Henning Venske: Als die Autos rückwärts fuhren … – LP

Der Audio Verlag 2019, 53 Min., € 20,-, ab 8
(Stand März 2021)

als die AutosJippie, es gibt sie wieder! Ich kann die LP immer noch größtenteils auswendig, so oft habe ich sie damals als Kind gehört.
Laßdas Pinökel ist 11 Jahre alt und in keiner Weise auf den Mund gefallen. Er berichtet aus seinem Leben, und da ist mal die Treppe aus dem Treppenhaus verschwunden, mal turnt er mit einem Gorilla durch den Nachbargarten oder bringt die Lehrer zum Verzweifeln. Und daran, dass es ein veritables Verkehrschaos gibt, bei dem alle Autos schließlich rückwärts fahren, ist er ja nun wirklich nicht schuld. Frech, antiautoritär, superwitzig, anarchisch und genial absurd – Laßdas Pinökel Superstar ist absolut Kult!
1976 erschienen, ist das Hörspiel, das mit großartigen Sprechern und der Musik der Rock-Gitarristin Carola Kretschmer aufwartet und bei seinem Erscheinen mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet wurde, erfreulicherweise vom DAV wieder aufgelegt worden, als CD und – als besondere Hommage an das Original – als LP lieferbar. (Syme Sigmund) Hörprobe

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Maryse Condé: Segu. Die Mauern aus Lehm

Aus dem Französischen von Uli Wittmann, Unionsverlag 2012, 640 S., € 16,95

(Stand März 2021)

Conde_Segu_Danteperle_DanteConnectionAls ich vor vielen Jahren anfing in der Dante Connection zu arbeiten, war die Literatur des afrikanischen Kontinents ein blinder Fleck für mich – in der Buchhandlung aber seit ihrer Gründung ein Schwerpunkt. Über die Jahre habe ich so viele wunderbare Bücher kennen gelernt: Segu ist eines meiner liebsten davon. 2012 war der Roman eine dankenswerte Neuauflage, im Original erstmalig bereits vor über 30 Jahren erschienen. Darin führt Condé ihre Leser:innen in die Gebiete des heutigen Mali, nach Segu, der prächtigen Hauptstadt des Königreichs der Bambara. Episch und in überaus opulenter Prosa erzählt die Autorin anhand von drei Generationen der weitverzweigten Familie des Patriarchen Dusika Traoré vom hart umkämpften und grausamen Einzug von Islam und Christentum, des Sklavenhandels und der Kolonialisierung in eine stolze Kultur, die geprägt war von ehrwürdigen Stammestraditionen und Animismus. Wie Spreu im Wind setzt in einem zweiten Band die Familiensaga  nach der muslimischen Eroberung im Jahre 1861 fort. Maryse Condé, auf Guadeloupe geboren, lebte lange in Westafrika, schrieb über 30 Romane und wurde 2018 mit dem Alternativen Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. In diesem Jahr erschien ihre ebenfalls sehr lesenswerte Autobiografie Das ungeschminkte Leben (Luchterhand 2020, 304 S., € 22,-), das eine unerschrockene, kluge und ihrer Zeit stets vorauseilende Frau zeigt. (Jana Kühn)

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Sandra Cisneros: Das Haus in der Mango Street

Aus dem amerikanischen Englisch von Gerd Burger, Kampa Verlag 2020, 160 S., € 18,-

(Stand März 2021)

Cisneros_Sandra_Das_Haus_in_der_Mango_Street_Danteperle_Dante_ConnectionEsperanza ist 12 und lebt seit einem Jahr mit ihrer Familie in Chicago, im Latinoviertel in einem dreckigen, verfallenen engen Häuschen in der  Mango Street. Das Mädchen mag das Leben dort nicht. Sie träumt eines Tages wegzukommen, weit entfernt von den Sorgen und der Traurigkeit. Sie will bessere Möglichkeiten haben, in der Hoffnung, ihre Familie, Freund*innen und Nachbar*innen irgendwann unterstützen zu können.
Dennoch wird in der Mango Street gekocht, und wie lecker es riecht! Klamotten werden vor die Fenster gehängt, wobei die Frauen ziemlich schön singen. In den kurzen Kapiteln geht es um Sehnsucht, ums Erwachsenwerden, um Mädchenträume und die Schönheit, die sich überall verbirgt.
Sandra Cisneros, Feministin, tolle Schriftstellerin und selbst Migrantin hat die perfekte Sprache gefunden, um Esperanzas Geschichte zu erzählen. „Esperanza“ heißt „Hoffnung“ und genau dieses Gefühl hat man am Ende. Die Zuversicht, nicht alleine zu bleiben, Perspektiven zu haben, gerade auch wenn es schwierig wird. Als ich das Buch las, war ich etwas älter als die Protagonistin und hab mit ihr geträumt und gehofft. Das tue ich noch! (Giulia Silvestri)

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Adriana Altaras: Die jüdische Souffleuse

Verlag Kiepenheuer & Witsch (2018), 208 S., TB 2020 € 10,-

(Stand März 2021)

Altaras Souffleuse_Danteperle_Dante_Connection Buchhandlung Berlin KreuzbergAdriana Altaras gehört zu den Autorinnen, denen es gelingt, schwere Themen mit sensibler Leichtigkeit zu behandeln. Die Ich-Erzählerin, die unverkennbar aus Adriana Altaras Biographie schöpft, freut sich auf ihr neues Regie-Projekt und das Versinken in Mozarts Welt der “Entführung aus dem Serail”. Auch wenn das heißt, die großen und kleinen Katastrophen des Theaterbetriebs abzufedern, ein Ensemble von 42 Exzentrikern zu bändigen und in weniger charmanten Theaterwohnungen schlecht zu schlafen. In diese schönschauerliche Idylle des Provinztheateralltags bricht sich vehement das Anliegen der jüdischen Souffleuse bahn: Adriana sei die Einzige, die ihr bei der bislang erfolglosen Suche nach ihrer im Holocaust verschollenen Familie behilflich sein könne. Eine Aufarbeitungsreise der beiden Frauen beginnt und damit eine erneute Möglichkeit, kluge Fragen zu ungelösten Konflikten der Nachgeborenen zu stellen. Mich persönlich hat die Lektüre direkt in meine Zeit katapultiert, in der ich selber Teil des wunderbaren Theaterirrsinns sein durfte. Und gerade jetzt, wo wir wieder auf Theaterbesuche verzichten müssen, kann eine Reise hinter die Kulissen vielleicht ein kleiner Trost sein. (Franziska Kramer)

Leseprobe

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Marina Rumjanzewa: Auf der Datscha

Eine kleine Kulturgeschichte und ein Lesebuch. Dörlemann Verlag 2009, 288 S., € 22,-, Suhrkamp TB € 11,-
(Stand April 2021)

datschaReisen ist in diesen Zeiten schwierig, aber so eine Datscha vor der Stadt, ein Häuschen im Grünen, das wär‘ doch was… Das wissen sie auch in Moskau und Sankt Petersburg und zwar schon seit Beginn des 18. Jahrhunderts. Marina Rumjanzewa erzählt uns im ersten Teil dieses schön gestalteten Buches auf fesselnde und interessante Weise die Geschichte der Datscha von ihren Anfängen unter Peter dem Großen bis heute. Sie ist ein Stück russischer Kultur und als solche spielt sie auch in vielen Texten der russischen Literatur eine Rolle. In Erzählungen von Puschkin, Tschechow oder Tolstoi, von Michail Schischkin oder Tatjana Tolstaja tauchen wir im zweiten Teil des Bandes ein in die Welt der Datscha, in den ihr ganz eigenen Lebensstil fernab der strengen gesellschaftlichen Regeln der Stadt, in das kleine, standesübergreifende Glück abseits der großen Metropole, wo der Sommer zwischen Gartenfesten und Datscha-Romanzen endlos scheint. Der Datscha-Bilderbogen auf der Innenseite des Schutzumschlages ist bitte nicht zu übersehen, er rundet das Buch aufs Schönste ab. (Syme Sigmund)

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Nanni Balestrini: Der Verleger

Aus dem Italienischen von Christel Fröhlich und Andreas Löhrer, Assoziation A 2020, 152 S., € 18,-
(L‘ editore, DeriveApprodi 2005, ca. € 20,50)
(Stand März 2021)

Verleger_Einband_5.inddGiangiacomo Feltrinelli, der berühmte Verleger, ist tot. Im Jahr 1972 wird sein lebloser Körper unter einem Hochspannungsmast in der Nähe von Mailand gefunden. Dieses viel diskutierte Ereignis wurde nie aufgeklärt.
Fast zwanzig Jahre später trafen sich ein Regisseur, eine Journalistin, ein Buchhändler und ein Universitätsprofessor, die Feltrinelli persönlich gekannt hatten, um mittels eines Drehbuchs über seine Geschichte zu sprechen. Es entstand kein Film,  dennoch wurde nach und nach immer klarer, wie sehr sein Todesfall einen Wendepunkt für die intellektuelle und linke Szene Italiens darstellte.
Als Nanni Balestrini letztes Jahr starb, las ich unzählige Würdigungen. Ich hatte noch kein ganzes Buch von ihm gelesen, war allerdings berührt und wollte unbedingt mehr über diesen Schriftsteller wissen. Dann wurde mir dieses Buch geschenkt: Durch verschiedene Erzählregister schildert Balestrini eine der faszinierenden Figuren des 20. Jahrhunderts, die aufgeheizte Atmosphäre und die sozialen Kämpfe der Jahre nach 1968. Nach ein paar Sätzen nur war ich schon in seine wilde, mutige, präzise Erzählstimme verliebt. (Giulia Silvestri) Vorwort zur Neuausgabe

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Alice Vollenweider: Italiens Provinzen und ihre Küche

Verlag Klaus Wagenbach 1990, erhältlich in der 19. Auflage 2021, 160 S., € 18,-, im Nachdruck, erscheint wieder im Juli 2021

(Stand April 2021)

Voellenweider_Alice_Italines_Provinzen_und_ihre_Küche_Danteperle_Dante_connectionDer Trend bei Kochbüchern ist zur Zeit Opulenz und Farbigkeit, ganz anders kommt da ein schmaler engbedruckter Saltoband mit kleinen Schwarzweiß-Fotos daher, der uns einlädt, die vielfältigen regionalen Küchen Italiens kennenzulernen und die Menschen, die mit Leidenschaft kochen und ihre kostbaren Familienrezepte und die Geschichten dazu liebend gerne mit anderen teilen. Immer wieder lässt es sich vortrefflich in diesem reichen kleinen Buch schmökern und mit der Autorin direkt in die häuslichen Kochtöpfe schauen. In der Vorstellung können wir mit der profunden Italienkennerin mitreisen an die verschiedensten Orte und Zusammenhänge, um dann ganz konkret die beschriebenen Köstlichkeiten nachzukochen. Wie oft hat mich schon das blitzschnelle phantastische Dolce, die Crema del Lario aus Sahne, Zitrone und Grappa, gerettet, haben Gäste sich auf den Risotto alla milanese gestürzt, freue ich mich im Winter auf eine tröstliche Minestra di Fagioli nach einem Triestiner Rezept. Zu unser aller Glück hält der Wagenbach Verlag dieses einzigartige Koch- und Reisebuch seit 30 Jahren lieferbar. (Stefanie Hetze)

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Astrid Lindgren: Märchen

Aus dem Schwedischen von Senta Kapoun, mit Illustrationen von Ilon Wikland, Oetinger 1989, 224 S., € 17,-, ab 6, zum Vor- und Selberlesen

(Stand März 2021)

LindgrenAllseits bekannt sind Pippi und Michel, Lotta oder die Kinder von Bullerbü. Aber Astrid Lindgren hat auch wundervolle Märchen geschrieben. Da wird Göran, der nicht laufen kann, von Herrn Lilienstengel mit ins Land der Dämmerung genommen, wo alles „keine Rolle spielt“, da tauchen die Zwergenkinder Peter und Petra in der Schule und ein sprechender Kuckuck Lustig im Kinderzimmer auf, und ein Junge kämpft gegen Räuber im Puppenhaus seiner Schwester. Alle Geschichten sind voller Fantasie, mal geheimnisvoll, mal lustig, oft schleicht sich Magisch-Mystisches in eine bisweilen triste Alltagswelt, und viele der Geschichten sparen – ähnlich wie Lindgrens Klassiker „Mio mein Mio“ und „Die Brüder Löwenherz“ – Themen wie Armut, Krankheit und Tod nicht aus. Freundschaft, Mut und Hilfsbereitschaft sind die Werte, welche die überzeugte Humanistin zu vermitteln wusste. Die wundervollen Illustrationen von Ilon Wikland lassen das Buch zu einem bis ins Erwachsenenalter geliebten Klassiker werden – das Exemplar aus meiner Kindheit steht jedenfalls noch bei mir im Regal. (Syme Sigmund)

Blick ins Buch

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WUB – Die Woche der unabhängigen Buchhandlungen

Vom 3. bis 10. November 2018 findet die WUB – die Woche der unabhängigen Buchhandlungen statt.

Eine Woche lang zeigen sich 700 unabhängige Buchhandlungen („Indies“) in ganz Deutschland buchstäblich von ihren schönsten Seiten. Es handelt sich um die größte derartige Aktion, die es jemals gab.

Inhabergeführte Buchläden sind nicht wegzudenken aus unseren Städten und Regionen. Ihr Beitrag zum wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben ist von beachtlicher Bedeutung. Das ist für diejenigen, denen diese Bedeutung längst klar ist, ein guter Grund zu feiern – und für alle anderen eine schöne Gelegenheit zu erfahren, dass es es gute Bücher auch ganz in der Nähe gibt.

Auch wir beteiligen uns und zwar mit zwei Aktionen:

Samstag, 3.11.2018 – Autorensamstag

11 Uhr mit Eva Muszynski und Karsten Teich

Muszinsky_Teich Samstagvormittag werden Eva Muszynski und Karsten Teich Kinder und Erwachsene beraten sowie ihre tollen eigenen Bücher signieren. Was wohl der Cowboy Klaus und seine Entourage dazu sagen? Wir jedenfalls sind aus dem Häuschen vor Freude über diese Unterstützung!

 

 

 

 

 

16 Uhr mit Sarah Schmidt

schmidt_sarah(c)MatthiasFjuhrerSarah Schmidt, deren „Danteperle“ „Eine Tonne für Frau Scholz“ wir heiß und innig lieben, wird uns anlässlich des Autorinnensamstags besuchen und nicht nur ihre eigenen Bücher verkaufen. Diese sind im Verbrecher Verlag und bei Insel erschienen. Wir freuen uns sehr über diesen besonderen Gast!

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 4.11. Luce D’Eramo „Der Umweg“ (Klett-Cotta) präsentiert von Reinhold Joppich

Cover_D'EramoLuce ist 18, begeisterte Faschistin und nicht überzeugt von den Nachrichten das nationalsozialistische Deutschland. Um sich selbst ein Bild zu machen, begibt sie sich 1944 freiwillig zu IG-Farben nach Höchst und kommt in weitere deutsche Arbeits- und Konzentrationslager. Sie erlebt ein zerbombtes und zerrüttetes Land. Am Ende verliert sie ihre körperliche Unversehrtheit, aber auch die Illusionen über eine zerstörerische Ideologie.
Der Verlag Klett-Cotta hat das wichtige Buch soeben neu aufgelegt. Der  Italienkenner Reinhold Joppich wird dessen Geschichte erzählen und von Luce D’Eramos Umwegen berichten.

Vorverkauf 6 € / 4 € – Tageskasse 8 € / 5 €

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Freitag, 10.11.2017

Helge-Ulrike Hyams: Das Alphabet der Kindheit (Berenberg)

hyams_1500Was ist ein Kind? Was denkt es, was tut, träumt, spielt, spricht, liest es? Aber auch: Was will, kann, darf, muss, soll es? Ratgeber für ratlose Erwachsene füllen viele Regalmeter, doch die leidenschaftliche Pädagogin Helge-Ulrike Hyams hat ein subjektiv-literarisches Hausbuch verfasst, das sich im Ganzen lesen lässt, zu dem man aber auch immer wieder greifen wird – sei es zu bestimmten Anlässen (Heimweh, Eifersucht, Krankheit, Schulschwänzen) oder einfach zum Nachdenken über die schönen (Schokolade, Glück, Kuscheltier) und weniger schönen (Lügen, Einsamkeit, Quälen, Strafen) Momente im Leben eines Kindes. Verleger Heinrich von Berenberg stellt uns das Buch gemeinsam mit Helge-Ulrike Hyams vor.

wann? Freitag, 10.11.2017 um 20.15 Uhr

Vorverkauf 8 € / 5 €
Abendkasse 10 € / 7 €

Die Veranstaltung findet im Rahmen der WuB Woche der unabhängigen Buchhandlungen statt. #wub2017