Aus dem Englischen von Cathrine Hornung und Dieter Fuchs, Folio Verlag 2020, 480 S., € 25,-, TB Heyne 2023, € 13,-
(Stand Februar 2024)
England zwischen 2010 und 2018. Eine Gruppe alter Freunde zwischen London und Birmingham, eher links orientierte Intellektuelle und ihre Familien, erleben und registrieren den schleichenden Wandel der Gesellschaft bis hin zum Brexit, die zunehmende Fremdenfeindlichkeit und Verbittertheit der Middleclass, die „Old England“ verklärt, der „Political Correctness“ den Kampf ansagt und die Grenzen des „öffentlich sagbaren“ nach und nach immer weiter verschiebt. Verschiedenste Episoden, dem Leben der Protagonisten über die Jahre folgend und spannungsreich miteinander verwoben, lassen einen intensiven Eindruck von der Stimmung im Land entstehen. Dabei ist Coes durchaus unterhaltsam-ironischer Roman kein ausschließlich auf England zu beziehendes Buch, sondern zum Verständnis der in ganz Europa erfolgten und noch erfolgenden sozial-politischen Entwicklung unbedingt lesenswert. (Syme Sigmund)

Kalabrien der 60-er Jahre. Im Dorf Africo Nuovo leben vor allem Frauen, Alte und Kinder. Die Männer sind emigriert, nach Mailand oder nach Wolfsburg. Nur die Mafiosi haben in dem kargen Land ihr Auskommen. Nicola und seine Freunde sehen im Schulbesuch keinen Sinn, hängen in der Bar rum und rutschen nach und nach in die Kleinkriminalität ab – auch um ihren hart arbeitenden Müttern etwas zustecken zu können, denn die fernen Männer schicken Geld nur sporadisch, wenn überhaupt. Als eines Tages Papula auftaucht, ein junger Rückkehrer aus Deutschland, mit revolutionären Ideen im Kopf, scheint plötzlich alles möglich. Die ausgebeuteten Frauen proben den Aufstand und die Jungen träumen für kurze Zeit von einer Zukunft für den Ort und für sich selbst. Doch gegen die mafiösen Strukturen und korrupte Politiker ist es ein ungleicher Kampf.
Italien ist seit jeher von unendlichen Strömen Reisender von Nord nach Süd beschrieben worden, das Land scheint komplett auserzählt zu sein. Was für eine Überraschung ist es dann, mit dem vor kurzem übersetzten Buch des Reiseschriftstellers Paolo Rumiz eine der letzten unbekannten Terrains Italiens zu entdecken! Mit wechselnden Begleitern und unterschiedlichen Booten ist er
Seit vielen Jahren schon sind wir Fans des italienischen Reise- und Reportagenautors Paolo Rumiz. Umso mehr hat es uns gefreut, als 2017 der atmosphärisch dichte „Reise“bericht 

Als Nachrichtenoffizier zog der Brite Norman Lewis im Herbst 1943 mit der US-Armee in das soeben befreite Neapel ein. Ein Jahr verbrachte er hier und schrieb in dieser Zeit ein Tagebuch, in dem er seine Erlebnisse und Eindrücke festhielt. Seine hervorragenden Italienischkenntnisse ermöglichten es ihm, in engen Kontakt mit der Bevölkerung zu treten. Lewis begegnet dieser ihm fremden Welt voller Anteilnahme und Zuneigung, und beschreibt als aufmerksamer Beobachter Szenen voller Not, Lebenshunger und typisch neapolitanischer „Furbizia“, der Kunst, mit Schläue, Improvisationskunst und List das Leben zu meistern. So entstand ein äußerst interessantes, teils amüsantes, teils bedrückendes Dokument dieser so faszinierenden Stadt auf der Schwelle zwischen archaischer Tradition und Moderne. (Syme Sigmund)