Alice Vollenweider: Italiens Provinzen und ihre Küche

Verlag Klaus Wagenbach 1990, erhältlich in der 19. Auflage 2021, 160 S., € 18,-, im Nachdruck, erscheint wieder im Juli 2021

(Stand April 2021)

Voellenweider_Alice_Italines_Provinzen_und_ihre_Küche_Danteperle_Dante_connectionDer Trend bei Kochbüchern ist zur Zeit Opulenz und Farbigkeit, ganz anders kommt da ein schmaler engbedruckter Saltoband mit kleinen Schwarzweiß-Fotos daher, der uns einlädt, die vielfältigen regionalen Küchen Italiens kennenzulernen und die Menschen, die mit Leidenschaft kochen und ihre kostbaren Familienrezepte und die Geschichten dazu liebend gerne mit anderen teilen. Immer wieder lässt es sich vortrefflich in diesem reichen kleinen Buch schmökern und mit der Autorin direkt in die häuslichen Kochtöpfe schauen. In der Vorstellung können wir mit der profunden Italienkennerin mitreisen an die verschiedensten Orte und Zusammenhänge, um dann ganz konkret die beschriebenen Köstlichkeiten nachzukochen. Wie oft hat mich schon das blitzschnelle phantastische Dolce, die Crema del Lario aus Sahne, Zitrone und Grappa, gerettet, haben Gäste sich auf den Risotto alla milanese gestürzt, freue ich mich im Winter auf eine tröstliche Minestra di Fagioli nach einem Triestiner Rezept. Zu unser aller Glück hält der Wagenbach Verlag dieses einzigartige Koch- und Reisebuch seit 30 Jahren lieferbar. (Stefanie Hetze)

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Vittorio Magnago Lampugnani: Die Stadt von der Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert

Urbane Entwürfe in Europa und Nordamerika. Wagenbach 2017, 416 S., über 350 Abb., € 98,-
(Stand März 2021)

Lampugnani_Vittorio_Magnago_Die_Stadt_von_der_Neuzeit_bis_zum_19._Jahhrundert_Dante_Connection_DanteperleIn seiner spanndenden Geschichte der Stadtarchitektur spannt Lampugnani einen  Bogen von mittelalterlichen Stadtgründungen über Stadtplanungen in der Renaissance und dem Barock bis hin zu den Urbanisierungen in der Moderne.  Die Architektur u.a. italienischer Stadtstaaten, der Neuordnung Roms im 16. Jahrhundert, von Paris, Lissabon, London, Barcelona, sizilianischen Städten, von Wien und Berlin (!) werden in ihren Besonderheiten kenntnisreichst dargelegt. Die meist großformatigen farbigen Bilder, Architekturfotos und Pläne laden überdies ein, sich mit Gewinn und Genuß der abendländischen Städtebaukunst zu widmen. (Stefanie Hetze)

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Paul McVeigh: Guter Junge

Aus dem Englischen von Nina Frey und Hans-Christian Oeser, Wagenbach 2016, 256 S.
Nur noch als E-Book lieferbar, € 19,99
(Stand April 2021)

paul-mcveigh-guter-junge-dante-connection-danteperleDas katholische Viertel Belfasts ist in den 80er Jahren kein leichter Ort zum Aufwachsen, erst recht nicht, wenn man kein “harter Kerl” ist, sondern ein schmächtiger, sensibler und intelligenter Junge. Stacheldraht und Mauern trennen es vom protestantischen Teil der Stadt, immer wieder gibt es Kämpfe und Bombenexplosionen und die IRA schreibt Gesetz. Es ist der Sommer nach dem Ende der Grundschule. Die Stadt ist für Michey ein erschreckender Ort, die anderen Kinder mobben ihn als Weichei, sein großer Bruder schließt sich der IRA an und seine Hoffnung, auf eine Privatschule zu wechseln, an der es weniger rau zugeht, droht an der Armut der Familie zu scheitern. Doch voller Optimismus und Phantasie fasst der Junge einen Plan, um seine Träume doch noch zu verwirklichen. Ein lesenswertes Buch über eine Kinderseele in Krisenzeiten, heute so aktuell wie je. (Syme Sigmund)

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Saphia Azzeddine: Mein Vater ist Putzfrau

Aus dem Französischen von Birgit Leib. Verlag Klaus Wagenbach 2015, 128 S., Wagenbach TB, € 9,90

(Stand März 2021)

Paul, genannt Polo, lebt in prekären Verhältnissen in einer Pariser Vorstadt. Die Mehrheit seiner Mitschüler stammt aus arabischen, afrikanischen und Romafamilien, er aber aus einer weißen, die in den Ferien nirgendwohin fährt, nicht einmal in ein Heimatland. Er bleibt immer zurück, schämt sich als klein, hässlich und ungeliebt. Nachts muss er seinem Vater bei dessen Putzjobs helfen und lernt beim Abstauben die unterschiedlichsten Milieus kennen. Am Liebsten arbeitet er in der Bibliothek, in der er seine Liebe zu Wörtern und Büchern entdeckt. Während sein Vater Demütigungen bei der Arbeit mit zotigen Witzen wegsteckt und die Welt in einfachen Schablonen erklärt, reagiert Polo auf Ausgrenzung und Liebeskummer mit literarischen Anspielungen und schrägen Witzen, über die kaum jemand lacht. Es macht großen Spaß, seine Entwicklung zu verfolgen, da Saphia Azzeddine ihm sprachvirtuos eine große Bandbreite zwischen Jungsphantasien und Identifikation mit Romanfiguren verleiht. Und ganz nebenbei erfährt man eine Menge  über Jugendliche in den berüchtigten Banlieus. (Stefanie Hetze)

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Michela Murgia: Murmelbrüder. Eine Geschichte aus Sardinien

Aus dem Italienischen von Julika Brandestini. (Wagenbach Verlag 2014), 112 S., Wagenbach TB € 9,90
(L’Incontro, Einaudi 2014, ca. € 14,-)
(Stand März 2021)

Das Einzelkind Maurizio verbringt jeden Sommer in einem sardischen Provinzstädtchen bei den Großeltern. Angefüllt sind diese schier unendlichen Monate von phantasievollen, teils gewagten Spielen mit den beiden Freunden Franco und Giulio, von Geschichten und Ritualen der Erwachsenen. Prägend für Maurizio ist ein großes Zugehörigkeitsgefühl, das nur von gelegentlichen Beeinträchtigungen wie Touristen und dem Schweigen der Alten bei Familiendramen gestört wird. Dann aber passiert es, der Bischof beschließt, eine neue Kirchengemeinde zu gründen, die den Ort spaltet und alle scheinbar intakten Beziehungen komplett in Frage stellt. Mit dem Ritual der Osterprozession L’incontro, sardisch S’incontru, wird der Konflikt auf die Spitze getrieben. Es gibt doch nur eine Piazza und eine Musikkapelle! Michela Murgia, die hier autobiographische Erfahrungen verdichtet, läßt ihre drei zerstrittenen Jungs eine großartige Lösung finden. (Stefanie Hetze)

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Milena Michiko Flašar: Ich nannte ihn Krawatte

Verlag Klaus Wagenbach 2020, 144 S., TB, € 10,-

(Stand März 2021)

Eine Parkbank wird zu einem Zufluchtsort für zwei Außenseiter. Der eine, jung, ist ein Hikikomori, so bezeichnet man in Japan die Menschen, die sich dem Leistungsdruck der Gesellschaft entziehen und ihr Zimmer auf unbestimmte Zeit nicht mehr verlassen. Der andere, alt, hat seinen Job verloren und sitzt seine Arbeitszeit nun auf dieser Parkbank ab. Langsam offenbaren sie sich ihre Geschichte und entdecken im Anderen eine Möglichkeit, mit ihrer Situation neu umzugehen. Ein wahrhaft unaufgeregtes Buch, das ungleich mehr aufwühlt und eine Autorin, die mit wenigen Worten kunstvoll und poetisch Wirkung zu erzeugen weiß. Sehr lesenswert. (Franziska Kramer)

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