S. Fischer 2025, 301 Seiten, 24 Euro
Eine wahre Begebenheit: Hannah Höch, bereits erfolgreich in den ersten Stufen ihrer Karriere als Künstlerin und frisch befreit vom dominanten Dadaisten Raoul Hausmann, lernt 1926 die charismatische Autorin und Übersetzerin Til Brugman kennen, die noch kaum veröffentlicht hat. Ihre gegenseitige Anziehung ist enorm, eine intensive Liebesbeziehung auf Augenhöhe entsteht, die fast zehn Jahre dauern sollte. Die beiden Frauen pendeln zwischen Den Haag und Berlin, zwischen zwei Sprachen, zwischen Erfolg und Misserfolg, Selbständigkeit und Zweisamkeit. Sie müssen Geld verdienen, ihren gemeinsamen Alltag, Freundschaften, Familien bewältigen und als Künstlerinnen vorankommen. Und dies als lesbisches Paar in Zeiten des erstarkenden Faschismus. Diese queere Geschichte selbst ist schon interessant genug, der Text aber, wie ihn die Autorin montiert und poetisiert hat, ist ein literarisches Ereignis. Kühmel hat sich von den beiden Figuren und ihren künstlerischen Praktiken inspirieren lassen und verwebt, verdichtet, zerschneidet, umkreist Fakten, Briefe, Zitate, Erfundenes, Weltpolitisches und Privates zu einem hinreißenden Liebes- und Künstlerinnenroman. (Stefanie Hetze)