Susanna Mattiangeli & Vessela Nikolova: Ein Strandtag

Aus dem Italienischen von Lucia Zamolo, Bohem Press 2020, 36 S., € 15,-, ab 3
(In spiaggia, Topipittori 2018, ca. € 23,-)
(Stand März 2021)

Mattiangeli_susanna_Vessela_Nikolova_Ein_ Strandtag_Dannteperle_Dante_ConnectionFür viele Menschen ist das Meer schlicht und einfach und immer ein Sehnsuchtsort. Und erst recht jetzt, nach so langer Zeit, da wir nicht hindurften. Für alle, die noch nicht wissen, ob und wie das wohl klappt in diesem Jahr mit Sommer, Sonne & Strandurlaub, hätten wir hier eine wunderschöne Lösung zwischen zwei Buchdeckeln: ein Bilderbuch, mit dem wir uns das Meer mit allem Drum und Dran – ob in Vorfreude oder Melancholie – direkt nach Hause holen können. In Ein Strandtag riecht es förmlich nach Salzwasser und Sonnenmilch, so detailgenau und liebevoll haben die beiden Italienerinnen die Atmosphäre zwischen Sonnenschirmen und Sandburgen eingefangen. In zarten Farbstiftzeichnungen und einer Erzählperspektive, die ganz den Blick eines Kindes inne hat, ist dies unser Dante-Bilderbuch des Sommers. (Jana Kühn) Blick ins Buch

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Paul Scraton: Am Rand. Um ganz Berlin

Aus dem Englischen von  Ulrike Kretschmer. Matthes & Seitz 2020, 220 S., 10 Farbfotos, € 22,-

(Stand März 2021)

Scraton_Paul_Am_Rand_um_ganz_Berlin_Danteperle_Dante_ConnectionFlaneure wie Franz Hessel oder Walter Benjamin haben der Stadt Berlin immer wieder literarische Denkmäler gesetzt, sich jedoch auf das pulsierende Zentrum fokussiert. Der britische Wahlberliner Paul Scraton widmet sich dem ganz Anderen, dem Entlegenen, für das sich eigentlich niemand interessiert. 10 Wanderungen rund um Berlins Stadtgrenze in den unwirtlichen grauen Monaten Januar bis März hat der Landschaftshistoriker unternommen, ist immer am Rand der ehemaligen Grenze durch Gewerbegebiete, Wohnsiedlungen, Wälder und Brachen gelaufen, vorbei an Baustellen, Gleisen, Zäunen, Gedenktafeln. Er trifft auf Menschen und Geschäftigkeit, aber auch auf völlig verlassene Gelände, Leere und Stillstand. Faszinierend ist es zu lesen, wie sich große entscheidende Ereignisse der Geschichte und Rolle Berlins auch an den sich zerfasernden Rändern der Stadt niederschlagen und widerspiegeln. Der äußerst belesene Autor (was für ein Literaturverzeichnis!) verschmilzt sein erstaunliches Wissen, seine Offenheit und seinen geschärften Blick fürs Wesentliche in scheinbar nebensächlichen Details zu einer spannenden Erkundung dessen, was uns umgibt. Sein Buch ist eine wunderbare Einladung, es ihm nachzutun. (Stefanie Hetze) Leseprobe

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Helen Wolff: Hintergrund für Liebe

Mit einem Essay von Marion Detjen, Weidle Verlag 2020, 216 S., € 20,-, Sonderausgabe Rowohlt 2022, € 15,-

(Stand März 2022)

Wolff_Helen_Hintergrund_für_Liebe_Danteperle_Dante_ConnectionScheinbar jagt ein Klischee das nächste: Eine junge mittellose attraktive Frau fährt mit einem älteren erfolgreichen wohlhabenden Mann in seinem Schlitten für ein paar Wochen nach Südfrankreich. Er lädt sie in Luxushotels ein, geht in Nizza mit ihr ins Casino, trifft als „Mann von Welt“ seine Entourage und schöne Frauen. Sie hatte sich diese Auszeit auch aus dem immer finsterer werdenden Deutschland, es sind die beginnenden Dreißigerjahre, ganz anders vorgestellt, von einem einfachen Häuschen zu zweit geträumt. Sie leidet, sein Egoismus kann ihre Liebe zu ihm jedoch nicht erschüttern und so macht sie einen entscheidenden Schritt, der diesen Roman auch für heutige Leser*innen sehr anziehend macht. Obwohl es ihr schwerfällt, verlässt sie ihn, sucht sich neue Menschen und ihr eigenes Traumhäuschen im Weinberg nah am Meer. Das alles entfaltet natürlich auch bei ihm eine starke Zugkraft . . .
Ihren um 1932 geschriebenen Roman hat Helen Wolff, die berühmte spätere Verlegerin, nie veröffentlicht, aber ihrem Sohn mit dem Kommentar „At my death, burn or throw away unread!“in einem Umschlag hinterlassen. Nun hat der Weidle Verlag ihn zu unserem Glück erstmals publiziert, angereichert mit einem Essay von Marion Detjen, die Zugang zu familieninternen Dokumenten hatte, und die die Hintergründe zu diesem Sommerliebesroman aufschlussreich und plastisch erzählt. (Stefanie Hetze)

Leseprobe

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AA.VV.: The Passenger. Berlino

Iperborea 2019, 192 pp., ca. € 28,50
(aggiornato marzo 2021)

The Passenger_Berlino Per la prima volta il magazine firmato Iperborea racconta una città europea, invece di un paese del mondo. L’eccezione si deve al fatto che la città in questione è Berlino e che nel 2019 la capitale tedesca festeggia il trentennale dalla caduta del Muro. Il volume è composto da sedici saggi brevi perlopiù inediti, firmati da autori e autrici quali Cees Nooteboom, Peter Schneider, Christine Kensche, Annett Gröschner, Vincenzo Latronico; un reportage fotografico del fotografogiornalista pluripremiato Mattia Vacca; illustrazioni di Francesca Aena e infografiche di Pietro Buffa. Ne esce un ritratto vicino alla realtà delle cose, convincente perchè non nasconde criticità e non annega nella nostalgia, ma prova a fare i conti con quello che non è più e non è ancora. (Giulia Mirandola)

Voglio ordinarlo

Grand Tour. Reisen durch die junge Lyrik Europas

Hrsg. Federico Italiano und Jan Wagner. Hanser 2019, 584 S., € 36,-
(Stand März 2021)

Grand TourVon Polen über Mazedonien und Island nach Finnland reisen? Oder doch lieber aus der Schweiz über Albanien nach Spanien und Estland? Dabei Rehe im Anatomiemuseum beobachten oder bei Regen an Maulbeerbäumen entlangstreifen? Oder, oder, oder… Kein Problem, mit dieser unerschöpflichen Anthologie von rund 1000 Gedichten aus 47 Sprachen, ein lyrisches Kaleidoskop, das einlädt zum endlosen Entdecken, Versinken, Staunen- alles im Original und in deutscher Übersetzung. (Syme Sigmund) Trailer

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Vittorio Magnago Lampugnani: Bedeutsame Belanglosigkeiten

Kleine Dinge im Stadtraum. Wagenbach Verlag 2019, Großformat, 192 S., € 30,- TB März 2023, € 20,-
(Frammenti urbani. I piccoli oggetti che raccontano le città, Bollati Boringhieri 2021, ca. € 32,-)

(Stand März 2023)

Jede Stadt hat ihr eigenes Gesicht, geprägt nicht zuletzt durch die Dinge, die wir zwar wahrnehmen aber nicht bewusst sehen, wie Straßenschilder, Bürgersteige, Bushaltestellen, Poller oder Ampeln. Lampugnani, einer der international bedeutendsten Städtebautheoretiker, erzählt ihre (oft schon in der Antike beginnenden) Geschichten, sowie amüsante Anekdoten, anschaulich gemacht durch zahlreiche Fotos und Abbildungen. Ein Buch voller Überraschungen zum Stöbern, Staunen und Festlesen. (Syme Sigmund)

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Oliver Sacks: Die feine New Yorker Farngesellschaft

Eine Reise nach Mexiko. Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gusteren, Liebeskind Verlag 2019, 192 S., € 20,-

(Stand März 2021)

Sacks_Oliver_Die_feine_New_Yorker_Farngesellschaft_Danteperle_Dante_ConnectionDer Neurologe und Autor Oliver Sacks hatte eine ungewöhnliche Passion, die Liebe zu Farnen. Als er den Aushang für ein Treffen der „New Yorker Farngesellschaft“ entdeckt, ist es um ihn geschehen. Er wird Mitglied dieser Vereinigung, in der sich verschrobene Liebhaber*innen dieser Pflanze widmen. Für Sacks ist es einer der wenigen Orte, an dem sich Spezialisten treffen, denen es um die Sache, die Farngewächse, geht, und nicht um Eitelkeiten, Besserwisserei und Karrieren. Sein Glück ist perfekt, als er mit anderen Aficionados aus verschiedenen amerikanischen Farngesellschaften eine Reise in den Süden Mexikos unternimmt, um dort Hunderte von Farnen aufzuspüren, zu erforschen und zu bestaunen. Auch als Laie lässt sich durch seine Beschreibungen die Faszination dieser älteren Menschen nachvollziehen, die klettern, über Flüsse springen und sogar ihr Leben für einen seltenen Farn riskieren. Das steckt an, wie Sacks an sich selbst erfährt, und er erzählt in seinem Tagebuch, was diese naturkundliche Reise mit ihm macht, wie er immer weiter in die Geschichte des Ortes, Oxaca, eintaucht und dabei tiefes Glück erfährt. Und nach der Lektüre habe ich mir den Zimmerfarn zu Hause erstmals richtig angeschaut! (Stefanie Hetze) Leseprobe

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Jamel Brinkley: Unverschämtes Glück

Aus dem amerikanischen Englisch von Uda Strätling, TB Kein & Aber, März 2021, € 14,-

(Stand März 2021)

Es sind ausschließlich Geschichten von Männern, die in diesen neun Erzählungen die Handlung bestimmen, schwarze Männer, die in einer Gesellschaft leben, in der zum Mannsein gehört, Frauen als Sexualobjekte zu betrachten, in der ein echter Mann keine Schwächen zeigt, in der – so Brinkley -ein vorherrschendes „oft zerstörerisches Bild der Männlichkeit“ besteht. Doch Brinkleys Figuren entsprechen diesem Bild nicht. Auch wenn sie versuchen, ihre Schwächen zu verbergen, sind es gebrochene Gestalten, voller Scheu, Minderwertigkeitsgefühlen und Selbstzweifeln. Ob scheinbar von sich überzeugte junge Studenten, die versuchen, Frauen aufzureißen, ein linkischer Mann mittleren Alters, der die Abende einsam in einer Bar verbringt, oder der ehemalige Frauenschwarm, der ständig seine Wampe einzuziehen versucht – Brinkley stellt die Frage, was es bedeutet, heute ein schwarzer Mann in New York zu sein, und er tut dies mit so großem psychologischem Feingefühl, dass den Lesern die Protagonisten zwar nicht unbedingt immer sympathisch werden, aber doch sehr nahe kommen. Dieser junge Autor, dessen Erzählungen in Sprache und Form überzeugen, kann sich jetzt schon mit Recht einfügen in die Reihe der großen anglo-amerikanischen Kurzgeschichten-Autoren. (Syme Sigmund)

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John Hare: Ausflug zum Mond

Moritz Verlag 2019, 48 S., € 14,-, ab 4
(Stand März 2021)

Hare_John_Ausflug_zum_Mond_Danteperle_Dante_ConnectionVor 50 Jahren betrat der erste Mensch den Mond und wer weiß, was in noch einmal 50 Jahren alles möglich sein wird. John Hare hat dieser Frage in seinem großartigen Bilderbuchdebüt nachgespürt: Ein Kinderspiel könnte es sein oder nun gut . . .  ein Schulausflug. Schon auf der ersten Seite unterscheidet sich ein Kind trotz uniformer Raumanzüge deutlich von der Gruppe. Eine große Packung Zeichenstifte hat es dabei, bleibt bei den Erkundungen zurück und wird prompt bei der Abreise vergessen. Mit wie viel Komik, Emotion und dabei ganz ohne Worte von dem nun beginnenden Abenteuer erzählt wird, ist ganz großes Bilderbuchkino! (Jana Kühn)

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Benjamin Tienti: Unterwegs mit Kaninchen

Illustrationen von Anke Kuhl, Dressler 2019, 208 S., € 13,-, ab 10
(Stand März 2021)

Tienti_Unterwegs_Danteperle_DanteConnectionAm liebsten verkriecht sich Andrea in einem großen Karton in seinem Kinderzimmer. Und zwar mit seinem besten Freund, einem in die Jahre gekommenen Kaninchen namens Maikel. Viel geredet und gemacht wird da zwar nicht, aber Andrea braucht ohnehin viel Zeit für sich und Rückzugsmöglichkeiten. Als sein alleinerziehender Vater eines Tages Fidaa und ihre Mutter in der geräumigen Familienwohnung einquartiert, ist es allerdings erst einmal vorbei mit der Ruhe. Fidaa, die keine Lust hat, sich als hilfsbedürftiges Flüchtlingskind abstempeln zu lassen, die begeistert Taekwando trainiert und überhaupt das Herz an der richtigen Stelle hat, sorgt für frischen Wind im Zusammenleben. Doch als sie Maikel versehentlich verletzt und dieser womöglich eingeschläfert werden soll, reißt Andrea der Geduldsfaden. Er haut ab, gegen seinen Willen jedoch zusammen mit Fidaa. Was die beiden nun erleben, ist ein mächtig abgedrehtes Anhalter-Road-Movie-Abenteuer von Berlin nach Freiburg! Benjamin Tienti beweist großes erzählerisches Können und viel Gespür für die Gefühlswelten der beiden so verschiedenen Kinder. Ein bisschen stolpernd, aber im Grunde ziemlich geradeaus suchen und finden sie allein ihre Wege und werden am Ende doch noch Freunde. (Jana Kühn)

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