Julya Rabinowich: Hinter Glas

Hanser Verlag 2019,  208 S., € 16,-, TB November 2022, € 10,95, ab 14
(Stand September 2022)

Rabinowich_Hinter Glas_DanteperleAlice wohnt mit ihren Eltern in einer großen Villa. Ihr Großvater ist ein wohlhabender Mann, der die Macht über die Familie hat und diese tyrannisiert. Alice hat keine Freunde. In der Schule wird sie gemobbt. Doch dann kommt Niko neu in die Klasse. Der braungebrannte Junge, der das Leben als Abenteuer nimmt und unglaublich viel zu erzählen hat, macht sie glücklich. Zusammen mit ihm fühlt sie sich stark. Alice hat genug von ihren schwierigen Familienverhältnissen und sieht ihre einzige Chance darin, zusammen mit Niko abzuhauen. Ein langer Sommer ohne Zeitgefühl, doch Niko verändert sich zunehmend. Alice muss entscheiden, was das Richtige ist und was sie überhaupt will …
Ein unglaubliches Buch, das die Entwicklung der Persönlichkeit einer Jugendlichen innerhalb eines Sommers hervorragend zeigt und wie viel Kraft es kostet Nein zu sagen. Außerdem wunderschön geschrieben, man fühlt sich ab der ersten Seite mit den Charakteren verbunden. Sollte man unbedingt gelesen haben! (Rosa, Schülerpraktikantin, Januar 2019)

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Alessio Torino: Über mir die Sonne

Aus dem Italienischen von Johannes von Vacano, Verlag Hoffmann und Campe 2018, 160 S., € 18,-
(Tina, minimumfax 2016, ca. € 20,50)
(Stand April 2021)

Alessio TorinoTina ist mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Bea zum ersten Mal allein in Urlaub, nachdem der Vater die Familie verlassen hat. Träge und heiß sind die Tage im Sommer auf Pantelleria, der Insel vulkanischen Ursprungs zwischen Sizilien und Afrika. Das Mädchen – zwischen Kindheit und Jugend schwebend, noch nach Quallen fischend und kurzhaarig auf Fremde wie ein Junge wirkend – beobachtet die Zufallsgemeinschaft, die sich um das kleine Lokal in der Bucht versammelt hat: der attraktive Wirt Andrè, der Korse Stefano mit seiner französischen Freundin Parì, der alkoholsüchtige Kanadier Charles. Doch die Fröhlichkeit der Erwachsenen täuscht, ihre jeweilige Vergangenheit lässt sich nicht abschütteln, die Spannungen wachsen parallel zur Nervosität wegen der Quallenplage, die ein erfrischendes Bad, und der Intensität des Mistrals, der ein Anlegen der Fähre verhindert. Allen entgeht, dass Tina sich immer mehr verliert zwischen der Sehnsucht nach dem Vater und dem Wunsch, als sie selbst wahrgenommen zu werden. Alessio Torino hat ein veritables Kammerspiel vorgelegt, voller Leerstellen und Andeutungen, ohne ein Wort zu viel, ist es dem Leser überlassen, die Hintergründe zu interpretieren. Eine empfehlenswerte Sommerlektüre voller Abgründe. (Syme Sigmund) Leseprobe

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Linus Reichlin: In einem anderen Leben

Galiani 2015, 384 S., € 19,99, Kiwi TB 9,99

(Stand März 2021)

reichlin-in-einem-anderen-leben-dante-connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergLuis Kindheit und Jugend sind geprägt von den Auseinandersetzungen zwischen seinen Eltern und dem Alkoholismus seines Vaters. Hinter der gutbürgerlichen Fassade der reichen Zahnarztfamilie herrschen Gefühlskälte und Aggressivität, die den Jungen schon mal zum Schlafen in den Keller treiben, da die Angst vor Ratten und Spinnen kleiner ist, als die vor dem Vater. Luis ergreift die erste Möglichkeit diesem Haus zu entfliehen und beginnt, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Doch seine Vergangenheit lässt ihn nicht los, bestimmt seine Ängste, seine instinktiven Reaktionen und die seiner Lebensgefährtinnen. Als er selbst Vater wird, holt Ihn die Last seines früheren Lebens mit aller Wucht ein.
Reichlin geht auf feinfühlige Weise der Frage nach, wie Kinder von Suchtkranken ihr Leben lang unter ihren Erfahrungen leiden und von diesen beherrscht werden. Dass dabei auch noch ein packend zu lesender Roman heraus gekommen ist, macht dieses Buch zu einer äußerst interessanten, lohnenden Lektüre. (Syme Sigmund)

Leseprobe

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Angelika Klüssendorf: Das Mädchen

Verlag Kiepenheuer & Witsch 2011, 192 S., (nicht mehr lieferbar)
TB Piper 2021, € 12,-

(Stand März 2021)

Ein schmaler Band, ein großes Stück Literatur über ein Phänomen, das es laut realsozialistischer Propaganda so in der DDR hätte gar nicht geben dürfen: familiäre Verwahrlosung, Gewalt gegen Kinder, Alkoholismus. Namenlos bleibt das Mädchen, wie auch sein kleiner Bruder und erschütternd ist, was ihnen geschieht, wie sie aufwachsen müssen. Ohne Zuneigung, ohne Rückhalt, stattdessen voller Wut und Grausamkeiten. Wie das Mädchen daran krankt und dennoch wächst, ist absolut lesenswert! (Stefanie Hetze)

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