Antonia Michaelis: Tankstellenchips

Oetinger 2018, 368 S., € 18,-, ab 14
(Stand März 2021)

Michaelis Tankstellenchips Danteperle DanteconnectionShayan, 18, beobachtet einen Mord in einem Ferienhaus. Beim Versuch, dem Opfer noch zu helfen, hinterlässt er aus Versehen seine Fingerabdrücke, und zu Hause liegt auch noch ein ungeöffneter Brief, wahrscheinlich der Abschiebebescheid, denn Shayan kommt aus dem Iran und hatte Asyl beantragt. Zusammen mit Davy (8 Jahre, aus einem Heim entwischt) haut er ab, auf der Flucht vor der Polizei und den wahren Mördern. So beginnt ein rasant-skurriler Roadtrip, von der Ostsee über Berlin und den Rhein bis nach Bayern, erzählt von Shayan selbst, dem Deutschland, seine Eigenheiten und seine Sprache noch reichlich viele Rätsel aufgeben, und in dem Kühe, Kaninchen, Wurstgulasch und das Mädchen Lotta keine unwesentliche Rolle spielen. Dass die jungen Leser nebenher nicht nur viel über den Iran und die Situation der dort lebenden Jugendlichen erfahren, sondern auch Deutschland mit anderen Augen zu sehen lernen, ist ein schöner Nebeneffekt dieses höchst komischen und doch viel Ernsthaftes enthaltenden Romans. (Syme Sigmund)

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Jacqueline Woodson: Ein anderes Brooklyn

Aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit, (Piper Verlag 2018), 158 S., Piper TB € 11,-

(Stand April 2021)

Woodson_Jacqueline_Ein_anderes_Brooklyn_Danteperle_Dante_connection_BuchhandlungNach der Beerdigung ihres Vaters trifft die Anthropologin August, die weltweit forscht, in der New Yorker U-Bahn zufällig ihre Jugendfreundin Sylvia. Die beiden waren zusammen mit Angela und Gigi im Brooklyn der Siebziger engste Freundinnen gewesen.  Statt sich nach über 20 Jahren auszutauschen, steigt sie nach kurzer Begrüßung vorzeitig aus, fängt aber an, sich an früher zu erinnern. Wie es ihr, ihren Freundinnen erging, ihre Träume, Hoffnungen und Realitäten unter unterschiedlich schwierigen Startbedingungen. Die vielen Ereignisse aus ihrer Teenagerzeit, alltägliche und dramatische, verdichtet sie in ihrem Roman in  intensiven Momentaufnahmen, die eindrucksvoll ein Panorama auffächern, wie es war, als afroamerikanisches Mädchen aufzuwachsen und erwachsen zu werden.
In den USA ist Jacqueline Woodson hochgelobt als Autorin bekannt, die gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit schreibt. 2018 wird sie mit dem „Nobelpreis für Kinderliteratur“, dem Astrid-Lindgren-Preis ausgezeichnet werden, hierzulande kann sie nun endlich zumindest als Erwachsenenautorin entdeckt werden! (Stefanie Hetze)

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https://www.jacquelinewoodson.com/

Philip Kerr: Friedrich, der große Detektiv

Aus dem Englischen von Christiane Stehen, Illustrationen von Regina Kehn. Rowohlt 2017, 256 S., € 14,99, TB Rowohlt 2020, € 10,-, ab 11
(Stand März 2021)

Kerr_kpl_RZ2.inddFriedrich Kissel, geboren im Berlin der Weimarer Republik, hat sein Lieblingsbuch „Emil und die Detektive“ bestimmt schon  zwanzig Mal gelesen. Und Erich Kästner spielt auch in seinem realen Leben eine bedeutende Rolle. Er ist ein Nachbar, guter Freund des Vaters und nicht zuletzt ein großes Vorbild. Wie Erich Kästner erzählt auch Philip Kerr nicht nur eine spannende Krimi-Abenteuergeschichte um eine junge Berliner Bande, sondern eine Milieustudie im Mikrokosmos Familie: Friedrichs Vater, ein Journalist und kritischer Geist, den er an seinen jüngsten Sohn Friedrich weitergegeben hat, dagegen der ältere Rolf, ein glühender Hitlerverehrer und die voller Sorge still beobachtende Mutter. Dazu gesellen sich berühmte Personen der Zeit,  sodass ein Panorama der deutschen Gesellschaft der frühen 1930er entsteht. Die angeschnittenen Hakenkreuze deuten schon im Cover an, was nicht nur im historischen Kinderroman, sondern hochaktuell und in neuem Gewand zunehmend ins Geschehen rückt. Wie hätte, wie würde ich mich verhalten? Ein aufrüttelndes Buch zur Zeit!  (Jana Kühn)

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Katherine Rundell: Feo und die Wölfe

Aus dem Englischen von Henning Ahrens, TB Carlsen Verlag 2020, 240 S., € 6,99, ab 11
(Stand März 2021)

Rundell_Feo und die Wölfe_DanteConnection_DanteperleRussland zur Zeit des Zaren. Feo und ihre Mutter sind Wildwolfer. Sie kümmern sich um Wölfe, die als Welpen zum Vergnügen der Adligen dienten und – einmal ausgewachsen – nicht mehr zum Schmusetier taugen, lehren die Tiere, wieder in der Wildnis zurecht zu kommen. Feo ist mit den Wölfen aufgewachsen, sie sind ihre einzigen Kameraden und sie liebt sie von ganzem Herzen, auch wenn – oder gerade weil – sie keine Schoßhunde sind. Feo weiß jede ihrer Regungen zu verstehen und die Tiere akzeptieren sie als ihresgleichen. Als einer ihrer Wölfe angeblich einen Elch des Zaren reißt, wird der grausame General Rakow auf sie aufmerksam, brennt ihre Hütte nieder und verhaftet ihre Mutter. Im tiefsten Winter macht Feo sich durch Schnee und Eis zusammen mit den Wölfen und dem Jungen Ilja auf, ihre Mutter zu befreien. Zum Glück finden sie unterwegs Freunde, die ihnen helfen. Die Kinder hecken einen fantastischen Plan aus, um das Gefängnis zu stürmen und das Land von dem tyrannischen General und seinen Schergen zu befreien. Dass die Wölfe dabei eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen, versteht sich von selbst. (Syme Sigmund)
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Elena Favilli & Francesca Cavallo: Good Night Stories for Rebel Girls, Band 1

100 außergewöhnliche Frauen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Birgitt Kollmann, Hanser 2017, 224 S., € 24,-, ab 12
(Storie della buonanotte per bambine ribelli, Mondadori 2020, ca. € 18,-)
(Stand März 2021)

Good_night_stories_for_Rebell_Girls_Danteperle_DanteConnectionViele der 100 so genannten Gutenachtgeschichten beginnen mit der Erzählformel „Es war einmal ein Mädchen …“, und doch beschreiben sie die tatsächlichen Lebensgeschichten von beeindruckenden Frauen aus der ganzen Welt, von der Antike bis heute. Den biographischen Skizzen aus der Feder der beiden Autorinnen sind umwerfend schöne, Porträts zur Seite gestellt. Viele der Forscherinnen, Künstlerinnen, Sportlerinnen und Aktivistinnen mussten ihren Weg hart erkämpfen, manche waren oder sind schon zu Lebzeiten weltberühmt. Ein fantastisches Mut-Mach-Frauentableau durch alle Epochen! (Jana Kühn)  Reinblättern

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Armand Baltazar: Timeless

… Retter der verlorenen Zeit. Aus dem amerikanischen Englisch von Tanja Ohlsen, cbj, 624 S., € 19,99, ab 12
(Stand März 2021)

Baltazar_Timeless_Danteperle_DanteConnectionMit Timeless hat sich der Pixar-Illustrator Armand Baltazar ein Abenteuer geradezu epischen Ausmaßes ausgedacht. Ein kosmischer Vorfall, der zu einer Zeit- und Raumkollision führt, verändert alles Leben auf der Erde. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind durchgeschüttelt und in eine nie dagewesene Gleichzeitigkeit gebannt. Leicht vorzustellen, dass die Koexistenz von Dinosauriern, Segelschiffen, Viktorianern, Skatern und Robotern für gehöriges Konfliktpotenzial sorgt. Neben der packenden Geschichte zeugen vor allem die fulminanten, fast filmisch anmutenden Illustrationen von einer außerordentlichen Leidenschaft für visuelle Erzählkunst.  Und in der Tat ist Timeless ganz großes Erzähl- und Illustrationskino! (Jana Kühn)

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Mehrnousch Zaeri-Esfahani: 33 Bogen und ein Teehaus

Peter Hammer Verlag 2016, 148 S., € 14,90, TB Carlsen 2018, € 6,99, ab 12
(Stand März 2021)

1985 verließ Mehrnousch Zaeri-Esfahani mit ihrer Familie den Iran, der nach der Islamischen Revolution und mit dem Beginn des 1. Golfkriegs zum stetig bedrohlicheren Lebensort wurde. In dem Jugendroman „33 Bogen und ein Teehaus“ hat sie ihre Kindheitserinnerungen nun literarisch verarbeitet. Anschaulich berichtet sie von den verschiedenen Etappen: ihrem Aufwachsen in Isfahan unter immer brisanteren Lebensumständen, der Ausreise in die Türkei, dem Visaantrag für die DDR, um nach verschiedenen Orten in Westdeutschland endlich in Heidelberg eine neue Heimat zu finden. Auch wenn diese Geschichte so bereits vor 30 Jahren stattgefunden hat, erinnern doch die bürokratischen Hürdenläufe und Schilderungen von mangelhaften Notunterkünften geradezu absurd an die aktuelle und leider sehr reale Situation. In aller Klarheit und ohne erzählerische Schnörkel macht Mehrnousch Zaeri-Esfahani die Situation einer Flucht, das Gefühl des Kein-Zuhause-Habens für jugendliche Leser nachfühlbar. (Jana Kühn)

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David Levithan: Two boys kissing

Aus dem Amerikanischen von Martina Tichy, Fischer 2015, 14,99 €, 288 S., ab 14
(Stand März 2021)

54_levithan_two_boys_kissing_buchhandlung_dante_connection_danteperle32 Stunden, 12 Minuten und 10 Sekunden müssen sich Craig und Harry küssen, um den Rekord im Langzeitküssen zu brechen. Das ist offensichtlich nicht irgendein Kuss. Ein Symbol soll er sein für alle Homosexuellen. Und natürlich sorgen die beiden Jungen in ihrem kleinen Heimatort in der US-amerikanischen Provinz für Furore mit dieser öffentlichen Aktion. Aber nicht nur dort, sondern weltweit wird dieser Kuss im Live-Stream verfolgt. Auch von diesen Beobachtern erzählt David Levithan und verknüpft mehrere Erzählstränge geschickt miteinander. So sind es noch viele Jungen mehr, die in diesem Roman küssen, lieben, streiten, versöhnen, prügeln, weinen, straucheln sich und andere kennen lernen. In diesen 32 Stunden, Minuten und Sekunden verändert sich nicht nur für Craig und Harry ein ganzes Leben. Dabei ist “Two Boys Kissing” keinesfalls ein Roman nur für schwule Jungen, ganz sicher über sie, ja – vor allem aber erzählt David Levithan vielfältige, anrührende Geschichten über die Suche nach der eigenen Identität und über den enormen Stellenwert von Freundschaften und von Familie. Und noch mehr ist dieser Roman ist ein bewegendes Plädoyer für viele gleichberechtigte Arten zu Sein und zu Lieben, den einfach alle lesen sollten! (Jana Kühn)

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Rainbow Rowell: Eleanor und Park

Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit, Hanser Verlag 2015, 368 S., € 16,90, TB dtv 2016, € 9,95 ab 14
(Stand März 2021)

Rowell_24740_MR.inddAls Eleanor das erste Mal in den Schulbus steigt, weiß Park auf den ersten Blick, dass sie jede Menge Ärger haben wird. Sie ist genau der Typ, der die fiesen Stresser in den letzten Busreihen geradezu herausfordert: groß, pummelig, wilde rote Locken und ziemlich schräge Klamotten. Er selbst duckt sich am liebsten weg. In einem spontanen Moment schamhaften Mitgefühls, das er fast gleichzeitig bereut, bietet Park der seltsamen Neuen dennoch den Platz neben sich an. Von da an sitzen sie jeden Tag zusammen, ignorieren sich, beäugen sich, lesen gemeinsam Comics, hören Musik … bis sie sich eines Tages trauen. Abwechselnd und aus beiden Perspektiven wird dieses zaghaft zögerliche Kennenlernen erzählt. Das ist zutiefst romantisch, manchmal fast kitschig und trotzdem immer wieder hoch brisant. Zum einen wird Eleanor in der Schule wie im Bus weiterhin heftig gemobbt, zum anderen ist die Wohngegend der beiden Zartverliebten keine besonders gute. Die ganze Bandbreite des White Trash: Alkohol, Gewalt, Kriminalität, Armut und Rassismus. Und von alledem findet sich in Eleanors Zuhause jede Menge. (Jana Kühn) Leseprobe

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Andreas Steinhöfel: Anders

Mit Vignetten von Peter Schössow. Carlsen 2014, 240 S., € 16,90, TB 2017, € 7,99, ab 12
(Stand März 2021)

steinhoefel-anders_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergEndlich ein neuer Steinhöfel, wie die Rico-Bücher von Peter Schössow großartig illustriert, und doch ganz – Anders. Anders nennt sich Felix, seit er aus dem Koma erwacht und sein Gedächtnis verloren hat. Anders ist er, als vorher. Aber was ist vorher geschehen? Und warum liegt nicht allen daran, dass er sich erinnert? Ein nachdenklich-philosophisches und doch spannendes etwas anderes Jugendbuch – auch für Erwachsene.

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