Ulrike Edschmid: Das Verschwinden des Philip S.

(Suhrkamp 2013),  157 S., Tb suhrkamp 2014, € 8,00

(Stand März 2021)

edschmid-das-verschwinden-des-philip-s_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergÜber die 68er Bewegung und die RAF sind sicher schon mehrere Regalmeter verfasst worden – Romane, Biographien und Sachbücher. Dieses schmale Buch von Ulrike Edschmid sticht für Zeitzeugen und auch für jüngere Generationen aus der Menge hervor. Anrührend wie kenntnisreich erinnert sich eine Frau nach vierzig Jahren an eine ihrer wichtigsten Beziehungen, überhaupt wohl an eine der bedeutsamsten Phasen ihres Lebens. 1967 lernt sie Philip S. kennen. Schnell wird er ihr zum Vertrauten, zum Geliebten und Partner. Doch in der zunehmenden politischen Radikalisierung wird das Band zwischen beiden stetig dünner. Edschmids verdichtete Sprache zeichnet in wenigen Worten ein lebendiges Bild dieser Zeit, das in jeder Hinsicht unter die Haut geht. (Jana Kühn)

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Ljudmila Ulitzkaja: Das grüne Zelt

Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt, Hanser 2012, 592 S., € 24,90, tb dtv 2014, € 13,90

(Stand März 2021)

Ulitzkaja_23987_MR.indd1953 in der Sowjetunion, Stalin ist gerade tot, es herrschen angespannte Verhältnisse – drei  12jährige Jungen, die völlig herausfallen  aus dem, was sein darf, haben das Glück, auf einen neuen Lehrer zu treffen, der ihre Leidenschaft für Literatur und Kunst mit langen Spaziergängen durch Moskau fördert. Das ist die Ausgangslage für Ljudmila Ulitzkajas fesselnden  Roman, in dem sie die Schicksale ihrer drei Protagonisten, die aus Liebe zu Literatur und Musik zu Dissidenten werden, über viele Jahrzehnte und in vielen Facetten  begleitet. Ein großartiges Porträt einer Gesellschaft in Unfreiheit zum Lesen an langen Winterabenden. (Stefanie Hetze)

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Mathias Énard: Erzähl ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten

Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller, Berlin Verlag 2013, 176 S., TB € 10,-

(Stand März 2021)

enard-erzaehl-ihnen-von-schlachten-koenigen-und-elefanten_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergWas wäre passiert, wenn Michelangelo im Jahr 1506 die Einladung des Sultans angenommen und in Konstantinopel eine Brücke über das Goldene Horn entworfen hätte? Matthias Énard spinnt ein Gewebe aus Fiktion und Fakten, das den Künstler in einen fruchtbaren Schwebezustand zwischen Orient und Okzident versetzt. Die Geschichte des Mittelmeerraums verbindet sich mit der Macht des Geschichtenerzählens. Ein kleines Juwel, atmosphärisch und fein komponiert. (Judith Krieg)

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Terézia Mora: Der einzige Mann auf dem Kontinent

btb TB 2011, 379 S.,  € 9,99
(Stand März 2021)

 

Der einzige Mann auf dem Kontinent von Terezia Mora

Der Roman erzählt eine Woche im Leben von Darius Kopp, einem dicklichen Mittvierziger, Anzugträger und einzigem Vertreter einer US-amerikanischen Firma für drahtlose Kommunikation, der seine Tage mit ziellosem Surfen im Internet verbringt. Dieser stammt aus der DDR, war als Informatiker nach deren Zusammenbruch ein gefragter Mann und ist ein liebevoller wenn auch bis an die Geduldsgrenze langsamer, unordentlicher und fauler Ehemann. In letzter Zeit laufen die Geschäfte nur mehr schlecht als recht. Eines Tages lässt ein säumiger Kunde eine Pappschachtel mit Geld in seinem Büro abgeben. In der Folge versucht Darius Kopp vergeblich, einen seiner Chefs in London oder Los Angeles zu erreichen, um zu beraten, was mit dem Geld geschehen soll, doch es scheint, als gebe es die Firma überhaupt nicht mehr…
Dynamisch und rasant ist dieser neue Roman der sprachkräftigen Autorin, mit  höchst amüsant verstecktem Spott und dennoch voller Verständnis für die naive Menschlichkeit des Protagonisten.
Kopp ist ein “Held unserer Zeit”, bis über den Kopf verstrickt in seine alltäglichen kleinen Sorgen und dabei ein ahnungsloser Spielball der globalisierten Wirtschaft. (Syme Sigmund)

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Sibylle Berg: Der Mann schläft

dtv 2011, 320 S.,  € 10,90

(Stand März 2021)

berg-der-mann-schlaeft_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergEine nicht mehr junge Frau findet das, wonach sie so lange, immer und keinesfalls auf der Suche war, dass es ihr mehr als schwer fällt, sie anzunehmen: die Liebe. Sie hat sich eingerichtet in ihrem Alleinsein, das sie ehrlicher und lebbarer empfindet als all die zwischenmenschlichen Beziehungskatastrophen, die sie umzingeln. Und dann erwischt es sie doch. Und sie traut sich. Doch eines Tages ist der Mann verschwunden. Als Ich-Erzählerin berichet die Frau selbst aus ihrem Leben vor, mit und nach dem Mann. Schonungslos offen und genau bis ins kleinste emotionale Detail ist der Erzählton. Dabei wird es jedoch nie weinerlich, denn Sibylle Berg bleibt auch in ihrem neuesten Roman ihrem ganz eigenen und immer hart am Zynismus schrammenden Humor treu. (Jana Kühn)

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Sayed Kashua: Zweite Person Singular

Aus dem Hebräischen von Miriam Pressler, Berlin Verlag 2011, 396 S., TB 2013, € 10,99
(Stand März 2021)

kashua-zweite-person-singular_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergEin Gesellschaftsroman aus dem heutigen Israel – und noch viel mehr. Zwei Männer, die ohne sich zu kennen Seite für Seite aufeinander zu steuern, irgendwann (vor allem aus Eifersucht) rasen, bis sie schließlich in einem quasi kriminellen Finale aufeinander prallen. Und bis dahin haben wir das Buch kaum aus der Hand legen können. (Jana Kühn)

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Abbas Khider: Die Orangen des Präsidenten

Edition Nautilus, 160 S., TB btb 2013, € 8,99
(Stand März 2021)

Die Orangen des Praesidenten von Abbas Khider

Der Roman ist einerseits ein reiches Sittengemälde des Irak in den 80iger und 90iger Jahren, die vor allem von der Baath-Diktatur und von den Kriegen gegen den Iran und Kuweit geprägt waren. Aber er ist auch ein ganz individuelles Porträt eines jungen Mannes, der anrührend, drastisch offen und immer wieder augenzwinkernd aus seiner Kindheit, aber auch aus der Zeit als politischer Häftling erzählt. Dabei geht einem Khiders Sprache unter die Haut, macht aber nie bleiern betroffen. (Jana Kühn)

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Erri de Luca: Der Tag vor dem Glück

Aus dem Italienischen von Annette Kopetzky.(Graf Verlag), TB  Ullstein 2016, € 9,-
(Il giorno prima della felicità, Feltrinelli 2009, ca € 13,50)
(Stand März 2021)

de-luca-der-tag-vor-dem-glueck_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergNeapel, Anfang der 50er Jahre. Hier wächst ein Waisenjunge auf, versorgt von Don Gaetano. Dieser lehrt ihn Zuhören, Geduld, Selbstbeherrschung – das Leben zu meistern. Die Geschichten Don Gaetanos, erzählen von den “Tagen der Freiheit”, den vier Tagen von Neapel im September 1943, als die Bevölkerung der Stadt sich gegen die deutsche Besatzung auflehnte und es schaffte, diese noch vor Eintreffen der Amerikaner zu vertreiben. Und diese Tage dem Vergessen zu entreißen ist auch das eigentliche Anliegen Erri de Lucas, der hier seiner Heimatstadt, ihrer Spontaneität und ihrer unverwechselbaren Anarchie ein Denkmal setzt. Gewalt und Freiheit, Glück und Tod liegen nah beieinander. Neapel als mythischer Ort fundamentaler Erfahrungen. (Syme Sigmund)

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Wolfgang Herrndorf: Tschick

TB Rowohlt 2012, 256 S., € 10,-, ab 14
(Stand März 2021)

herndorf-tschick-115x188Die Mutter weg zur Entziehungskur, der Vater, ein Immobilienspekulant, mit der Geliebten auf Geschäftsreise. Das sind Maiks Sommerferien im äußersten Osten Berlins – bis Tschick, der Neue in seiner Klasse, mit einem geklauten Lada auftaucht. Die rasante Fahrt der zwei 14-Jährigen durch verlassene Teile Ostdeutschlands ist grandios erzählt. Man streitet sich fast, wer das Buch als nächster lesen darf!! (Franziska Kramer)

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