Iris Origo: Eine seltsame Zeit des Wartens. Italienisches Tagebuch 1939/40

Aus dem Englischen von Anne Emmert, Berenberg Verlag 2021, 132 S. , € 22,-

(Stand November 2021)

Die britische Historikerin, die in ihrer Wahlheimat mit ihrem italienischen Mann ein brachliegendes Anwesen in der Toskana selbstlos in einen florierenden Landstrich verwandelte, ist eine berüchtigte klare und feinsinnige Beobachterin. In ihrem Tagebuch aus den Jahren 1039/40 fängt sie die um sich greifende große Verunsicherung und ihre Bemühungen ein, sich aus allen erdenklichen Quellen und durch den Nebel der Propaganda ein Bild der Lage zu verschaffen.
Sie dokumentiert die mentale Vorbereitung eines Volkes auf einen Krieg, den niemand will, mit einem Alliierten, dem niemand wohlgesonnen ist. Wie das vor sich geht, nimmt die Autorin mit zunehmender Irritation und Verzweiflung wahr. Sie kann den recht verbreiteten Optimismus nicht teilen und bei aller antifaschistischer Kritik herrsche dennoch eine „unerschütterliche Gewissheit“ vor, dass Italien auf die Alliierten nicht bauen könne und man keine andere Wahl hätte. Aus eindringlichen Anekdoten und großer Vielstimmigkeit wird für den Leser diese rastlose Suche nach Antworten, inmitten eines geradezu irritierend schönen Sommers, spürbar. Bleibt zu hoffen, dass auch ihr Tagebuch aus den Jahren 1943/44 wiederaufgelegt wird. (Franziska Kramer) Leseprobe

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