmittelbarkeit für uns zu entdecken. (Stefanie Hetze)
1958 betrat Annie Duchesne, die einzige behütete Tochter von Besitzern eines Kramladens und eine sehr gute katholische Schülerin, eine völlig neue Welt: eine lockere Ferienkolonie, in der die anderen Betreuer, die schon studierten und überwiegend aus der gehobenen Mittelschicht stammten, es sich selbstverständlich gutgehen ließen. Das, was ihr dort als Achtzehnjährige widerfuhr, wie sie ihr sexuelles Begehren entdeckte und gnadenlos ausgenutzt und verhöhnt wurde, vergrub sie tief in ihrem Innersten. Erst 2014 nähert sich die Schriftstellerin Annie Ernaux dem Mädchen aus ihrer Vergangenheit an, indem sie dieses frühere Ich wie eine ganz Andere betrachtet. Von außen, mit Hilfe von Fotos, Briefen und weiteren Materialien beschreibt sie ihr Äußeres, die Orte und Abläufe des Geschehens und vergleicht sie mit dem, was in ihrem Gedächtnis hängengeblieben ist. Mit diesem speziellen Verfahren geht sie weit über die Rekonstruktion einer persönlichen Geschichte hinaus, sondern macht sehr anschaulich, wie sich einzelne Ereignisse, verstärkt durch ungleiche Machtverhältnisse, ein Leben lang auswirken können und wie sich das anfühlt. Eine unbedingte Empfehlung. (Stefanie Hetze)
Man schreibt das Jahr 1817, die 20-jährige Nette lebt als behütetes Freifräulein inmitten einer großen Familie. Ihre schwache Gesundheit und ihre extreme Kurzsichtigkeit hindern sie nicht daran, ihren äußerst scharfsinnigen und regen Geist anzuwenden. Gedichte schreibt sie und sie interessiert sich für Geologie, hat immer einen Hammer dabei. In ihrer Familie gilt sie als einer Dame unangemessen vorlaut und scharfzüngig. Als sie sich in den bürgerlichen Straube verliebt, der als einziger ihr Genie erkennt, kommt es zum Eklat und zur innerfamiliären Verschwörung. Nette ist die Dichterin Annette von Droste Hülshoff. Karen Duve hat akribisch recherchiert und auf der Basis historischer Fakten einen höchst lebendigen, unterhaltsamen und gleichzeitig äußerst interessanten Roman geschrieben. Selten sind einem historische Persönlichkeiten und Ereignisse, ja das Portrait einer ganzen Epoche – unter anderem die Gebrüder Grimm, die damaligen nationaldeutsch-romantischen Göttinger Studentenkreise oder auch Heinrich Heine – so frisch, so aktuell und gleichzeitig so fundiert präsentiert worden wie hier. (Syme Sigmund)
Samstagvormittag werden Eva Muszynski und Karsten Teich Kinder und Erwachsene beraten sowie ihre tollen eigenen Bücher signieren. Was wohl der Cowboy Klaus und seine Entourage dazu sagen? Wir jedenfalls sind aus dem Häuschen vor Freude über diese Unterstützung!
Sarah Schmidt, deren „Danteperle“ „Eine Tonne für Frau Scholz“ wir heiß und innig lieben, wird uns anlässlich des Autorinnensamstags besuchen und nicht nur ihre eigenen Bücher verkaufen. Diese sind im Verbrecher Verlag und bei Insel erschienen. Wir freuen uns sehr über diesen besonderen Gast!
Luce ist 18, begeisterte Faschistin und nicht überzeugt von den Nachrichten das nationalsozialistische Deutschland. Um sich selbst ein Bild zu machen, begibt sie sich 1944 freiwillig zu IG-Farben nach Höchst und kommt in weitere deutsche Arbeits- und Konzentrationslager. Sie erlebt ein zerbombtes und zerrüttetes Land. Am Ende verliert sie ihre körperliche Unversehrtheit, aber auch die Illusionen über eine zerstörerische Ideologie.
Der wohlhabende José Victoriano wird in Mexico City entführt und für seine Kinder und Enkel ist plötzlich nichts mehr wie zuvor. Als nach und nach Pakete mit verschiedenen Körperteilen des Großvaters eintreffen, verlassen sie in Panik und überstürzt das Land. In acht lose miteinander verknüpften Geschichten, scharfen und gleichzeitig sensiblen Momentaufnahmen, erzählt Antonio Ruiz-Camacho aus Sicht unterschiedlicher Familienmitglieder vom Leben in Madrid, Austin Texas oder Palo Alto, vom Gefühl des plötzlichen Verlusts jeglicher Sicherheit und sozialen Halts. Da ist der junge Vater, der es nicht schafft, seinem neugeborenen Sohn in die Augen zu sehen, da sind die jugendlichen Enkel, gestrandet in einem heruntergekommenen Appartement in New York, die ihr altes Leben vermissen oder die geheime Geliebte, die nicht weiß, warum der Vater ihres sechsjährigen Sohnes einfach nicht mehr bei ihr auftaucht und wie sie diesem das erklären soll. Aus den verschiedenen Puzzleteilen entsteht ein eindrucksvolles, authentisches und höchst spannungsvolles Bild des Zerfalls einer Familie und der verhängnisvollen Auswirkungen der immer mächtiger werdenden Drogenmafia in Mexiko, die ein ganzes Land zu zerstören droht. (Syme Sigmund)
Ein schmales handliches Buch über eine Familie und ein Geheimnis, das es in sich hat! Der Großvater, der denunziert und 1960 in der Sowjetunion hingerichtet wurde, fiel offensichtlich dem Verrat eines Mitglieds seiner eigenen Familie zum Opfer. Jede dieser sechs Personen hätte gute Gründe gehabt, es gewesen sein zu können, aber dann auch wieder gar nicht. Gewiss ist nichts in dieser jüdischen Familie, die nach Prag und später nach Deutschland fliehen musste und danach quer in der Welt verstreut war, immer neue Sprachen und Anpassungs- und Überlebensstrategien im Gepäck. Dass ihre Koffer nicht zu schwer werden, dafür hat Maxim Biller gesorgt. Mit großer Virtuosität und scheinbar mühelos gibt er seinen Personen Raum, hält die Widersprüche lebendig und macht dazu neugierig auf die Perspektive und das Buch seiner Schwester Elena Lappin: „In welcher Sprache träume ich?“. (Wer noch tiefer in den billerschen Familienkosmos eintauchen mag, dem seien die Bücher ihrer Mutter Rada Biller empfohlen.) (Stefanie Hetze)
Die Eisenbahnstraße und die Fidicinstraße in den Achtziger und Neunziger Jahren hier in Berlin-Kreuzberg und auf der anderen Seite des Atlantiks die Bedford Avenue, Kent Avenue und Ninth Street in New York und Brooklyn bilden die Koordinaten, um die sich das Leben der amerikanischen bildenden Künstlerin Andrea Scrima dreht. Sie pendelt zwischen Wohnungen und Kontinenten und versucht, in diesen vielen Dazwischensituationen ihren Alltag als Künstlerin, als Tochter, als Freundin und als Liebende zu leben. Das ist nicht ohne. Nicht nur Gegenstände aus ihrer Vergangenheit, die sich nur mit viel Aufwand über den Atlantik verschiffen lassen, auch scheinbar belanglose Fundstücke, die sie in ihrem Kreuzberger Umfeld entdeckt und verwandelt, lösen Erinnerungen und Assoziationen aus. Diese verdichtet sie zu wunderbaren literarischen Miniaturen, die um die großen Fragen nach Identität und Zugehörigkeit, nach Weggehen und Ankommen kreisen und gleichzeitig konkret das Lebensgefühl einer Künstlerin mit all seinen Widrigkeiten abbilden. (Stefanie Hetze)