Für alle, die Bilderbuchkunstwerke lieben.

Carlo Collodis Geschichte einer vorwitzigen, kleinen Holzpuppe, die kaum in der Welt, diese schon wagemutig  erkundet, ist sicher wohl bekannt. Imme Dros hat den großen Klassiker aus Italien für Kinder von heute zugänglich nacherzählt, und Carll Cneut hat ihn wunderschön, geradezu altmeisterlich illustriert. Mal skizzenartig, mal  in malerischen Bildfindungen von großer Kunst wird die märchenhafte Erzählung zum prächtigen Sammlerstück, das auch Kinderherzen höher schlagen lassen wird. 

Carlo Collodi, Imme Dros, Carll Cneut: Pinocchio, übersetzt von Rolf Erdorf, Bohem, 64 Seiten, 28 Euro, ab 5

Das bestelle ich bei Dante!

 

Für alle, die sich für Theater, starke Frauen und / oder Biografien begeistern.

Berühmt ist Therese Giehse für ihre Mutter Courage bei der Züricher Uraufführung, Furore machte sie beim mutigen politischen Kabarett Die Pfeffermühle. Aber wer kennt ihre Lebensgeschichte? Sie selbst hat über ihre Person kein Aufhebens gemacht, war auf der Bühne omnipräsent, im Privatleben zurückhaltend: „Ich bin ein alleiniger Mensch.“ Mit tiefem Respekt, historischer Akribie und in warm-dunkel gehaltenen Aquarellfarben nähert sich Yelin in ihrer pointierten Graphic Novel der Giehse an, erfahren wir von ihren Kämpfen als armes jüdisches „nicht schönes“ Mädchen, das Schauspielerin werden wollte, ihrer Karriere, der NS-Verfolgung, ihrer Arbeits- und Liebesbeziehung zu Erika Mann, ihrem erzwungenen Exil, aber vor allem ihrer außergewöhnlichen Hingabe an ihren Beruf. Großer Applaus für diese außergewöhnliche Künstlerinnenbiografie! (sh)

Barbara Yelin: Die Giehse. Ein Leben für das Theater 1898-1975, Reprodukt 2025, 56 Seiten, 20 Euro

Das bestelle ich bei Dante!

Für alle, die ihre Geschichte noch nicht gefunden haben.

Dieses bildgewaltige und farbenfrohe Wimmelspielbuch ist Geschichte, Abenteuer und Spiel zugleich. Carp City aufzuschlagen ist wie durch ein Portal zu treten: überall geschieht hier etwas. Man kann einfach zusehen oder sich hinein wagen in das Treiben dieser Stadt. Über kleine Szenen gerät man tiefer in die Geheimnisse dieser Gemeinschaft, wird auf Erkundungstouren geschickt, kann Rätsel lösen oder Gegenstände sammeln, die an anderer Stelle vielleicht wichtig werden. Ein Lesespielspektakel für die ganze Familie. (kf)

Aleksandra Mizielińska und Daniel Mizieliński: Carp City, Moritz 2025, 36 Euro

Das bestelle ich bei Dante!

Für alle, die wissen, wie poetisch Beton sein kann.

Als im Rostock der 1960er und 1970er Jahre neue Stadtviertel wie Groß Klein und Lichtenhagen entstehen, passiert deutlich mehr, als dass nur neuer Wohnraum erschlossen wird. Eine andere Form des Zusammenlebens nimmt Gestalt an – baulich, gesellschaftlich, privat. In Collagen und kurzen biographischen Erzählfragmenten setzt die Künstlerin Wenke Seemann sich auseinander mit Fotografien dieser Zeit, den Raum- und Bildordnungen der Moderne. Ein Buch nicht nur über den Aufbau sozialer Utopien sondern auch über das biographische Potential des Dokumentarischen. (kf)

Wenke Seemann: Utopie auf Platte, Bierke 2025, 152 Seiten, 36 Euro

Das bestelle ich bei Dante!

Für alle, deren Großmutter auch eine ganz andere hätte sein können.

Die Fotografie der Großmutter, wie niemand sie kannte – mondän, in Skikleidung, 1941 in den italienischen Alpen – das ist der Beginn einer autofiktionalen Reise der Autorin durch die Archive Tiranas und die eigene Familiengeschichte. Doch es ist vor allem das Ende, das Ypi ihrer Geschichte gibt, das Fragen nach Identität und politischer Integrität auf eine kluge Weise zu einem literarischen Thema werden lässt. ‚Aufrecht‘ ist die Rekonstruktion eines Lebens, das, wie so viele Frauenleben, nur an den Rändern der Archive zu finden ist. (kf)

Lea Ypi: Aufrecht, übersetzt von Eva Bonné, Suhrkamp 2025, 389 Seiten, 28 Euro

Bettina Flitner: Meine Mutter

Kiepenheuer & Witsch 2025, 320 Seiten, 24 Euro

Wie ein Weckruf aus der Vergangenheit veranlasst ein zufälliges Ereignis Bettina Flitner, sich mit dem 39 lange Jahre verdrängten Tod ihrer Mutter auseinanderzusetzen. Er war besonders tragisch, ihre Mutter hatte sich erhängt. Niemand konnte damit umgehen, der Kommentar des Schwiegervaters: „Sie hat nie etwas getaugt.“ Aus dieser Distanz, aber mit dem Blick einer erfahrenen Fotografin, die keine Skrupel hat, genau hinzuschauen, begibt sich die Autorin auf Spurensuche nach ihrer Mutter. Mithilfe von Tagebüchern, Gesprächen und einer Reise nach Polen, dem niederschlesischen Herkunftsort ihrer Mutter, entdeckt sie eine Frau, die als verwöhnte Nachzüglerin einer privilegierten, aber traumatisierten Familie nie so richtig in einem eigenen selbstbestimmten Leben ankam. Zahlreiche Suizide, die unterschiedlich befolgte NS-Ideologie, die Flucht, die das materiell sorglose Leben ins Wanken brachte, belasteten die Familie. Mit diesem instabilen Gepäck im Hintergrund rutschte die hübsche junge Frau früh in Ehe und Mutterschaft. Wie in einem Brennglas, sehr präzise und lakonisch, aber gleichzeitig aus großer Nähe und mit viel Sympathie erzählt Bettina Flitner von diesem Frauenleben im Nachkriegsdeutschland. (Stefanie Hetze)

Das bestelle ich bei Dante!

Sonntag, 30. November 2025

LESEN & SPIELEN für Kinder ab 8

Kommt mit uns nach Carp City, dem Wimmelspiel im Buchformat!

Das neue Meisterwerk der polnischen Illustrator*innen und Autor*innen Aleksandra Mizielińska und Daniel Mizieliński ist Geschichte, Abenteuer und Spiel zugleich.

Carp City aufzuschlagen ist wie durch ein Portal zu treten: überall geschieht hier etwas. Man kann einfach zusehen oder sich hinein wagen in das Treiben dieser Stadt. Über kleine Szenen gerät man tiefer in die Geheimnisse dieser Gemeinschaft, wird auf Erkundungstouren geschickt, kann Rätsel lösen oder Gegenstände sammeln, die an anderer Stelle vielleicht wichtig werden.

Gemeinsam wollen wir mit Euch auf Streifzüge durch Carp City gehen und haben einige Geschichten aus dem Buch wandgroß in unseren Projektraum geholt. Ob es uns gelingt das Rätsel um den tanzenden Karpfen zu lösen? Kommt und rätselt mit …

 

Wann? Sonntag, den 30. November um 15 Uhr
Wo? Projektraum O45, Oranienstr. 45 in Kreuzberg

Eintritt frei. Ihr wollt dabei sein?
Schreibt bitte an anmeldung@danteconnection.de

Freitag, 21. November 2025

Wir freuen uns sehr zur Lesung von Leon Engler einzuladen.

Sein Debütroman „Die Botanik des Wahnsinns“ zählt schon jetzt zu unseren Lieblingen der literarischen Saison und hat alles, was es braucht, um eine Danteperle zu werden. Außerdem wurde der Roman für den aspekte-Literaturpreis 2025 nominiert.

Als bei der Zwangsräumung der Wohnung seiner Mutter durch eine Verwechslung alles von Wert in die Müllverbrennungsanlage wandert, bleibt dem Erzähler wortwörtlich nur der Abfall der eigenen Familiengeschichte. Wie hat es so weit kommen können? Der Erzähler blickt auf die Biografie seiner Familie: ein Stammbaum des Wahnsinns. Vor allem aber muss er sich bald die Frage stellen, was das sein soll: ein normaler Mensch.Eine aus dem Ruder gelaufene Familienanamnese? Ein Schelmenroman? Ein Lehrstück in Empathie? Leon Englers Debüt ist all das und mehr, ein zärtlicher Befreiungsschlag, die Geschichte einer Versöhnung.

Wann? Freitag, 21. November um 20 Uhr
Wo? in der Dante

Soli-Tickets 8/10/15 Euro

Vorverkauf & Reservierung in der Dante oder anmeldung@danteconnection.de

Sonntag, 16. November 2025

Literarische Matinee im Obermaier

Einer reist mit  – LESUNG & GESPRÄCH mit der Übersetzerin Patricia Klobusiczky und dem Verleger Heinrich Berenberg

Gemeinsam mit dem Salon Obermaier laden wir zur literarischen Matinee ein.

Die französische Schriftstellerin Anne Serre ist eine virtuose Meisterin literarischer und sprachlicher Schelmenstücke. Eine Schriftstellerin im Zug auf dem Weg zu einem Literaturfestival erfindet sich einen besonderen Reisebegleiter, Frauen, die als Gouvernanten eigentlich untergeordnet arbeiten, gehen völlig frei ihren Interessen und Lüsten nach. Leichtfüßig, konzentriert und voller Anspielungen sind diese Texte, die der Rezensent der FAZ Cornelius Wüllenkemper begeistert in der deutschen Übertragung von Patricia Klobusiczky liest, die „… Serres geschliffenen Sprechgesang so brillant ins Deutsche übersetzt…“ hat.

Das bewährte Team aus Gastgeberin Dunja Funke, der Ideengeberin Stefanie Hetze sowie den musizierenden Schauspieler:innen Mariel Jana Supka und Olaf Helbing sorgt für eine abwechslungsreiche anregende Veranstaltung.

Die Dante bringt die Bücher mit. Und dass es im Obermaier dazu eine angemessene Bewirtung gibt, ist selbstverständlich.

Wann? Sonntag, 16. November 2025 um 12 Uhr
Wo? OBERMAIER. Restaurant-Salon

Eintritt 10 €

Anne Serre, geboren 1960 in Bordeaux, hat seit ihrem Roman­debüt 1992 sechzehn Romane und Bände mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Für «Im Herzen eines goldenen Sommers», ihre erste Veröffentlichung auf Deutsch, erhielt sie 2020 den Prix Goncourt de la Nouvelle.

Patricia Klobusiczky, geboren 1968 in Berlin, Literaturübersetzerin, Moderatorin und Mentorin, übersetzt aus dem Französischen und Englischen, u. a. Werke von Louise de ­Vilmorin, Marie Darrieussecq, William Boyd, Maaza Mengiste, Anna Langfus und ­Petina Gappah.

Heinrich von Berenberg, geboren 1950 in Hamburg geboren. Verleger, Lektor, Übersetzer und Autor. 2003 gründete er zusammen mit Petra von Berenberg den Berenberg Verlag und brachte eine Vielzahl meist schmaler, aber inhaltlich und literarisch umso gewichtigere Bücher heraus.

 

 

Leon Engler: Botanik des Wahnsinns

Dumont Verlag 2025, 208 Seiten, 23 Euro

Leon Engler startet sein autofiktionales Familienherbarium mit einem Tusch: Die Firma, die die Wertsachen der Mutter vor ihrer Zwangsräumung aus der Münchner Zwei-Raumwohnung einlagern soll, irrt sich im Zimmer und nimmt die sieben Kartons mit, die für den Müll bestimmt waren. Alles Bewahrenswerte geht im Heizkraftwerk Nord in Flammen auf. Hier steckt bereits alles drin, was dieser Roman mit feiner Raffinesse und einem untrüglichen Gespür für die Absurdität von Selbstbetrachtungen verfolgt: Es sind irgendwie immer die falschen Kisten, die weitergegeben werden. Mit diesem Gepäck startet der Ich-Erzähler in seine Geschichte, verliebt sich, freundet sich mit seinem älteren Nachbarn an, streift durch Städte und Begegnungen und öffnet von Zeit zu Zeit einen der schwergewichtigen Kartons: Die Mutter alkoholkrank und, wie der Vater, depressiv, die Großmutter bipolar und suizidal, der Großvater schizophren. Sein Erbe scheint klar, doch fällt er seinen Prädispositionen in den Rücken, wechselt die Seiten und betritt die Psychiatrie mit einem Arbeitsvertrag. Begleitet von Bachmann und Hustvedt, von Freud, Lacan und Klein und nicht zuletzt dem Botaniker von Linné gelingt Engler ein psycholiterarischer Schulterschluss der superklug und einfühlsam schön Familie als einen absolut lebens- und lesenswerten Selbstversuch erzählt. (Kerstin Follenius)

Das bestelle ich bei Dante!