Ngũgĩ wa Thiong’o: Herr der Krähen

Aus dem Englischen von Thomas Brückner, Fischer TB, 944 S., € 16,-

(Stand März 2021)

Unbenannt-1Nicht weniger als der Turmbau zu Babel soll übertroffen werden im geplanten Geburtstagsgeschenk für den Alleinherrscher der fiktiven “Freien Republik Aburirias”. Doch das megalomane Bauprojekt “Marching to Heaven” scheitert nicht nur an den ausbleibenden Krediten der Global Bank, sondern vor allem an den Grabenkämpfen, die sich die Machtelite um die Gunst des Diktators “Seine Allmächtige Vortrefflichkeit” liefert. Leidtragend ist die verarmte Bevölkerung, wie Kamiti, ein arbeitsloser Akademiker, der durch puren Zufall und tief verwurzelten Aberglauben zum “Herr der Krähen” wird – ein mal gefeierter mal gejagter Gegenspieler des Despoten. Schier überbordend an Übertreibungen und mit großer Lust am Fabulieren wird diese groteske Ausgangssituation auf fast 1.000 Seiten auf die Spitze getrieben. Doch keine Sorge, hat man das in der Tat dicke Buch einmal in die Hand genommen, legt man es nur ungern zur Seite. Welch eine Komik trotz all der bitteren Details, die nur allzu deutlich als Abrechnung mit der politischen und gesellschaftlichen Situation nicht nur Kenias, sondern vieler anderer afrikanischer Staaten verstanden werden darf. Ein großes Werk! (Jana Kühn)

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