Aus dem Französischen von Anke Wagner-Wolff, Gerstenberg Verlag 2020, 48 S., mit zahlreichen bunten, z. T. ausklappbaren Bildern, € 22,-, ab 10
(Stand März 2021)
Schon das hochformatige Cover, das wunderliche Objekte zeigt wie ausgestopfte Tiere, Masken und einen Native American, der vor einem steinzeitmäßigen Aufnahmegerät sitzt, das von einer angespannten Frau bedient wird, nimmt uns gleich mit hinein in die spezielle Welt der Wunderkammern und Kuriositätenkabinette! Vier aufklappbare Panoramaseiten, die wirklich beeindruckend groß und opulent sind, bieten faszinierende Raritäten und Sammlungen aus den vier Epochen Renaissance, Aufklärung, Industrielle Revolution und Gegenwart. Stundenlang lassen sich die Details dieser überbordenden Studiosi, Schränke und Installationen studieren, auf den darauffolgenden Seiten werden alle gezeichneten Objekte vorgestellt und kritisch eingeordnet. Die rassistischen Perspektiven der Sammler und Forscher werden benannt, aber auch die aufklärerischen Versuche, die naturhistorischen und medizinischen Sammlungen zu öffnen, sie in Museen zu verwandeln und das Wissen zu verbreiten. Und heute wird versucht, gefährdete Arten zu bewahren und mit neuen Ansätzen den Zauber der Natur in Kunst zu verwandeln. Außergewöhnlicher Lese- und Gesprächsstoff also für Kinder und Erwachsene, einfach das geniale Buch zum heutigen Welttag des Buches! (Stefanie Hetze) Blick ins Buch

Knall auf Fall verändert sich für Roberta alles. Nichts ist mehr so für die Elfjährige, wie es bis gerade eben war. Sie hat sich verliebt in den neuen hübschen Jungen im Zeichenkurs. Nein, Felix findet sie nicht einfach „süß“, da ist viel mehr, er ist überall in ihr, sie denkt ständig an ihn und träumt von ihm. Wird er ihre Gefühle erwidern? Ihre Mutter tut sich schwer mit ihren extremen Gefühlszuständen, zum Glück gibt es Hedi, eine ehemalige Opernsängerin, der sie sich anvertrauen kann. Mit großem Einfühlungsvermögen, aus der Ichperspektive und mit unerwarteten Wendungen kunstvoll von Judith Burger erzählt, können wir Robertas Versuche, sich Felix zu nähern, hautnah mitverfolgen. Nicht zuletzt durch die großformatigen Tuschezeichnungen, in denen Ulrike Möltgen grandios mit Perspektiven spielt. Roberta lernt zu begreifen, dass viele andere Dinge, nicht nur ihre eigenen Gefühle, eine Rolle spielen. Bis zur letzten Seite bleibt es dabei aber richtig spannend. Erwachsene sollten Kindern dieses großartige Buch ruhig zutrauen. (Stefanie Hetze)
Polnische Kinderbücher haben hierzulande von rühmlichen Ausnahmen wie bei Moritz abgesehen immer noch Seltenheitswert. Diese Lücke füllt nun der Gerstenberg Verlag mit zwei hinreißenden Pappbüchern für die ganz Kleinen: Ein Buch über das, was Kinder tagtäglich betrifft, die Gegensätze, und eines über das, was sie besonders interessiert, die Berufe der Großen.
Die ungewöhnliche Kombination aus historischen, naturgetreuen Kupferstichen, poetisch verdichteter, frech-moderner Sprache und eben kuriosem, fachlich relevanten Naturwissen macht dieses großformatige Nachschlagewerk über Luftakrobaten, Überflieger und Krachmacher zum (Vor)Leseschatz für die ganze Familie. (Jana Kühn)
Beata Zatorska, schon lange ausgewandert, reist in der Weihnachts- und Winterzeit durch Polen und erinnert sich an ihre Kindheit im Riesengebirge. Ihre Großmutter Józefa war eine begnadete Köchin, die der Mangelwirtschaft trotzte und köstliche Kreationen schuf. Ihre Rezepte bilden die Grundlage für diese verlockende Hommage an die polnische Küche und ihre Traditionen.
Endlich hat die Gorilla-Dame Sally Jones ein Zuhause an Bord der Hudson Queen gefunden und in dem finnischen Seemann Henry Koskela einen wahren Freund, da schlägt das Schicksal zu. Ein Fliesentransport nach Lissabon entpuppt sich als gefährliche Falle mit dem Ergebnis, dass die Hudson Queen sinkt und Henry Koskela wegen Mordes zu fünfundzwanzig Jahren Gefängnis verurteilt wird – und das obwohl es keine Leiche gibt. Doch dann taucht ein Hinweis auf, dass der angeblich Tote in Indien lebt. Sally Jones macht sich auf den weiten und gefährlichen Weg nach Osten, um Koskelas Unschuld zu beweisen. Fulminant phantasievoll, atmosphärisch und dicht fängt Jakob Wegelius die Stimmungen der verschiedenen Stationen dieses historischen Abenteuerromans ein – von Lissabon mit einem Überseedampfer zum prachtvollen Palast eines indischen Maharadschas. Und die mutige Heldin wächst einem mit jeder Seite mehr ans Herz – der liebenswürdigste Gorilla der Literaturgeschichte, die beste Freundin, die man haben kann und eigentlich der bessere Mensch, Sally Jones! (Jana Kühn)
Hedvig ist glücklich. Das neue Mädchen in ihrer Klasse ist schön wie eine Prinzessin und will anscheinend gerne ihre Freundin sein. Als sich herausstellt, dass die neue Olle heißt und ein Junge ist, ist Hedvig erst mal ganz schön sauer – und zwar auf Olle, der gar nicht weiß, was plötzlich in sie gefahren ist. Wie die beiden doch noch Freunde werden und was Schnürsenkel, gepunktete Haarbänder und der neue Vertretungslehrer damit zu tun haben, erzählt Frida Nilsson ganz ohne erhobenen Zeigefinger, voller Humor und mit viel Verständnis für den Eigensinn, die Spontanität und die Meinung der Kinder dazu, was für sie Gerechtigkeit ist.
Ein besonderer Tag: Trixie kann es kaum erwarten, ihren Kitafreundinnen und Freunden ihr neues Kuscheltier vorzustellen. Nur welch herbe Enttäuschung: Sonja hat auch einen Plüschhasen dabei, der wie ihrer aussieht! Die beiden Mädchen streiten so lange, bis ihre Hasen eingesammelt werden. Von dem, was dann passiert, sei hier nichts verraten, außer dass sich ihre Väter mächtig ins Zeug legen müssen. Für seine Geschichte aus dem familiären Alltag hat Mo Willems eine eigene visuelle Sprache entwickelt. Hintergrund bilden Schwarz-Weiß-Fotos von Brooklyn, im Vordergrund sind – mit Tusche gezeichnet und koloriert – Trixie und Sonja mit ihren Familien, die unterschiedlichen Kinder und Menschen in der Kita und auf den Straßen der Stadt zu sehen. Da gibt es in diesem Graphic Novel-Bilderbuch neben der spannenden und anrührenden Geschichte viel Unterschiedliches zu entdecken, ein großer Spaß! (Stefanie Hetze)