Donnerstag, 7.9.2017

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Rione von Ottavio Sellitti

WO IST ELENA FERRANTE?
Ein Schauplatz der Weltliteratur in Fotografien von Ottavio Sellitti 

 
Der Rione Luzzatti, in den 20er bis 60er Jahren erbaut, ist ein an den Hauptbahnhof angrenzender peripherer Stadtteil von Neapel. Er bildet den Schauplatz des vierteiligen Romanzyklus von Elena Ferrante „L’amica Geniale“ (dt.: Meine geniale Freundin): der Rione, mit seinem exzessiven Maß an Begierden, an Gewalt und Liebe wird im Werk der Schriftstellerin zum Prüfstand und zum Exempel für die Widersprüchlichkeiten, die die jüngere Geschichte der westlichen Welt durchziehen.

Die 2016 entstandene Reportage bezeugt, was heute von den Träumen der Wirtschaftswunderzeit übriggeblieben ist: die bescheidenen Formen der Häuser, sowohl der neuen als auch der älteren, die immer noch staubigen Straßen, das Leben der Einwohner.

Ausstellungseröffnung und Film
wann? 19 Uhr
wo? Istituto Italiano di Cultura di Berlino
Eintritt frei.
In Anwesenheit von Ottavio Sellitti und des Regisseurs Roberto Faenza und der Produzentin Elda Ferri

Zur Eröffnung wird der Film  I GIORNI DELL’ABBANDONO gezeigt. Nach dem gleichnamigen Roman von Elena Ferrante. Regie.: Roberto Faenza. Mit Margherita Buy und Luca Zingaretti (I 2005, 96’, OmeU).

Mittwoch, 30.8.2017

David van Reybrouck in Lesung und Gespräch mit Priya Basil

(c) Krzysztof Zielinski
(c) Krzysztof Zielinski

David van Reybroucks Berliner Jahr war geprägt von Begegnungen und intensiven Gesprächen: mit Mitgliedern einer ehemaligen belgischen Elitetruppe, mit Veteranen der ehemaligen japanischen Besatzungsarmee in Indonesien und Nepal oder auch mit einem belgisch-marokkanischen Opfer der Terroranschläge in Brüssel. Und auch Berliner standen im Zentrum seines Schreibens – Begegnungen an Franky’s Currystation am S-Bahnhof Halensee etwa oder mit Transsexuellen in der U2 bzw. beim Friseur fanden Eingang in seine Texte. Ein Abend über David van Reybroucks „Berliner Begegnungen“ am Tag vor seiner Abreise aus der Stadt.

wo? daadgalerie Studio, Oranienstraße 161 10969 Berlin 1. OG
wann? um 20 Uhr
Der Eintritt ist frei.

Hurra, ausgezeichnet!

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Zum dritten Mal in Folge sind wir mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet worden. Wir freuen uns riesig!

Die Auszeichnung als hervorragende Buchhandlung erfolgte durch Frau Staatsministerin Grütters, die diesen wunderbaren Preis seit 2015 in Kooperation mit der Kurt-Wolff-Stiftung auslobt.

 

Caroline Eden, Eleanor Ford: Samarkand

Kulinarische Erlebnisse entlang der Seidenstraße. Aus dem Englischen von Elke Homburg, Hölker Verlag 2017, 224 S., € 24,95
Dieses Buch ist leider nicht mehr lieferbar
(Stand April 2021)

Samarkand_Danteperle_DanteConnectionSamarkand – sagenumwobene Stadt der Gewürzhändler, Oasenstadt inmitten der usbekischen Steppe, Treffpunkt der unterschiedlichsten Kulturen. Dieses neben den Rezepten auch mit kurzen kulinarkulturellen Beiträgen und suggestiven Fotos ausgestattete Kochbuch lädt ein, die imponierenden Weiten Zentralasiens mit dem Gaumen zu erkunden. Und so fremd-faszinierend, wie das Gebiet zwischen Georgien und Tadschikistan dem westlichen Besucher anmutet, sind auch die Geschmacksexplosionen der enthaltenen Rezepte. Zubereitung und Zutatenliste überfordern den mäßig erfahrenen Hobbykoch nicht, und begeistern doch immer wieder im Resultat. Wer frische Kräuter, getrocknete Früchte, Nüsse und Granatäpfel liebt, wird mit diesem Buch glücklich werden. (Syme Sigmund)

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José Eduardo Agualusa: Eine allgemeine Theorie des Vergessens

Aus dem Portugiesischen von Michael Kegler. C.H. Beck Verlag 2017, 197 S., € 19,95, TB btb 2019, € 10,-
(Stand April 2021)

Agualusa_José_Eduardo_Eine_allgemeine_Theorie_des_Vergessenes_Dante_Connection_Buchhandlung_BerlinDiese Frau hat es offensichtlich gegeben.  Am Vorabend des angolanischen Bürgerkriegs mauert sich die Portugiesin Ludovica, nachdem sie in Notwehr einen Einbrecher erschossen hat, komplett in ihrer Hochhauswohnung in Luanda ein. Fast dreißig Jahre lebt sie von einer Hühner- und Gemüsezucht auf ihrer Dachterrasse und fängt in ihrer Not Tauben. Abgeschnitten von der Welt, bald hat sie keine Batterien mehr für ihr Radio, notiert sie ihre Erinnerungen, Träume und Reflexionen in einem Tagebuch. Als ihr das Papier ausgeht, beschreibt sie mit komprimierten Gedichten die Wände ihres selbstgewählten Gefängnisses. Nur von fern, ihrer Terrasse, beobachtet sie, was draußen vor sich geht. Auch in der Außenwelt ist alles in Aufruhr, geraten Täter und Opfer, Revolutionäre und Unpolitische, Profiteure und Gegner aneinander. Ihre Stimmen mischt Agualusa eindrücklich mit dem Innenleben der isolierten Frau und verdichtet sie zu einem hochintensiven spannenden Roman, der nachempfinden lässt, was es heißt, wenn ein Land um Unabhängigkeit ringt. (Stefanie Hetze)

Leseprobe

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Silke Schlichtmann: Bluma …

… und das Gummischlangengeheimnis, Hanser 2017, 176 S., € 12,-, ab 8
(Stand März 2021)

Schlichtmann_Moeltgen_25701_MR.inddEs beginnt mit einer 5 in Mathematik, der Wunsch-Adoption eines Labradors und einem abgebissenen Gummischlangenkopf. Und dabei  wollte Bluma doch eigentlich nur allein ein kniffliges Problem lösen. Eigentlich. Aber alles geht schief. Erst hört keiner zu, dann macht sie etwas ziemlich Dummes und schließlich kann sie auf keinen Fall mit jemand darüber reden – oder doch?! Mit großem Feingefühl erzählt Silke Schlichtmann von Blumas liebenswertem Chaos‘ Marke Eigenbau, das sie mit viel Ideenreichtum und der einen oder anderen Notlüge geradezu filmreif verschlimmbessert. Dass es einige Missverständnisse gibt, macht die Sache nicht gerade einfacher. Freundschaft & Familie, Lüge & Wahrheit, Vertrauen & Verrat – bei all diesen Schwergewichtsthemen findet Silke Schlichtmann stets einen sowohl einfühlsamen wie humorvollen Ton, um von Blumas Nöten zu erzählen. Die erfrischend anders, in schwarz-roter Tusche und Farbstiften gezeichneten Illustrationen von Ulrike Möltgen runden dieses Kleinod stilistisch ab. (Jana Kühn)

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John Fante: 1933 war ein schlimmes Jahr

Aus dem Amerikanischen von Alex Capus. Aufbau TB, 141 S., € 10,-
(Stand April 2021)

Fante_1933_Danteperle_DanteConnectionDominic Molise ist 17 Jahre alt, klein, schüchtern, hat schiefe Zähne und ist italienischer Herkunft. Er lebt in einer kleinen Stadt in Colorado. Nichts an ihm ist besonders außer sein linker Arm, der einen großen Traum nährt: Dominic möchte nach Kalifornien gehen, um Baseball-Star zu werden. Schade, dass zwischen ihm und diesem Wunsch seine Eltern stehen, die sich Sorgen um seine Zukunft machen und ihn lieber als Mitarbeiter im Familienbetrieb sähen.
John Fante hat einen Bildungsroman vom Feinsten geschrieben, in dem Hoffnung, Enttäuschung, aber vor allem die Träume eines ganz normalen Jungens im Mittelpunkt stehen: Diese unspektakuläre Geschichte erzählt er in seinem üblichen leisen Ton, in einer Sprache, die einfach bedeutungsvoll wie wenige ist. 1933 ist ein kompakter, schneidender, zärtlicher Roman, der ein prächtiges Finale hat, und der einen wichtigen, zu oft vergessenen Autor in seiner besten Form zeigt. (Giulia Silvestri) Leseprobe

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Hendrik Otremba: Über uns der Schaum

Verbrecher Verlag 2017, 277 S., € 22,-
(Stand April 2021)

Otremba_Über_uns_der_Schaum_Danteperle_DanteConnectionEs steht nicht gut um Privatdetektiv Joseph Weynberg, schwermütig und einsam ist er Alkohol und Drogen verfallen – seit kurzem dazu nicht nur diesen. Denn da gibt es die umwerfend schöne und geheimnisvolle Maude Anandin, die ein offensichtlich stinkreicher Senior von Weynberg beschatten lässt. Perfekte Zutaten für einen klassischen Noir? Weit gefehlt, denn Hendrik Otremba entwirft in seinem Debüt eine dystopische, irgendwie aus der Zeit gefallene Welt, die es in sich hat: die Menschen verroht, der Alltag kriminalisiert, Orte und Landschaften sind von Kriegen und Umweltkatastrophen verwüstet, es regnet sogar gefährlich giftig. Otremba schickt sein düsteres Paar vor gleich mehreren Verfolgern auf die Flucht quer durch verlassene Territorien. Dank überraschender Wendungen in einer literarischen Sprache, die wirklich das Genre knackt, folgt man den beiden atemlos auf ihrem gefährlichen Roadtrip … So mancher Musiker hat schon das Schreiben für sich entdeckt – aber bei Hendrik Otremba, dem Sänger der Post-Punkband Messer, kann man von einem echten Glücksfall sprechen. (Jana Kühn)

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Graham Swift: Ein Festtag

Aus dem Englischen von Susanne Höbel, dtv 2017, 142 S., TB 2018, € 10,90
(Stand April 2021)

Swift_Graham_Ein_Festtag_Danteperle_Buchhandlung_Dante_ConnectionIn einem England, in dem die Reichen die ersten Autos fahren, sich aber nur weibliches, da billiges Personal leisten, nutzen die Hausangestellte Jane und ihr Geliebter Paul, Sohn wohlhabender Eltern, die Gunst der Stunde. Am Mothering Sunday, dem Tag, an dem Dienstmädchen in ein paar freien Stunden ihre Mütter besuchen sollen und Pauls Eltern sich mit den Eltern seiner Verlobten treffen,  verbringen die zwei ungleichen Geliebten erstmalig Zeit bei ihm zu Haus. In seinem Zimmer, in seinem Bett, die Fenster sind weit geöffnet. Der geschenkte Vormittag beschert den beiden Liebenden Momente auf Augenhöhe, die die inzwischen 90 Jahre alte und berühmt gewordene Schriftstellerin Jane als Gedanken- und Inspirationsquelle ihr Leben lang begleiten. Raffiniert verzahnt Graham Swift das folgende dramatische Geschehen mit Janes Schicksal, ihrem Innenleben und Entwicklungen in der englischen Klassengesellschaft, und dies auf wunderbar knappen 140 Seiten. (Stefanie Hetze) Leseprobe

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William Faulkner: New Orleans

Skizzen und Erzählungen. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Arno Schmidt, Suhrkamp 2017, 230 S., € 25,-
(Stand April 2021)

Faulkner 11925 erschienen in der Beilage einer New Orleaner Zeitung kurze Prosastücke des bis dato nur als Lyriker hervorgetretenen 27-jährigen William Faulkner. Seine Protagonisten sind Fremde, Außenseiter – Bettler, Schmuggler, Kleinkriminelle oder Flickschuster. Alle eint die Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung und Würde, und Faulkner gelingt es mit seiner Mischung aus Umgangssprache und hoch poetischen Sätzen, in denen der Lyriker durchscheint, ihnen diese Würde zu geben. 1962 hat Arno Schmidt diese Texte mit fantastischem Sprachgefühl übersetzt. Die vorliegende Neuausgabe – in handlichem Kleinformat und im Schuber ausgesprochen ansprechend gestaltet – enthält zudem Schmidts autoironisch-satirische Erzählung <Piporakemes!>. Hier besucht ein Faulkner-Spezialist einen gewissen Herrn Schmidt, um ihn für seine miserable Übersetzung zur Rechenschaft zu ziehen. Ein besonderes Schmankerl.  (Syme Sigmund)

Kurzvideo zur Gestaltung

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