Klett Kinderbuch 2014, € 14,-, ab 5
(Stand März 2021)
Menschen sind schon immerwoanders hingegangen, für kurz, für lang, für immer. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neugier, Beruf und Liebe, aber eben auch Not, Krisen und Bedrohungen, die in Ausreise oder gar Flucht gipfeln. Besonders dem Thema der Flucht gibt das Bilderbuch viel Raum, erklärt detailliert Gründe, Wege und auch Gefahren, die dabei eingegangen werden. Und was passiert dann im Zusammenleben, wenn viele woanders herkommen, wenn jeder ein bisschen anders ist und doch alle immer auch Gemeinsamkeiten haben? Was kann schön sein und Spaß machen, wo können Schwierigkeiten liegen? Darauf haben wir gewartet! Ein Buch über Vielfalt im Zusammenleben: Vielfalt in der ethnischen Herkunft, in der Kultur, der Religion und der Sprache – ohne Zeigefinger, dafür mit Fingerspitzengefühl und Humor. Darüber kann und wird man viel reden und sich austauschen – und das ist gut so. Reinblättern! (Jana Kühn) Leseprobe

“Das ist die Geschichte von Rosie Reveur, ihr Traumberuf war Ingenieur.” Und nach anfänglich heimlichen Bauvorhaben und so einigen technischen Fehlversuchen gelingt ihr, woran sie schon selbst nicht mehr recht glauben mochte: der Käsekopter. Kurz vor dem Absturz “ist er geflogen”, sagt Tante Rose – sie hat es genau gesehen! Sehr witzige Illustrationen, in denen es tausendundein schräges Detail zu entdecken gibt, sind mit urkomischen Reimen gepaart – das macht großen Spaß. Und außerdem ist es endlich einmal eine Geschichte, die die üblichen Berufe-Klischees und angestaubten Geschlechterrollen unverkrampft aushebelt! (Jana Kühn)
Wie lang wird ein Penis? Ist die Perle schon bei Mädchen da? Ist es peinlich Sex zu haben? Warum krikt mann einen steifen Penis wen man über sex redet? Was passiert, wenn man keine Lust auf Sex hat? Diese und viele andere Fragen haben Grundschulkinder auf kleine Zettel geschrieben, um sie anonym der Sexualpädagogin Katharina von der Gathen zu stellen. Die faksimilierten Fragezettel sind im Buch abgebildet – mit allen Krakeln, Verschreibern und Rechtschreibfehlern. Das erzeugt große Glaubwürdigkeit, hier geht es wirklich um Fragen, die Kinder interessieren und nicht um das, was Erwachsene glauben, sie interessieren könnte. Zusammen mit den sehr witzigen, oft herrlich um die Ecke gedachten Illustrationen von Anke Kuhl und den sachlich kindgerechten Antworttexten entsteht ein Aufkläungsbuch der wirklich anderen Art. Ein Knaller! (Jana Kühn)
Hedvig ist glücklich. Das neue Mädchen in ihrer Klasse ist schön wie eine Prinzessin und will anscheinend gerne ihre Freundin sein. Als sich herausstellt, dass die neue Olle heißt und ein Junge ist, ist Hedvig erst mal ganz schön sauer – und zwar auf Olle, der gar nicht weiß, was plötzlich in sie gefahren ist. Wie die beiden doch noch Freunde werden und was Schnürsenkel, gepunktete Haarbänder und der neue Vertretungslehrer damit zu tun haben, erzählt Frida Nilsson ganz ohne erhobenen Zeigefinger, voller Humor und mit viel Verständnis für den Eigensinn, die Spontanität und die Meinung der Kinder dazu, was für sie Gerechtigkeit ist.
Ein besonderer Tag: Trixie kann es kaum erwarten, ihren Kitafreundinnen und Freunden ihr neues Kuscheltier vorzustellen. Nur welch herbe Enttäuschung: Sonja hat auch einen Plüschhasen dabei, der wie ihrer aussieht! Die beiden Mädchen streiten so lange, bis ihre Hasen eingesammelt werden. Von dem, was dann passiert, sei hier nichts verraten, außer dass sich ihre Väter mächtig ins Zeug legen müssen. Für seine Geschichte aus dem familiären Alltag hat Mo Willems eine eigene visuelle Sprache entwickelt. Hintergrund bilden Schwarz-Weiß-Fotos von Brooklyn, im Vordergrund sind – mit Tusche gezeichnet und koloriert – Trixie und Sonja mit ihren Familien, die unterschiedlichen Kinder und Menschen in der Kita und auf den Straßen der Stadt zu sehen. Da gibt es in diesem Graphic Novel-Bilderbuch neben der spannenden und anrührenden Geschichte viel Unterschiedliches zu entdecken, ein großer Spaß! (Stefanie Hetze)
Eine ewig lange Schlange und eigentlich weiß niemand so recht, worauf hier alle warten. Aber man will es ja wissen und fragt sich durch, lernt so 50 Tiere kennen und hält es am Ende kaum noch aus vor lauter Spannung. Wir wollen es hier nicht verraten, nur so viel sei gesagt: Es ist ein Riesenspaß!
Wie du bist, so bist du richtig! – Wir fangen mal mit dem Schlusssatz dieses phänomenalen neuen Bilderbuches von Nadia Budde an, denn um genau diese Botschaft geht es. Fell zu hell, Hals zu dick, Lippen zu schmal, kein Waschbrettbauch, zu alt, zu klein … und so weiter und so weiter. Ganz egal, meint Onkel Parzival. Und Nadia Budde findet für die wohl allen bekannte Not, nicht mit sich zufrieden zu sein, die schrägsten Reime und herrlich nicht-hübsche Bilder. Das ist ein verdammt kluger Riesenspaß, nicht nur für die Kleinen! (Jana Kühn)
Der dritte (und letzte) Band über Ismael und seine Freunde ist endlich da – und alles dreht sich um die Liebe. Dies natürlich aus Jungs-Sicht und in gewohnter Ismael-Manier: urkomisch, überdreht und herrlich kompliziert. Eine echte Empfehlung für Jungen – und Mädchen – und ein garantiertes Lesevergnügen. (Syme Sigmund)
“Nichts” – was bedeutet “Nichts” und was ist uns wieviel wert und was nichts? Und wenn uns nichts etwas wert ist, welchen Sinn hat das Leben dann noch? Diese existenzialistischen Fragen werden in dem Jugendroman “Nichts” von Janne Teller aufgeworfen. Um ihren Mitschüler davon zu überzeugen, dass seine Parolen, die er verkündet, Unsinn sind, beginnt eine siebte Klasse aus der dänischen Provinz ein seltsames Projekt. Sie häufen einen “Berg aus Bedeutung” an, jeder Einzelne muss dafür opfern, was ihm am meisten bedeutet. So wird einem muslimischen Junge sein Gebetsteppich weggenommen. Einem talentierten Gitarristen wird der Zeigefinger abgehackt. Ein Mädchen muss ihre “Unschuld” opfern. So nimmt der Teufelskreis seinen Lauf. Verstörend, erschreckend, klar und nüchtern erzählt bleibt man als Leser in der Rolle einer Klassenkameradin, die das Geschehene mit der Distanz der Vergangenheit erzählt. Am Ende stellt man sich nicht nur die Frage, wie so etwas passieren kann, die Frage nach der Wertschätzung und dem Sinn dahinter bleibt lange im Kopf und ich habe keine befriedigende Antwort darauf gefunden. Ob uns so etwas auch mal passieren könnte? Jeder sagt nein, wir kennen die Grenzen. Ein Buch, was viele Fragen stellt und keine Antwort gibt und doch gerade deswegen umbedingt zu empfehlen ist! (Rezension von Chantal Hochgräber, 14 Jahre)
Violet Park ist eine verstorbene Pianistin, die von dem Ich-Erzähler, dessen Vater verschwunden ist, in einer Urne gefunden wird. Mithilfe von Vaters Freund Bob, seinem vergessenen Opa – also Dads Vater – und einem alten Tonband, findet er heraus, was Violet mit seinem Vater zu tun hat und hatte. Das Buch ist witzig und sehr gut geschrieben.