Yaa Gyasi: Heimkehren

Aus dem Englischen von Anette Grube, Dumont Verlag 2017, 416 S., € 22,-, TB DuMont 2018, € 12,-
(Stand April 2021)

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Mitte des 18. Jahrhunderts werden im heutigen Ghana zwei Schwestern geboren: Effia und Esi. Ihre Lebenswege werden sich nie kreuzen. Präziser ließe sich von Leidenswegen sprechen, denn, noch fast ein Kind, wird die eine mit dem britischen Gouverneur verheiratet; die andere wiederum entführt und als Sklavin weit über den Atlantik in „die Hölle“ verkauft. Diese, jede auf ihre Weise unfassbar brutalen Szenarien sind der Ausgangspunkt für Yaa Gyasis fesselnd wie erschütternd erzählte Familiensaga, die den Bogen bis in die heutige USA und zurück an die Küsten Ghanas spannt. In eindrücklichen Episoden verfolgt Gyasi beide Familienstränge und porträtiert dabei Menschen im Hadern an den diskriminierend rassistischen Verhältnissen und dennoch zähem Kämpfen um das kleinste bisschen Menschenwürde. Gyasis beachtliche historische Recherche öffnet einmal mehr die Augen für postkoloniale, heutige Verhältnisse. Aber vor allem ist Heimkehren ein großartiges Stück Literatur, dessen Figuren nie nur als Stellvertreter ihrer Zeit funktionieren, sondern als detailliert liebevoll und plastisch beschriebene Charaktere tief berühren und lange in Erinnerung bleiben werden. Ein hartes, ein sprachlich dunkel funkelndes, ein sehr empfohlenes Buch!
Zur selben Thematik und quasi gleichzeitig ist bei Hanser der Roman The Railroad Underground von Colson Whitehead erschienen – lesen Sie bitte unbedingt beide! (Jana Kühn) Leseprobe

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Kojo Laing: Die Sonnensucher

Hrsg. v. Ilija Trojanow. Aus dem Englischen von Thomas Brückner. Edition Büchergilde – Weltlese 2015, 540 S., € 22,95

(Stand März 2021)

18_laing_-sonnensucherGhana, die chaotisch-quirlige Hauptstadt Accra in den Siebziger Jahren – hier leben exzentrisch-zerrissene Individuen, die ständig auf der Suche sind und zum großen Teil recht abstruse Träume haben. Da ist ein alter Mann, der Spenden für eine Dorfneugründung erbettelt, eine junge Frau, die fliegen kann, einer, der versucht Rennpferde als Ackergäule einzuschmuggeln… Sie alle zeichnen sich durch eine phantastische überreiche Gefühlswelt aus. Konkrete Dinge haben für sie selbstverständlich ein Eigenleben. Europäische Lesegewohnheiten sind da erst einmal irritiert. Aber taucht man erst einmal ein in diese verschlungenen surrealen Welten, die durch viel Gelächter immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt werden, lässt sich ein großes Leseabenteuer erleben. Lange vergriffen ist dieser virtuose Klassiker der afrikanischen Moderne jetzt endlich wieder zu entdecken. (Stefanie Hetze)

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