Mit einem Nachwort von Monika Lustig. Aus dem sizilianischen Italienisch von Judith Krieg und Monika Lustig. Edition Converso 2021, 153 S., € 20,-
(Stand Januar 2022)
Sizilien Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts – für die Bevölkerung gab es keinerlei Spielräume. Je nach sozialer Zugehörigkeit war das Leben mehr oder weniger vorherbestimmt. Für Frauen war es noch schlimmer, selbst wenn sie dem Adel angehörten. Die Inquisition trieb dazu ihr unberechenbares Unwesen. Ducken und Mitmachen waren an der Tagesordnung, jedes Abweichen von der Regel lebensgefährlich. Und doch gab es mutige Frauen, die sich dem widersetzten. Maria Attanasio stellt in „Stark wie nur eine Frau“ zwei historisch belegte Frauen aus ihrer Heimatstadt Caltagirone vor, die sich, beide aus unterschiedlichen Klassen stammend, nicht beugten, sondern konsequent ihre eigenen Vorhaben verfolgten. Für beider revolutionärer Versuche in Richtung eines selbstbestimmten Lebens hat die Autorin ganz eigene Erzählweisen gefunden, die Dokumentarisches mit Fiktivem verknüpfen sowie Perspektiven von damals und heute aufeinander beziehen. Die herausragende Übersetzung von Judith Krieg und Monika Lustig verstärkt aufs Geschmeidigste diese anregende Beschäftigung mit sizilianischer Diversität von vor weit über 300 Jahren. (Stefanie Hetze)

In einer Lagunenstadt namens Celestia, die sehr an Venedig erinnert, sind ein Junge und ein Mädchen auf der Flucht. Nach einer großen Invasion aus dem Meer ist die uralte steinerne Insel, auf der Celestia liegt, zu einem Zufluchtsort für alle Arten von Kriminellen, Schmugglern und anderen seltsamen Figuren geworden. Dora und Pierrot wollen herausfinden, was hinter den Grenzen der Insel liegt, und so begeben sie sich auf ein Abenteuer.
Die britische Historikerin, die in ihrer Wahlheimat mit ihrem italienischen Mann ein brachliegendes Anwesen in der Toskana selbstlos in einen florierenden Landstrich verwandelte, ist eine berüchtigte klare und feinsinnige Beobachterin. In ihrem Tagebuch aus den Jahren 1039/40 fängt sie die um sich greifende große Verunsicherung und ihre Bemühungen ein, sich aus allen erdenklichen Quellen und durch den Nebel der Propaganda ein Bild der Lage zu verschaffen.
Der 1963 posthum veröffentlichte Roman Una questione privata wird heute als Fenoglios Meisterwerk und einer der besten italienischen Romane des 20. Jahrhunderts angesehen. Italo Calvino hat ihn sogar mit dem Orlando furioso verglichen. Der Vergleich mag weit hergeholt klingen, doch ist dieses Buch ein wahres literarisches Wunder.
Für Gourmets und alle, die gern kochen und dabei lieber auf bunte Lifestylefotos verzichten, bietet die feine Reihe „mandelbaums kleine gourmandisen“ eine unschätzbare Fundgrube an Wissenswertem und Rezepten. In jedem Band wird eine einzige Gemüse-, Obst- bzw. Kräutersorte vorgestellt, geht es um ihren Geschmack, ihre Ursprünge und natürlich um tolle Rezepte.
Unscheinbar kommt dieser schmale Band daher, sehr hübsch gestaltet, das raue Papier des Einbands liegt gut in der Hand – und unscheinbar beginnt auch der Text, ergeht sich der Icherzähler doch in Erinnerungen an seine Hochzeitsreise Ende der dreißiger Jahre, in denen ein überdimensionierter Schrankkoffer zu skurrilen, harmlos-amüsanten Szenen Anlass bietet.
„… oder wie ich mir in Sizilien einen uralten Cinquecento kaufte und einfach nach Hause fuhr“ verrät der Untertitel das Projekt. Der Journalist Marco Maurer erfüllte sich seinen Traum, mit einer Giardiniera, einem verlängerten Cinquecento aus den Sechzigern, gemächlich durch Italien gen Norden zu fahren. Auf der Suche nach „L’Italia di una volta“ lernt er frühere Besitzer seines Bauernautos kennen, das sich mit kulinarischen Köstlichkeiten wie Öl, Pasta und Safran füllt, je mehr er Menschen trifft, die diese mit Leidenschaft erzeugen, verarbeiten und verspeisen. In ihren Küchen darf er, gelernter Molkereifachmann, zuschauen, mitmachen, mitessen und sich ihre Geschichten anhören. Der Wert, der hier gutem Essen und herzlicher Gastfreundschaft zugemessen wird, erinnert ihn an seine eigene Großmutter, die in Bayern auf dem Dorf ein Café führte und nach ähnlichen Maximen wie seine italienischen Gesprächspartner lebte. So entwickelt sich die vermeintlich nostalgische Reise zu einem Ankommen im Hier und Jetzt. Die eindrucksvollen Fotografien seines Kompagnons Daniel Etter und die göttlichen meist von den Nonnas überlieferten Familienrezepte erhöhen das Vergnügen und lassen uns genussvoll mitreisen! (Stefanie Hetze)
Claudia Durastanti erzählt in ihrem Buch „Die Fremde“, das es in Italien auf die Shortlist für den wichtigen „Premio Strega“ geschafft hat, ihre eigene Familiengeschichte. Die Eltern – beide gehörlos – reagieren auf ihre Einschränkung nicht mit Anpassung, sondern mit Rebellion. Die Mutter lebt vorübergehend als Ausreißerin auf den Straßen Roms, der Vater pfeift auf gesellschaftliche Normen. Claudia wird in Brooklyn geboren, wohin die Eltern zeitweilig auswandern, und kehrt nach deren Trennung mit Mutter und Bruder nach Italien, in ein kleines Dorf der Basilikata, zurück. Immer ist sie, sind sie „anders“, fällt die Mutter als laut und unkonventionell auf. Das Mädchen muss sich die von den Eltern nicht vermittelten Sprachen – erst Englisch, dann Italienisch – selbst aneignen und ihren Weg, der sie schließlich nach Rom und London führt, selbst finden. Doch das „Sichfremdfühlen“ bleibt ihr ständiger Begleiter.
Ein Kind verschwindet spurlos bei einem kurzen nächtlichen Halt von einem Rastplatz an einer einsamen Landstraße, ein Auto explodiert, eine Frau wird tot aus dem Fluss geborgen. Ein junger Kommissar versucht den Fall zu lösen, ermittelt in Bozen, geplagt von Schnee und Sturm, und liefert ganz zum Schluss eine überraschende Lösung. Ein echter Kriminalroman, zweifellos.