Das Kinder Künstlerbuch vom Wohnen und Bauen. Beltz 2015. Limitierte Ausgabe, 256 S., € 12,95, ab 8
(Stand März 2021)
Es geht richtig gut los. Aus dem Umschlag läßt sich mit ein bißchen Schneiden und Kleben ein kleines Pop-Up-Haus zaubern, das danach schreit, verschönert zu werden. Auf den ersten zwei Seiten können die Kinder eintragen oder einmalen, wo sie wohnen, wie es bei ihnen zu Hause aussieht, mit wem sie leben, ob sie gerne umziehen würden. Die nächsten Blätter stellen die Frage nach dem eigenen Zimmer, den Vor- und Nachteilen jeweils. Und dann machen die Künstlerinnen und Künstler der Labor Ateliergemeinschaft ihr Füllhorn an Ideen, Vorschlägen, Fragen und Anregungen auf. Schräge Skizzen, s/w-Fotos, witzige Comics, detaillierte Listen, lustige Suchbilder und Geschichten ermuntern die Kinder, sich mit vielfältigsten Aspekten des Wohnens, Bauens und Lebens zu beschäftigen. Da gibt es ein WG-Casting, schiefen Haussegen, abgefahrene Wohnideen und wie man im Weltall schläft. Das macht viel viel Spaß, dabei werden große Themen berührt wie Nachbarschaft, Ordnung, Flucht, Klima, Reichtum, Wohnungslosigkeit, Zukunftsvisionen … Enorm anregend. (Stefanie Hetze)

Als Eleanor das erste Mal in den Schulbus steigt, weiß Park auf den ersten Blick, dass sie jede Menge Ärger haben wird. Sie ist genau der Typ, der die fiesen Stresser in den letzten Busreihen geradezu herausfordert: groß, pummelig, wilde rote Locken und ziemlich schräge Klamotten. Er selbst duckt sich am liebsten weg. In einem spontanen Moment schamhaften Mitgefühls, das er fast gleichzeitig bereut, bietet Park der seltsamen Neuen dennoch den Platz neben sich an. Von da an sitzen sie jeden Tag zusammen, ignorieren sich, beäugen sich, lesen gemeinsam Comics, hören Musik … bis sie sich eines Tages trauen. Abwechselnd und aus beiden Perspektiven wird dieses zaghaft zögerliche Kennenlernen erzählt. Das ist zutiefst romantisch, manchmal fast kitschig und trotzdem immer wieder hoch brisant. Zum einen wird Eleanor in der Schule wie im Bus weiterhin heftig gemobbt, zum anderen ist die Wohngegend der beiden Zartverliebten keine besonders gute. Die ganze Bandbreite des White Trash: Alkohol, Gewalt, Kriminalität, Armut und Rassismus. Und von alledem findet sich in Eleanors Zuhause jede Menge. (Jana Kühn)
Ferien! Wie wunderbar und endlich kann es losgehen in den Sommer. Es wird gepackt und hoffentlich nix vergessen, aber natürlich vergisst man immer irgendetwas Wichtiges. Das fällt einem dann kurz vor der Autobahn noch ein – und zurück. Dann wird lange Auto gefahren und endlich, endlich sieht man das Meer. Und jetzt Zelt aufbauen – oje, wie ging das noch mal? Ja, die Nachbarn schnarchen, es gibt zu viele Krabbeltiere, und die Spaghetti sind klebrig. Aber dafür ist es nie nie langweilig! In detailreichen Momentaufnahmen und mit viel Humor erzählt Philip Waechter von den kleinen Fallstricken und dem dennoch großen Glück des Zelturlaubs. Ein wunderbarer Bilderspaß für alle Campingfans – Wiedererkennungseffekt garantiert! (Jana Kühn)
Wieder einmal ist Saras Mutter verschwunden. Deshalb wohnt sie nun bei ihrer Großtante Louise. Damit das Mädchen nicht so allein ist – vielleicht aber auch wegen der 17 Dollar pro Tag – nimmt sie noch Angel in Pflege dazu. Stella ist selbstständig, häuslich und ordnungsliebend, Angel dagegen distanziert, aufbegehrend und provozierend. Verschiedener können zwei Mädchen wohl kaum sein und die beiden haben sich nichts zu sagen. Bis sie miteinander reden und auskommen müssen, denn eines Tages sitzt Louise tot in ihrem Sessel. Eine Meldung würde für beide bedeuten, in wieder neue Familien geschickt zu werden. Also halten sie den Tod geheim und in der Not zusammen. Doch nicht nur das. Peu à peu lernen sich die beiden Mädchen kennen und werden einander Familie. Doch wie lang kann das gutgehen? Eine wunderbare Sommer- und Freundschaftsgeschichte! (Jana Kühn)
Endlich ein neuer Steinhöfel, wie die Rico-Bücher von Peter Schössow großartig illustriert, und doch ganz – Anders. Anders nennt sich Felix, seit er aus dem Koma erwacht und sein Gedächtnis verloren hat. Anders ist er, als vorher. Aber was ist vorher geschehen? Und warum liegt nicht allen daran, dass er sich erinnert? Ein nachdenklich-philosophisches und doch spannendes etwas anderes Jugendbuch – auch für Erwachsene.
Was für ein Augenschmaus bereits auf dem leuchtenden Cover! Da versammeln sich große und kleine Tiere, harmlose und gefährliche, zahme und wilde. Sie alle sind retromäßig mit starker Farbigkeit gezeichnet, aufs Wesentliche konzentriert, wirken charakteristisch, aber mit einem leichten Augenzwinkern. Schlägt man die Enzyklopädie auf, werden nicht die typischen Tierfamilien bebildert, sondern sie gruppieren sich um bestimmte prägende Gemeinsamkeiten. Das fängt an mit den “Architekten”: Neben Bibern, Präriehunden, Termiten und Spinnen finden sich unter ihnen auch die eher unbekannten Siedelweber und Lehmwespen. Andere Kriterien sind z.B. “die Zitronengelben”, “die Großfamilien” und “Wanderer”, die “Gladiatoren”, “Riesen”, “Treuen” und und und. Da können schon kleine Kinder schwelgen und nebenbei viel über die Lebensweisen von Tieren erfahren. Und besonders schön das Kapitel mit den “Gezähmten”. Die zugehörigen Menschen sind ebenso verschieden und vielfältig. Ein tolles Hausbuch für die ganze Familie! (Stefanie Hetze)
Der Bär ist ein überaus gutmütiger Zeitgenosse. Einer zum Liebhaben, der niemandem auch nur das kleinste Krümel Böses will. Ganz im Gegenteil! Nur ist gut gemeint eben nicht immer gut. Nochzumal wenn man so ein großer tapsig tolpatschig ungeschickter Kerl ist wie der Bär. Doch damit soll nun Schluss sein, denn der Bär lernt den Einsiedler kennen, der nur auf einen gut erzogenen, freundlichen und gelehrigen Schüler gewartet hat. Könnte also passen mit den beiden. Tut es aber überhaupt nicht, weil sie verschiedener kaum sein könnten. Tut es dann aber doch, weil sich beide auf einander einlassen und den anderen einfach nehmen, wie er ist. Und so lernt der Bär von seinem geduldigen Privatlehrer so großartige Sachen wie Bootfahren, Mauerwerkausbesserungsarbeiten, Leibesübungen und gemeinnützige Aktivitäten. Dabei geht vieles schief und wird trotzdem ganz wunderbar. Das alles ist von John Yeoman zum Piepen komisch erzählt und von Quentin Blake in wenigen Strichen köstlich illustriert. Ein (Vor)Lesespaß für alle ab 6 Jahren und sowieso die ganze Familie! (Jana Kühn)
Wütend ist jeder mal. Und wütend kann man aus den verschiedensten Gründen werden, zum Beispiel aus Enttäuschung, aus verletztem Stolz oder auf sich selbst. So geht es auch den Tieren in diesem ganz besonderen, jedem ans Herz zu legenden Vorlesebuch. Sie sind wütend, oder wollen wissen, wie es ist, wütend zu werden oder wie man es schafft, es nicht mehr zu sein. Da gibt es starke Wut, kleinen Ärger, Zorn, Raserei. Und immer umschwebt die Geschichten auch eine leichte Melancholie, eine Öffnung zur Philosophie, zum Hinterfragen und zur reinen Poesie. Dazu tragen die hervorragende Übersetzung und die wunderbaren Illustrationen ihren Teil bei. Nein, das Buch selbst macht nicht wütend, es macht glücklich. Sehr, sehr glücklich, nachdenklich und auch etwas wehmütig. (Syme Sigmund)
Gefühlt schon immer leben der 14-jährige Adrian und seine gleichaltrige Nachbarin Stella eng wie Geschwister zusammen. Nur eine Terrassentür trennt sie. Allein Stella und vielleicht noch ihre Großmutter können Adrian, der zum Leidwesen seiner Mutter wächst und wächst und auf 2,07 m zusteuert, liebevoll frozzelnd den Stress um seine Körpergröße und sein Aussehen nehmen. Stella ist sein Lebenselixier und für ihn längst nicht nur eine Kindheitsfreundin. Und dann geschieht es, Stella verliebt sich in Dato, einen zugezogenen Georgier, einen Schnösel. Es kommt noch schlimmer für Adrian. Auch Stellas Großmutter freundet sich mit Datos großer Einwandererfamilie an. Adrians Gefühlswelt gerät dramatisch ins Schleudern, zumal dazu die Ehe seiner Eltern zerbricht. Susan Kreller hat für seinen extremen Liebeskummer, seine wütende Verzweiflung und seine kaum auszuhaltenen pubertären Allmachtsphantasien eine vielschichtige Sprache frei von Kitsch und Klischees gefunden. Ob und wie er aus diesem emotionalen Desaster herauskommt, wird hier nicht verraten, selbst lesen. (Stefanie Hetze)