2007 gründeten die Künstlerinnen Gülsüm und Inci Güler den nomadischen Dinnerclub TDD, der in temporär genutzten Räumen stattfand und unterschiedlich große Gruppen zum Kochen, Essen, Trinken einlud. Dem Vernehmen nach waren das rauschende Abende. Jetzt lassen sie uns Nachzügler*innen daran teilhaben: mit einem wunderschönen, so liebevoll wie kunstvoll gestalteten Kochbuch und einem Stadtführer der etwas anderen Art. Vorgestellt werden 27 Orte, überwiegend in Berlin, mit den jeweils dazugehörigen Menüs. 108 Rezepte für jeweils 40 Personen, reich bebildert, machen Lust auf Dinnerpartys! (kb)
Gülsüm Güler/Inci Güler & Stefanie Leinhos (Illustr.): flavours & friends deutsch/englisch, Piccolo edition 2025, 480 Seiten, 32 Euro
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Ein neuer Davide Morosinotto, ein neuer historischer Stoff: diesmal der Mythos von Kaspar Hauser, der 1826 unter mysteriösen Umständen in Nürnberg auftauchte und binnen kurzer Zeit ganz Europa in Aufruhr versetzte. Einem alter ego gleich schickt der italienische Kinder- und Jugendbuchstar seine Protagonistin Greta Grimaldi über die Alpen, um das Rätsel Kaspar Hausers Herkunft zu lösen. Morosinottos wie immer genaue Recherchen fließen als Gretas Ermittlungen unmittelbar in die Geschichte ein und machen das Schaustück deutscher Geschichte zum spannenden Detektivroman. (jk)
Bilbo lebt beschaulich in seiner komfortablen Wohnhöhle vor sich hin, bis eines Tages unangemeldeter Besuch sein Leben radikal verändert und eine aufregende Reise voller Gefahren beginnt. Diesen Klassiker der Kinderliteratur hat die Schöpferin der Mumins Tove Jansson sehr eigen illustriert. Mit zarter Zurückhaltung und leiser Ironie. Den Hobbit, die Zwerge, den Zauberer, die Wölfe, Orks und vielen furchterregenden und selten freundlichen Gestalten hat sie mit feinem Strich in winzigen Zeichnungen nur angedeutet. Übermächtig groß schraffiert sind dagegen die Landschaften, in denen die Winzlinge dramatische Abenteuer zu bestehen haben. Das lässt Platz für die eigene Phantasie und harmoniert wunderbar mit Tolkiens magischem Text. In bester Ausstattung, ein Schatz. (sh)
Auch in Italien kann es trüb und kalt sein, doch es gibt eine lange Tradition der Abhilfe: mit Körper und Seele wärmenden Speisen, die einfach und schnell zubereitet, umgehend für Wohlergehen sorgen. Risotto mit Kartoffeln und Petersilie, eine winterliche Caponata aus Sellerie, gebackener Rosenkohl, Wildschwein alla Maremma . . . mmh. Deftiges, Üppiges, das ja auch gern in kleinen Portionen genossen werden kann. Einfach köstlich. Und vor und nach dem Kochen und Essen machen die schönen Fotos Lust auf die Farben und Stimmungen der dunkleren Jahreszeit. (sh)
„Meine Großeltern haben ab den 1980ern die DDR dekoriert.“ Doch Vorsicht: In diesem rasant und sehr persönlich erzählten Buch geht es um weitaus mehr als nur Dekoration. Aron Boks Großvater, ein Elektriker mit Angst vor Starkstrom und einer systemfremden Vorliebe für italienisches Lampendesign, entwirft nicht nur DIE Lampe in Erichs Lampenladen, dem Palast der Republik. Er und seine Frau gründen in ihrer Garage in Wernigerode ein livestyle startup avant la lettre. Ein überraschender und sehr unterhaltsamer Einblick in die jüngere Deutsche Geschichte! (kf)
In Ungebetene Gäste wirft Ayelet Gundar-Goshen einen scharfen wie unerschrockenen Blick auf die israelische Gesellschaft, lotet die Mechanismen von internalisierten Rassismus aus und verfolgt präzise die feinen Verschiebungen zwischen Schuld und Unschuld. Die Unachtsamkeit einer jungen Mutter führt zum Tod eines Teenagers, ihr Schweigen dazu, dass ein arabischer Arbeiter unschuldig für diesen Tod verantwortlich gemacht wird. Psychologisch nuanciert und mit großem Gespür für die Macht des Verschweigens erzählt der Roman von der zerstörerischen Energie eines einzigen Geheimnisses. (kb)
Auf nach Gran Canaria mit Thorsten Nagelschmidt – nie wieder Weihnachten in Deutschland! An seiner Seite erkunden wir ein wenig die Insel, beobachten schrullige Hotelgäste, bingewatchen Sopranos, erinnern uns an Weihnachten in Familie und erfahren das eine oder andere historische Detail zum wichtigsten Fest der Deutschen. Wie in einem cineastischen Essay treffen autobiografisches Erzählen und kulturgeschichtliche Dokumentation aufeinander. Und natürlich geht es immer wieder um Musik. Gut gemixt ist der Text sowieso, es gibt ihn aber sogar vertont, denn zusammen mit Musiker Lambert wurde „Nur für Mitglieder“ zum groovigsten Hörbuch, das je auf Ohren tanzte – bei uns mit signierten Ausgaben. (jk)
Zehn Räder, vier Motoren & 18.500 Pferdestärken – das klingt wirklich nach einem fantastischen Bus! Und einen solchen braucht es auch, denn im Hafenviertel von Ahnstar City ist große Verzweiflung ausgebrochen. Alle Häuser sollen abgerissen werden und der kleine Timo ist schwerkrank. Was also hält Taku und seine Nachbarn noch in der industrieverräucherten Stadt, wenn es im fernen Land Balanka eine sagenumwobene Safran-Lilie geben soll, die alle Krankheiten heilen kann? Eine turbulente Reise beginnt, sensationell abenteuerlich und ein buchstäblich riesiger (Vor)Lesespaß! (jk)
Sister Deborah ist Prophetin – aus Amerika nach Ruanda gekommen, irgendwann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als nicht mehr die Deutschen, aber noch die Belgier das Land für sich beanspruchten. Sie verkündet das Königreich der Frauen, ruft zum Streik auf, wird der Hexerei beschuldigt und vielleicht, so heißt es, ist sie von den Toten wieder auferstanden. Ausgehend von dieser außergewöhnlichen Lebensgeschichte entfaltet Mukasonga eine kraftvolle Auseinandersetzung mit Kolonialismus, Patriarchat, Rassismus und Missionierung. Ein sprachmächtiges, fulminant-feministisches Feuerwerk! (kb)
Alan Bennett kann es einfach perfekt. In kurzen Umrissen Menschen und all ihre Absonderlichkeiten einzufangen, dabei mixt er eine Prise Boshaftigkeit mit einem Schuss Aberwitz. Schauplatz ist ein elitäres britisches Altersheim, das alles andere als ein ruhiger Hafen ist. In der zweiten Geschichte gibt Bennett Einblicke in seine eigene Gedankenwelt als alter schwuler Schriftsteller. Grandios. (sh)