Bompiani 2020, 296 S., ca. € 24,-
(aggiornato marzo 2021)
Nel suo „secondo debutto“, successivo alla pubblicazione di tre magnifici libri per bambini, Marta ritrova suo padre. Leonardo Barone è morto nel 2011 e sua figlia sente di non averlo mai conosciuto fino in fondo. È stato un padre distante e un po’ freddo, molti episodi della sua vita non le sono mai stati raccontati. All’improvviso Marta trova alcuni documenti, che la portano a scoprire l’esistenza di un processo per lotta armata. Il viaggio comincia: l’autrice risale agli anni 70, si interessa agli “anni di piombo”, intervista vecchie conoscenze del papà, a Roma, a Torino. Lentamente si forma un’immagine nuova. Barone ha scritto un romanzo di formazione intenso e commovente, spingendosi molto oltre il tema della relazione padre-figlia sullo scenario della storia italiana del Novecento. In ogni capitolo si trovano raffinate riflessioni: riguardo alla costruzione del libro stesso, alla distinzione fra opera e autore, alla discrepanza fra testimonianza e verità, fra letteratura e realtà. Una vera perla per traduttori dall’italiano! (Giulia Silvestri)
In ihrem „zweiten Debüt“, das zweite, da sie schon drei großartige Kinderbücher veröffentlich hat, findet Marta ihren Vater wieder. Leonardo Barone ist 2011 gestorben und seine Tochter hat das Gefühl, ihn nie richtig gekannt zu haben. Als Vater war er kalt und distanziert, viele Ereignisse seines Lebens wurden ihr nie erzählt. Eines Tages findet Marta einige Dokumente, die auf einen Prozess hinweisen. Die Reise beginnt: Die Autorin geht zurück bis in die 70er Jahre, befasst sich mit den „anni di piombo“ (die Bleiernen Jahre), interviewt alte Bekannte in Rom, in Turin und langsam entsteht ein neues Bild. Barone hat einen eindringlichen, ergreifenden Bildungsroman geschrieben, der über die Vater-Tochter-Beziehung, über die Geschichte Italiens hinausgeht. In jedem Kapitel findet man feine Überlegungen der Autorin: Über die Entstehung des Buches selbst, über die Unterscheidung zwischen Werk und Autor, über die Diskrepanz zwischen Zeugnis und Wahrheit oder zwischen Literatur und Wirklichkeit. Eine echte Perle für Übersetzter*innen aus dem Italienischen! (Giulia Silvestri)

Im Übergang vom bäuerlich geprägten Leben zur Industriegesellschaft sind die Geschichten aus der Region Himmerland im nördlichen Dänemark zeitlich angesiedelt. Menschen, die ihrer einfachen und harten Arbeit in der Landwirtschaft nachgehen, ohne die Frage nach Sinn oder Gerechtigkeit ihres Daseins zu stellen, werden in den sehr unterschiedlichen und doch auch wieder den gleichen Motiven nachspürenden Erzählungen dargestellt. Alles ist hinreichend begründet durch den christlichen Glauben und die überlieferten Verhältnisse. Jensen lenkt den Blick auf den einzelnen Menschen. Da ist der „stille Mogens“, der, seinen Mitmenschen gleich, das Sprechen für weitgehend überflüssig hält. Als er sich in ein junges Mädchen verliebt, stürzt ihn seine Sprachlosigkeit erst in Hilflosigkeit, dann in Missbrauch und Brandstiftung, um am Ende zum Retter und Helden zu werden, der vierzig Jahre glücklich verheiratet sein wird. Die Geschichte um „Andreas Olufsen“ beschreibt das genaue Gegenteil. Der Mann, der aus der dörflichen Enge ausbricht, die Welt bereist, um, zurückgekehrt, Lebensfreude und Genuss ins Dorf zu bringen. Die Abneigung der Mitmenschen ihm und seiner Lebensfreude gegenüber treibt ihn tief in religiöse Zweifel, die er durch Gründung einer Sekte überwindet. Unglücklich und verspottet stirbt er einsam.
Die Schriftstellerin Natalia Ginzburg ist die bedeutendste Minimalistin der italienischen Literatur. In ihren Romanen, Erzählungen und Texten ist jedes Wort mit Bedacht gesetzt, erbarmungslos, aber gleichzeitig mit viel Ironie enthüllt sie menschliche Schwächen, die Verstrickungen in Familien, die Abgründe zwischen Frau und Mann. Ihre Bücher sind moderne Klassiker der Weltliteratur, Inspiration gerade für Autorinnen weltweit.
Luftpiraten leben in Luftlöchern (unterluftig miteinander verbunden), sind grauhäutig, immer schlecht gelaunt und stets streitlustig (schon mal überlegt, wo Blitz und Donner herrühren? Na also). Dafür gibt es sogar eine Schule, mit Streitunterricht und Brüllwettbewerb. Luftpiratenlehrer Adiaba ist da selbstverständlich Experte, doch eines Tages liegt ein Baby vor seiner Tür: Zwolle. Eine Katastrophe! Denn Zwolle ist ein Weißer Luftpirat, lieb, nett, freundlich – und verboten! Adiaba bringt es nicht übers Herz (was für ein ungewohntes Gefühl!) ihn anzuzeigen. Als er dafür verhaftet und verbannt wird, macht Zwolle sich mit Franka, dem unerschrockensten Luftpiratenmädchen weit und breit, Kaspar, einem wandelbaren Luftikus, Theo Rättich, einem furchtbar gelehrten Luftpiraten, sowie Charley Gottchen, der nur als Stimme existiert, auf, ihn zu befreien. Ein spannender Roman für alle ab 9 und zum Vorlesen, ein mitreißendes Feuerwerk sprachlicher Fantasie. (Syme Sigmund)
Die Aufmachung ist schon sehr fein und das hat mich als Blickfang gereizt. Dann das Thema: „Die Atemlehrerin“. Und dann der Untertitel: „Wie Carola Spitz aus Berlin floh und die Achtsamkeit nach New York mitnahm“. Der Verfasser, mir bisher unbekannt: Christoph Ribbat. Der Inhalt beschreibt ineinander verschränkt die Biographie einer Berliner Jüdin, die es geschafft hat, nach der Flucht aus Berlin in Holland ihren Mann aus den Händen der Nazis zu befreien und mit ihm schließlich in New York zu landen, um dort eine neue Existenz aufzubauen. Am Central Park, mit dem Lift in die zehnte oder elfte Etage in ihr helles, freies Studio, in dem sie Unterricht gab, über viele Jahrzehnte. Parallel wird die Geschichte der Gymnastik-Bewegung erzählt, aus der auch der Atem-Kult hervorging. All das Aufregende und für mich Neue wird sachlich und ruhig und doch mit viel Empathie erzählt, basierend auf gründlicher Recherche. Schön, dass auch Fotos aus dem Leben dieser tüchtigen und selbständigen Frau enthalten sind. Neben all den vielen Frauen-Biographien, von denen jede einzelne wichtig und notwendig ist, gelingt dieser Biographie etwas Außergewöhnliches: Zeitgeschichte mit persönlichem Schicksal ruhig und trotzdem sehr engagiert zu verbinden. Ein Gewinn und ich wünsche dem Buch viele Leser und Leserinnen. (Lisette Nichtweiss)
Rita lebt mit ihrer Mutter direkt am Pichelssee, einer Ausbuchtung der Havel im Westen Berlins. Gut haben sie es, findet Rita, mit ihrer eigenen Bootsschule so direkt am Wasser, und außerdem hat sie bald Geburtstag, wird zehn und kann ihre Feier mit Segelregatta und riesiger Marzipantorte kaum erwarten. Da passt es gar nicht, dass ihre Mutter plötzlich mit einem Mann auftaucht, in den sie augenscheinlich auch noch verliebt ist, und der seine drei unausstehlichen Söhne mitbringt. Denen gefällt es so gut am Pichelssee, dass sie die Sommerferien über gleich bei ihnen bleiben wollen. Das kann Rita alles gar nicht akzeptieren, und so schmiedet sie Pläne, wie sie die drei Nervbolzen wieder los wird, und den Mutter-Stefan gleich mit dazu. Wenn doch ihre beste Freundin Leonie endlich aus dem Urlaub zurück wäre, um ihr beizustehen.
Dieses Buch ist wie ein guter Kuchen – eine harmonierende Mischung aus Rezepten, dazu passenden Geschichten und hinreißenden Illustrationen, verschmolzen zu einem gelungenen Ganzen. Maira Kalman schreibt und bebildert Momente, in denen ein Kuchen genau das richtige ist, und schwelgt dabei auch in Erinnerungen an ihre Kindheit in Tel Aviv. Da gibt es den Schokoladenkuchen eines unbeschwerten Kindheitssommers, den Kuchen für gemeinsames Pläneschmieden, den trostspendenden Kuchen für ein gebrochenes Herz oder die üppige Torte, um die sich gute Freunde versammeln. Und das Beste: Die Rezepte sind leicht nachzubacken und liefern wunderbare Ergebnisse. Kein Tag mehr ohne Kuchen, her mit dem Kuchen! (Syme Sigmund)
Das „Mädchen mit der Leica“ ist die Antifaschistin und Reporterin Gerda Taro, eine intelligente mutige Frau, deren Geschichte bis vor wenigen Jahren unbekannt war. Als Lebensgefährtin des berühmten Fotografen und Kriegsreporters Robert Capa stand Gerda Taro lange in seinem Schatten. In Stuttgart geboren, nach Leipzig und Berlin gezogen, aus dem Nazi-Regime nach Paris geflüchtet, wurde die erste Kriegsfotografin der Welt im Spanischen Bürgerkrieg mit nur 26 Jahren von einem Panzer zu Tode gequetscht.
England zwischen 2010 und 2018. Eine Gruppe alter Freunde zwischen London und Birmingham, eher links orientierte Intellektuelle und ihre Familien, erleben und registrieren den schleichenden Wandel der Gesellschaft bis hin zum Brexit, die zunehmende Fremdenfeindlichkeit und Verbittertheit der Middleclass, die „Old England“ verklärt, der „Political Correctness“ den Kampf ansagt und die Grenzen des „öffentlich sagbaren“ nach und nach immer weiter verschiebt. Verschiedenste Episoden, dem Leben der Protagonisten über die Jahre folgend und spannungsreich miteinander verwoben, lassen einen intensiven Eindruck von der Stimmung im Land entstehen. Dabei ist Coes durchaus unterhaltsam-ironischer Roman kein ausschließlich auf England zu beziehendes Buch, sondern zum Verständnis der in ganz Europa erfolgten und noch erfolgenden sozial-politischen Entwicklung unbedingt lesenswert. (Syme Sigmund)
In einer Dünenlandschaft, in doppelseitigen bläulich gehaltenen Tableaus, vergnügt sich ein knallorange leuchtender Fuchs damit, die schönen Seevögel zu jagen, im angrenzenden Wald viele verschiedene Tiere zu erschnuppern und zwei lilafarbige Schmetterlinge so über die Dünen zu verfolgen, dass er ganz weit fliegt und mit einem großen Plumps auf dem Sand aufschlägt. Platt auf dem Rücken liegend fängt der kleine Fuchs an zu träumen. Kleine farbige Zeichnungen und zunehmend Worte erzählen von seiner glücklichen Kindheit, den Fuchseltern, Spielen mit den Geschwistern, Entdecken der Sinne und der Welt, aber auch, wie er lernt Mäuse zu fressen und ihm selbst Schlimmes passiert. In der zwischen phantastischem Traum und anschaulicher Realität changierenden Geschichte kommt auch ein kleiner Mensch ins Spiel. Aber das sollen sich Kinder und Erwachsene in diesem hinreißenden Bilder-& Vorlesebuch selber ansehen und weiterspinnen. (Stefanie Hetze)