Illustrationen von Anna Gusella, Beltz & Gelberg 2020, 140 S., € 14,95, ab 14
(Stand März 2021)
Wenige Tage vor Oma Sieglindes Tod hat Maia ein Notizbuch von ihr geschenkt bekommen. Nun beginnt die 16-Jährige, es zu füllen – denn dieser Tod wirbelt ihr ohnehin kompliziertes Teenager-Leben noch mehr durcheinander. Oma Sieglinde war der Fels in der Brandung für Maia, ihre beiden jüngeren Schwestern und ihre alleinerziehende Mutter. Immer gab es bei ihr ein offenes Ohr. Und war es mal wieder knapp am Monatsende auch etwas zu essen. Das ist nun vorbei und Maia versucht die Lücke zu schließen. Aber schafft sie noch einen Teilzeitjob mehr? Zum Glück hat sie zwei großartige Freund:innen, die ihr nicht nur gegen die „beschissenste Gleichung der Welt: schlank = SCHÖN = wertvoll“ den Rücken stärken. Elisabeth Steinkellner und Anna Gusella haben für dieses absolut beeindruckende Tagebuch eng zusammengearbeitet. Anna Gusella übernahm neben der Illustration schließlich auch das finale Layout, wobei es ihr meisterlich gelang, Text und Bild zu einer regelrechten Symbiose zu verschränken. Kaum zu glauben, dass hier zwei Köpfe und vier Hände am Werk waren! (Jana Kühn) LeseprobeDas bestelle ich!

Wenn die letzten Besucher den Rummel abends verlassen haben, das Tor zugesperrt und das Licht abgeschaltet wurde, kommen die Tiere des Waldes, um sich genauso zu vergnügen, wie am Tag die Menschen. Durch ein Loch im Zaun schlüpfen sie hinein, Strom an, und los gehts – auf Karussell und Achterbahn, zum Bällewerfen oder auf die Schiffsschaukel. Popcorn und Hot Dogs werden verkauft, alle amüsieren sich prächtig, bis die Dämmerung kommt.
Gerade in der Winterzeit, wenn die Natur pausiert, ist allein die Beschäftigung mit alten Früchten wie dem „Herbstprinz″, dem „Weißen Winterkalvill″, dem „Königlichen Kurzstiel″, der „Venusbrust″, der „Krachmandel″ oder dem „Gubener Spilling“ eine außerordentliche Freude. Die Gärtnerin und Übersetzerin (auch von Nigel Slaters Kochbüchern) Sofia Blind hat in ihrem mit vielen Bildtafeln wunderschön ausgestatteten Band alte Obstsorten mit ihren historischen Namen, ihrer Geschichte und ihren faszinierenden Besonderheiten anschaulich porträtiert. Anregungen zum Anbau, Tipps zum Erwerb historischer Früchte sowie Hausmacherrezepte für Marmeladen, Aufläufe und Desserts machen noch mehr Lust, sich auf die Suche nach gesunder geschmacklicher Vielfalt zu begeben. (Stefanie Hetze)
Der neueste grenzüberschreitende Geniestreich der Künstlerin Leanne Shapton: ein harmlos daherkommendes weißes Gästebuch mit weihnachtlich-konventionellem Vorsatzpapier führt uns gleich ein in den Alltag, in dem längst nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Häuser, Räume, Kleider, Gegenstände, Tiere, Begegnungen entwickeln ein irritierendes vielschichtiges Eigenleben durch die virtuose Kombination und Reihung von Fotos, Illustrationen und Texten. So schleichen sich vielgestaltige bizarre Gespenster und Geister in dieses phänomenale Kabinett des Alltäglichen ein, das macht schaurig-schönen Spaß und regt zum Nachdenken über Schein und Sein nach! (Stefanie Hetze) 
Als ziemlich eigenbrötlerischer Zeitgenosse erforscht der Dachs mit großer Leidenschaft Steine. Dafür braucht er jede Menge Ruhe, Zeit und vor allem Platz. Als ihm seine Tante das Stinktier als Mitbewohner aufdrückt, weiß er deshalb sofort, dass das nicht gut gehen kann. Schließlich sind sie keine Familie! Das ausgesprochen charmante Stinktier plaudert ihn jedoch in Windeseile an die Wand und wickelt ihn mit Leckereien zum Frühstück um den Finger. Doch wer räumt anschließend die Küche auf? Hmm?! Als später auch noch jede Menge Hühner zu Besuch kommen, dreht Dachs durch … Das ungleiche Paar ruckelt sich jedoch zusammen in dieser fabelhaften WG wider Willen. Bei diesem hintersinnigen Vorlesespaß, der in den USA sehr beliebten Amy Timberlake, haben auch die Erwachsenen viel zu Lachen. Ebenso prominent besetzt sind Illustration und Übersetzung: Jon Klassen, dessen unglaublich sprechende Zeichnungen in Farbe und Schwarz-Weiß begeistern und der soeben mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Und Michael Gutzschhahn, der die herrlichen Doppeldeutigkeiten brillant übersetzt hat. Bei diesem Vorlesespaß bleibt kein Auge trocken – wir warten gespannt auf Band zwei! (Jana Kühn)
Allein das Buch in den Händen zu halten ist ein Genuss, da die vorgestellten Tiere auf den Einband geprägt sind, lassen sich ihre Umrisse ertasten. Und fürs Auge hat die Illustratorin Kat Menschik wirklich kongenial gesorgt und die Tiere auf schwarzem Hintergrund porträtiert, der ihre Farbigkeit und Vielfältigkeit umso mehr zum Leuchten bringt. Das Multitalent Mark Benecke bringt uns in seinen unterhaltsamen und gleichzeitig wissenschaftlich fundierten Texten Vertreter kurioser Spezies nahe, so neben Bekanntem wie Möpsen oder Glühwürmchen den „Rotbeinigen Schinkenkäfer“, „Betrunkene Elche“ oder „Kopffüßler“. Ihre Eigenarten und Vorlieben beschreibt er mit dem Vorhaben, „unsere Mitlebewesen ihr eigenes Ding machen zu lassen. Egal, ob und wie viele Arme und Beine sie haben.“
Sizilien ist alles gleichzeitig: Geschichte und Mythologie, Schönheit und Zerstörung, Antike und Moderne, Europa und Afrika, Tod und Vitalität. Die sizilianische Musikerin Etta Scollo, die früh ihre Heimat verließ, aber in ihrem Herzen und ihren Liedern diese besondere Insel mit ihren unzähligen Facetten und Widersprüchen in sich trägt, begibt sich auf Spurensuche quer durch die Orte und Regionen. Sie befragt viele Menschen, die anders als sie geblieben sind, Künstler*innen, Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, auch Zufallsbekanntschaften. Alle eint, dass sie ihre Insel leidenschaftlich lieben, heftig unter den Missständen leiden und sich mit Nachdruck in ihre Ideen stürzen, ihr Sizilien zu erneuern. Dazu gibt es Scollos eigene Erinnerungen, literarische Texte, charakteristische Fotografien der Menschen, Landschaften, Häuser und Details, Scollos Liedtexte – und als Sahnehäubchen den Downloadlink oder in der Sonderausgabe die CD zum akustischen Mitreisen. Besser lässt sich die Insel momentan nicht erkunden! (Stefanie Hetze)
In der großbürgerlichen Villengegend Berlin – Schlachtensee fällt ein Haus komplett aus dem Rahmen ob seiner Schlichtheit und Schönheit: eine Bauhausikone entworfen von Peter Behrens. Dieses Haus gehörte seit 1934 dem jüdischen Schauspieler Fritz Wisten und seiner Frau Dorothea, ebenfalls einer Schauspielerin. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Nazigrößen und wenigen NS-Gegnern überlebten sie hier mit ihren Töchtern, ihrem schwulen jüdischen Untermieter Freddy Balthoff und anderen, denen sie halfen, Naziterror und Bombenangriffe und die Nachkriegszeit, in der sich in der deutschen Kulturlandschaft schnell wieder die alten Seilschaften durchsetzten.
Per la prima volta il magazine firmato Iperborea racconta una città europea, invece di un paese del mondo. L’eccezione si deve al fatto che la città in questione è Berlino e che nel 2019 la capitale tedesca festeggia il trentennale dalla caduta del Muro. Il volume è composto da sedici saggi brevi perlopiù inediti, firmati da autori e autrici quali Cees Nooteboom, Peter Schneider, Christine Kensche, Annett Gröschner, Vincenzo Latronico; un reportage fotografico del fotografogiornalista pluripremiato Mattia Vacca; illustrazioni di Francesca Aena e infografiche di Pietro Buffa. Ne esce un ritratto vicino alla realtà delle cose, convincente perchè non nasconde criticità e non annega nella nostalgia, ma prova a fare i conti con quello che non è più e non è ancora. (Giulia Mirandola)