Hyacinthe Phypps: Das erst kürzlich entjungferte Mädchen

Illustriert von Edward Gorey. Lilienfeld 2014, 48 S., € 14,90

(Stand März 2021)

phypps-das_erst_kuerzlich_entjungferte_maedchen_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzberg“Die richtigen Worte in jeder bedenklichen Lage” lautet der Untertitel dieses Klassikers der Aufklärungsliteratur und im angelsächischem Raum bereits ein Muss in jeder Mädchenbibliothek. Statt auf das Davor oder das bis Dahin konzentrierte sich Miss Hyacinthe Phypps auf den Augenblick selbst und vor allem auf seine schlimmen Verursacher und durchbrach den bisher unabänderlich scheinenden Kreislauf der Hilflosigkeit vieler Töchtergenerationen. Ein bibliophiler politisch unkorrekter Spaß des Buchillustrators Edward Gorey.

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Caspar Henderson: Wahre Monster

Ein unglaubliches Bestiarium. Matthes & Seitz Naturkunden 2014, 349 S., € 38,-

(Stand März 2021)

Axolotl, Krake, Mensch, Muräne, Wasserbär … viele reale Lebewesen sind sonderbarer, als jede Fantasie sie sich ausmalen könnte. Nach dem Vorbild mittelalterlicher Kompendien erkundet dieses faszinierende Bestiarium die verblüffende Vielfalt der Schöpfung zwischen Erde, Himmel und Tiefsee und berührt dabei die großen Fragen der Menschheit nach dem Ursprung des Lebens und den Auswirkungen des technischen Fortschritts. Geistreich und inspirierend zu lesen und wunderschön gestaltet.
Blick ins Buch

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Vivian Maier 1926 – 2009

Das Meisterwerk der unbekannten Photographin. Hrsg. von Howard Greenberg. Schirmer&Mosel 2014, 288 S.
Das Buch ist zur Zeit leider nicht lieferbar!
(Stand März 2021)

vivian-maier_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergVivian Maier, die Autodidaktin und Besessene der Fotografie, vor wenigen Jahren – leider erst nach ihrem Tod – entdeckt, hinterließ rund 150.000 größtenteils unentwickelte Fotografien: Schwarz-Weißbilder mit Straßenszenen New Yorks und Chicagos, wo sie als Kindermädchen arbeitete, Detailfotos von Schuhen, Händen, Aufnahmen von Kindern, jede Menge Selbstporträts, bei denen sie mit Spiegelungen arbeitet, aber auch Farbfotografien. Für alle, die sich an dem ersten Bildband nicht satt sehen konnten, ist nun diese erste repräsentative Monographie erschienen. Ein richtiger Schatz und Augenschmaus mit vielen biografischen Informationen über die bislang Unbekannte.

 

Teffy: Champagner aus Teetassen

Meine letzten Tage in Russland. Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt. Aufbau Verlag 2014
Dieses Buch ist leider nicht mehr lieferbar.
(Stand März 2021)

av_teffy_champagner_rz.inddDie Journalistin und Satirikerin Nadeshda Lochwizkaja alias Teffy (1872-1952) bricht 1918 zu einer Lesereise nach Kiew auf. „Jeder, der kann, geht in die Ukraine“, erklärt ihr Odessaer Impresario Guskin, denn in Wirklichkeit fliehen sie wie viele andere Aristokraten, Künstler und Bürger vor den Bolschewiki, und Teffy wird ihre Heimat nie wieder sehen.  Es beginnt eine Reise durch das in Chaos und Schrecken versinkende Land, doch die Autorin beschreibt sie voller Komik, mit ausgesprochen viel Ironie und ohne jedes Selbstmitleid. So hält man mit diesem Buch sowohl ein äußert interessantes Stück aus dem innersten erlebter Geschichte als auch ein höchst amüsantes, mit großem Gespür für absurde Szenen und die Lächerlichkeit menschlicher Eitelkeiten geschriebenes literarisches Werk in den Händen. (Syme Sigmund)
Leseprobe

 

Guy de Maupassant: Stark wie der Tod

Mit Illustrationen von Jim Avignon, übersetzt von Caroline Vollmann, Edition Büchergilde 2013, 296 S., € 24,95

(Stand März 2021)

stark_wie_der_tod_danteperle_dante_connectionWer unsere Plauderstunde mit dem Berliner Pop-Art-Künstler Jim Avignon zur 16. Langen Buchnacht in der Oranienstraße verpasst hat, dem sei hier nun noch einmal ganz offiziell dieser Klassiker der französischen Gesellschaftsliteratur aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert wärmstens ans Herz gelegt – zum Selberlesen oder auch als wunderschönes Geschenk. In all den Genrebeschreibungen Guy de Maupassants der damaligen Pariser Noblesse, Salon- und Künstlerwelt ist dieser Roman nämlich vor allem eine zeitlos anmutende, gänzlich unmoralistische Geschichte über die Liebe, das Alter und das Reifen wie Altern der Liebe im endlosen Prozess des Infragestellens der eigenen Person und des Anderen. Maupassant überrascht mit seinen wertfreien Beobachtungen, die das sensible Porträt und Psychogramm einer sich immer dramatischer zuspitzenden ménage à trois zwischen der Gräfin Any de Guilleroy, ihrem geheimen Geliebten, dem Maler Olivier Bertin, und Anys Tochter Anette bilden. Mit den famosen Illustrationen von Jim Avignon erhält der Text darüberhinaus eine komplett neue und obendrein beglückende Ebene, welche die Zeitlosigkeit des Textes wunderbar hervorhebt. (Jana Kühn) Leseprobe

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Holger Teschke: Heringe

Matthes & Seitz 2014, Reihe Naturkunden, Hrsg. von Judith Schalansky, 119 S., € 20,-

(Stand März 2021)

heringe_danteperle_dante_connectionDem Fisch, dem wir heute meist nur traurig in einem Brötchen oder einer Konserve begegnen, ist der neue Band der Naturkunden gewidmet: dem Hering. Der Autor, auf Rügen aufgewachsen und ehemals Maschinist auf Fischerkuttern, porträtiert den kleinen Fisch, der einst Geschichte machte. Heringe galten als Silber des Meeres, entschieden über Reich und Arm in der Wirtschaft Nordeuropas, machten mit ihren Lauten, den „Heringsfürzen“, Politik. Doch Teschke wendet sich vielen weiteren Aspekten des Herings zu, Fakten wie seine Schwarm-intelligenz, aber auch den vielen Mythen, die sich um ihn ranken. So schön, wie das silbergraue Buch mit seinen ausgewählten Abbildungen gestaltet und ausgestattet ist, müssen in vorindustrieller Fischereizeit die kilometerbreiten und langen Heringsschwärme gewesen sein, die, wenn die Sonne auf sie fiel, das Meer zum Leuchten brachten. (Stefanie Hetze)
Podcast „Heringe umschwärmen mit Holger Teschke“

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Colin McEvedy: Städte der klassischen Welt

120 Zentren der Antike von Alexandria bis Xanten, aus dem Englischen von Susanne Held, Klett-Cotta 2013, 537 S., € 30,-

(Stand März 2021)

1102_01_SU_McEvedy_StaedteDerKlassischenWelt_ANSICHT_GESAMT.inddWas haben Aosta, Smyrna, York  und  Cordoba gemeinsam? Sie alle sind in der römischen Antike entstanden und werden wie 116 weitere  Zentren der Klassischen Welt in diesem außergewöhnlichen Atlas vorgestellt. Erarbeitet hat ihn einer dieser britischen Universalgelehrten, der Psychiater, Historiker und Demograph Colin McEvedy. In seinem Lebenswerk  stellt er in alphabetischer Folge   städtische Zentren mit damals meist bereits mehr als 10.000 Einwohnern und deren Geschichte, Topographie, Bevölkerung und berühmten Bauwerke vor. Dadurch stehen heute eher unwichtig erscheinende Städte wie Chur oder Rieti neben so bedeutenden wie Paris oder Ammann und laden gerade dadurch zu gedanklichen (oder realen Besuchen!) in diese vielfältigen historischen Städte ein. Herausragend sind auch die Karten, die alle von McEvedy im gleichen Maßstab  gezeichnet wurden, so dass die damaligen Größenunterschiede der Städte sofort ins Auge fallen. So war Athen damals gegenüber Alexandria vergleichsweise winzig. So  stößt man beim Stöbern  auf viele Zusammenhänge und manches Detail, wunderbare Gelegenheiten zu Zeitreisen in eine markante Epoche. (Stefanie Hetze)

Leseprobe

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Hugh Raffles, Insektopädie

Aus dem amerikanischen Englisch von Thomas Schestag, Hrsg. von Judith Schalansky, Matthes & Seitz 2013, 383 S., € 38,-

(Stand März 2021)

insektopaedie_danteperle_danteconnection… für alle, die schöne Bücher lieben – ein Must-have! Es schillert in grün-lila wie ein Insektenpanzer und dazu passt perfekt ein Kopfschnitt in quietschgelb, wie ihn sich wohl nur eine so geniale Buchgestalterin wie Judith Schalansky traut. So viel zum handschmeichlerischen Leinenaußen dieses ebenso mit seinem Innenleben vollends überzeugenden Buches. Schrift und Abbildungen in dunklem blau und strahlendem grün erzählen von Insekten bzw. von unserem Verhältnis zur Spezies – von A wie Aether bis Z wie Zen. Die Texte variieren zwischen naturwissentschaftlich, philosophisch, wirtschaftlich, anthropologisch, oft gewitzt und unterhaltsam, in jedem Fall so kurios, dass ich in voller Überzeugung sagen kann: Ich habe NICHTS übrig für Insekten und dennoch dieses Buch immer wieder beglückt zur Hand genommen und geblättert und geschmökert! (Jana Kühn)

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Nigel Slater: Tender – Gemüse. Von der Aubergine bis zur Zwiebel

Fotografien von Jonathan Lovekin, aus dem Englischen von Sophia Blind, Alexandra Grabec, Kerstin Grabner, Angelika Thill, Dumont Buchverlag 2012, 624 S., € 39,95

(Stand März 2021)

65-slater_gemueseAus der Fülle besonderer, schön gestalteter Kochbücher ragt Tender – Gemüse des englischen Starkochs Nigel Slater absolut heraus. Slater baut in seinem kleinen Garten selbst Gemüse an und erzählt hier von seinen Erfahrungen, die einem beim Kaufen und Auswählen von Gemüse sehr zugutekommen. Mit ansteckender Leidenschaft und außerordentlicher  Kenntnis stellt er viele Gemüsesorten von Auberginen bis Zwiebeln vor, beschreibt ihre Besonderheiten, den Anbau, ihre Verwendung in der Küche, was dazu passt, und dann kommen die wunderbaren leicht nachzukochenden Rezepte, für die man auch nicht viele Zutaten braucht. Unsere neue Bibel zum Kochen für jeden Tag und natürlich für besondere Anlässe. (Stefanie Hetze)

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Leanne Shapton: Bahnen ziehen

Aus dem Amerikanischen von Sophie Zeitz, Suhrkamp 2012, 325 S., € 18,-

(Stand März 2021)

shapton-bahnen-ziehen_danteperle_dante_connection-buchhandlung-berlin-kreuzbergLeanne Shapton hat als junges Mädchen mit dem Schwimmtraining begonnen, “ziemlich schnell” war sie, sagt sie, jedoch nicht schnell genug, um sich dann wie erhofft tatsächlich für Olympia zu qualifizieren. Damit endet ihre Schwimmkarriere. Das Bahnenziehen wird sie aber nie sein lassen können. Nach den harten Traingseinheiten und Entbehrungen ihrer Teenagerzeit entdeckt sie andere Seiten des Wassers, lernt Baden gehen und die architektonische Schönheit von Schwimmbädern kennen. All das erzählt sie ohne Chronologie und im Präsens, unterfüttert die Texte mit ihren Zeichnungen von Schwimmbädern, Fotografien von Badeanzügen, Objekten, die mit ins Wasser gehören. Was dieses ausgesprochen schön gestaltete Buch nicht alles ist: eine (Sportler)Biografie, ein Bildband, ein Fotobuch, ein Buch über Wasser, Körperbeherrschung und natürlich über das Schwimmen.(Jana Kühn)

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