Auf dem Po durch ein unbekanntes Italien. Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl. Mit Fotografien von Alessandro Scillitani, Folio Verlag 2018, 319 S., € 24,-
(Morimondo, Feltrinelli 2015, ca. € 14,-)
(Stand März 2021)
Italien ist seit jeher von unendlichen Strömen Reisender von Nord nach Süd beschrieben worden, das Land scheint komplett auserzählt zu sein. Was für eine Überraschung ist es dann, mit dem vor kurzem übersetzten Buch des Reiseschriftstellers Paolo Rumiz eine der letzten unbekannten Terrains Italiens zu entdecken! Mit wechselnden Begleitern und unterschiedlichen Booten ist er den Fluss der italienischen Flüsse, den Po, von der Quelle im Piemont bis zur Mündung im Adriatischen Meer entlanggefahren und hat im hochindustrialisierten Norditalien einen menschenleeren Raum voller Geschichten vorgefunden. Umweltsünden, donnernder Verkehr auf Autobahnbrücken und glasklares Wasser, bewohnt von einer großen Vogel- und Pflanzenvielfalt, wechseln einander ab. In diesem „Zwillingspaar von Schönheit und Monstrosität“ bewegt sich die Exkursion, auf der kein Kilometer dem anderen gleicht, sich Sinneseindrücke, Geräusche und Gerüche ständig verändern. Obwohl sich erstaunlicherweise die meisten Anwohner und der Staat vom Po abwenden, ist es Rumiz gelungen, sich von vielen Amici und Amiche del Po ihre besondere Verbindung zum Fluss erzählen zu lassen. Es ist ein ungeheurer Genuss, sich mit auf die Flussreise zu begeben! (Stefanie Hetze) Film zum Buch

Seit über 2000 Jahren haben Reisende aus vielen Ländern der Welt ihre Beobachtungen und Erlebnisse bei Deutschlandbesuchen notiert: von Cäsar über Montesquieu, Casanova, Virginia Woolf, Prinz Asserate bis zu Andy Warhol und Andrzej Stasiuk. Ihr Staunen, Erschaudern, ihre Irritationen und Begeisterung angesichts deutscher Sitten und Gebräuche und den Landschaften spiegeln sich in einer Fülle von Berichten, Briefen und Tagebüchern, die Rainer Wieland kenntnisreich einführt und begleitet. Die vielen, teils farbigen Abbildungen machen diesen opulenten Band zu einer richtigen Lese- und Augenweide! (Stefanie Hetze)
Der Journalist Niklas Maak und die Künstlerin Leanne Shapton laufen in zwei Tagen durch Manhattan. Ihre Route führt sie auf direktestem Weg von der Süd- zur Nordspitze der Insel, vom Financial District durch Chinatown und Little Italy, über den Centralpark und die Upper Westside bis dorthin, wo Manhattan noch Berge, Wälder und Schluchten hat, wo nur noch Spanisch zu hören ist und man sich in einer lateinamerikanischen Metropole zu sein wähnt. Maak protokolliert, was er sieht, sowohl unscheinbare, beiläufige Details als auch interessante oder kuriose Geschichten von Menschen, die ihnen begegnen und Orten, an denen sie vorbeikommen. Shaptons zunächst fast abstrakt wirkende Aquarelle, die mit dem Text verwoben scheinen und diesen ebenbürtig ergänzen, sind Impressionen ihres Weges, mal das Muster des Straßenpflasters oder eines Gitters, mal ein vergessener Pappkarton oder ein Straßenschild. Den Weg der beiden kann der Leser zudem auf einer beigefügten Karte verfolgen. Ein rundum gelungenes Buch, bei dem sich am Ende aus vielen Fragmenten ein rundes Ganzes ergibt, und dem der wunderschön gestaltete Einband mit Reliefprägung das i-Tüpfelchen verleiht. (Syme Sigmund) 