Maike Albath: Bitteres Blau

Berenberg 2024, 352 Seiten, 26 Euro

Über kaum eine italienische Stadt kursieren derartig hartnäckige Vorurteile wie über Neapel. Selbst Roberto Savianos bahnbrechende Offenlegung der Machenschaften der Camorra reduzierte Neapel in der Wahrnehmung einer breiten Öffentlichkeit auf einen Ort gnadenloser Gewalt. Später rückte Elena Ferrantes Freundinnen-Megabestseller die Stadt in den Aufmerksamkeitsfokus. Doch es gab seit jeher viel mehr. Die unterschiedlichsten Literat:innen schrieben mit Leidenschaft über ihre Stadt, Filme entstanden, sozialpolitische Initiativen engagierten sich. Diesem Reichtum ist Meike Albath nachgegangen: Auf Spaziergängen und Fahrten, mit Gesprächen, Interviews und ausgiebigen Lektüren ergründete sie die Reize und Widersprüche dieser faszinierenden Metropole. Tief taucht sie ein in ihre paradoxe/n Geschichte/n und Persönlichkeiten. Großartig, wie die Autorin dabei ihr profundes Wissen mit Beobachtungen aus dem städtischen Alltag kombiniert und uns einlädt an diesen besonderen Ort! (Stefanie Hetze)

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Marta Palazzesi: Feder und Kralle

Übersetzt von Cornelia Panzacchi, Thienemann, 272 Seiten, 15 Euro, ab 10

In ihrem Heimatland Italien ist Marta Palazzesi längst keine Unbekannte mehr . Für „Nebbia” wurde sie 2019 mit der höchsten Auszeichnung für italienische Kinder- und Jugendliteratur, dem Premio Strega Ragazzi, ausgezeichnet. Ihr gerade in Deutschland erschienener Roman Feder und Kralle spielt im Jahre 1914 in Valencia. Amparao, sie tagsüber ein Falke, und Tomás, er nachts ein Panther, begegnen einander zuerst in großer Skepsis, um schließlich gemeinsam das Geheimnis ihrer rätselhaften Kindheit und Herkunft zu lösen. Palazzesi, die in Valencia Architektur studiert hat, beschreibt die Stadt ausgesprochen atmosphärisch und anschaulich. Dass sie ebenso lange als Übersetzerin von Drehbüchern gearbeitet hat, merkt man ihrem geradezu filmischen Schreibstil an. Und Dank der intensiven Zusammenarbeit mit der Illustratorin verleihen die stimmungsvollen Bilder der Geschichte um zwei jugendliche Tierwandler eine wirkmächtige Ebene mehr. Ein historisch fantastisches Abenteuer, das sicher auch hierzulande viele Kinder begeistern wird. (Jana Kühn)

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Mittwoch, 9. Oktober

Lesung mit Igiaba Scego

© Simona Filippini

Italien ist Gastland der Frankfurter Buchmesse 2024. Viele Autor*innen gilt es zu entdecken. Eine, die wir euch besonders ans Herz legen möchten, ist Igiaba Scego.

Umso größer ist unsere Freude, die Autorin mit ihrem Roman „Kassandra in Mogadischu“ bei uns begrüßen zu dürfen.

 

Wann? Mittwoch, 9. Oktober um 20 Uhr
Wo? in der Dante

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Mittwoch, 9. Oktober 2024 // Lesung mit Igiaba Scego

Italien ist Gastland der Frankfurter Buchmesse 2024. Viele Autor*innen gilt es zu entdecken. Eine, die wir euch besonders ans Herz legen möchten, ist Igiaba Scego.

Umso größer ist unsere Freude, die Autorin mit ihrem Roman „Kassandra in Mogadischu“ bei uns begrüßen zu dürfen.

Ihr Roman ist eine autofiktionale Recherche zwischen Rom und Mogadischu. In Italien geboren und aufgewachsen, erzählt Scego die Geschichte ihrer Familie und verknüpft mit dieser auf eindringliche Weise individuelles Erleben mit historischen, (post)kolonialen und politischen Zusammenhängen.

Wann? Mittwoch, 9. Oktober um 20 Uhr
Wo? in der Dante
Soli-Eintritt 8/10/12 Euro
Tickets sind vorab in der Dante erhältlich.
Die Veranstaltung findet in italienischer und deutscher Sprache statt.
Es liest Ali*ne Benecke. Es übersetzt Henrike Markert.

© Simona Filippini

Igiaba Scego wurde 1974 in Rom geboren und stammt aus einer somalischen  Familie. Die Literatur und das Lesen bezeichnet sie selbst als ihren Rettungsanker:  »In Büchern habe ich meine Geschichte, mich selbst und vor allem Afrika gefunden.« Scego studierte Literatur und Pädagogik, heute schreibt die Autorin mehrerer Romane und Erzählungen auch für Zeitungen und Zeitschriften wie »L’Unità« und »Internazionale« und ist Herausgeberin mehrerer Anthologien.

Wir bedanken uns bei S.Fischer Verlag für die Unterstützung.

Zora Del Buono: Seinetwegen

C.H.Beck, 2024, 201 Seiten, 23 Euro.

Zora del Buono ist acht Monate alt, als ihr Vater bei einem unverschuldeten Autounfall stirbt. Sie kennt die groben Umstände des Unfalls: ein missglücktes Überholmanöver, ein roter Chevrolet, die Initialien des Unfallverursachers. 60 Jahre später plötzlich der Wunsch, diesen E.T., den Töter des Vaters, zu finden. Seinetwegen ist das Protokoll einer Recherche. Durch Zeitungsartikel, Gerichtsurteile, Gespräche mit Zeitzeug*innen nähert sich die Autorin dem damaligen Unfallhergang und damit auch dem Töter an, der plötzlich einen richtigen Namen hat, ein Leben und eine Geschichte. Gleichzeitig reflektiert Zora del Buono ein von Verlust geprägtes Leben (nicht das Fehlen des Vaters ist schmerzhaft, die tiefe Trauer der Mutter ist es), lässt uns teilhaben an Beobachtungen, Erinnerungen, Begegnungen, stellt Listen auf (von Menschen, die bei Autounfällen starben, von bekannten Eigenschaften des Vaters, von Fakten über den Töter, von den eigenen Deformationen) und hadert mit den ungestellten Fragen an die Mutter – in einer Sprache, die nicht nüchtern ist, aber sehr klar, kein bisschen sentimental, aber berührend. Seinetwegen ist die unbedingt lesenswerte Autofiktion einer Menschenfreundin. Ehrlich – wie es scheint, zärtlich, manchmal schonungslos, oft humorvoll, immer klug. (Katharina Bischoff)

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Kristina Andres: Zicke Zacke Igelkacke

Moritz, 64 Seiten, 12 Euro, ab 8

Die Brüder Matti und Janne verbringen ihre Herbstferien zum ersten Mal ohne Eltern bei ihrer Tante Olga. Für den jüngeren Bruder sind es die ersten Schulferien überhaupt. Der ältere Bruder, gerade mal in der zweiten Klasse, hat die Aufgabe, auf das Aussteigen am richtigen Bahnhof zu achten. Bestens angekommen geht es zu Olgas abgelegen Haus am Waldrand, und so stehen nun naturnahe und erholsame Tage an. Doch schon am zweiten Tag vertraut eine Nachbarin Olga zwei Igeljunge zur Pflege an. Winzig sind sie, viel zu klein, um schon allein auf der Welt zu sein. Olga, Matti und Janne kümmern sich mit viel Fürsorge um die beiden Tierwaisen. Wie viel da zu tun, auf was alles zu achten ist! Die Igelkinder werden zum Tierarzt gebracht, ihre Kacke wird weggeräumt, tagsüber und nachts werden sie gefüttert – ja geradezu hingebungsvoll aufgepäppelt. So fliegen die Ferien nur so dahin. Könnte sein, es sind die besten! Kristina Andres beschreibt und zeichnet detailgenau und mit liebevoller Beobachtungsgabe die Ernsthaftigkeit und Freude, mit der Kinder Verantwortung für sich und andere übernehmen – wenn man sie denn lässt.  (Jana Kühn)

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Ruth Maria Thomas: Die schönste Version

S.Fischer 2024, 272 Seiten, 24 Euro.

Jella und Yannick. Leidenschaftlich. Voneinander überrascht. Verliebt. Am Anfang ihres Lebens. Ein Paar wie es so viele gibt. Bis ein Beziehungsstreit eskaliert, es fallen heftige Worte auf beiden Seiten und mit einem Mal ist alles anders als zuvor. Seine Hände schließen sich um ihren Hals und sie rettet sich in letzter Minute. Was der jungen Protagonistin Jella passiert ist etwas Normales. Häusliche Gewalt gegen Frauen ist kein Phänomen vom Rand sondern sie geschieht. Ruth Maria Thomas nimmt sich dieses Themas an und wagt das Spagat, eine solch wichtige Geschichte zu erzählen, ohne sie zu reduzieren auf Fragen der Täter- oder Opferschaft. In die Wohnung des überforderten Vaters zurückgekehrt, folgen wir der Protagonistin auf ihrer Suche nach all den kleinen Kompromissen und übergangenen Zweifeln, die sie an diese Stelle führten. Welchen Preis hat sie gezahlt, um den begehrtesten Jungen im Dorf zu daten? Wie leicht war es, die beste Jugendfreundin in der Lausitz zurückzulassen, weil deren Lipgloss und T-Shirts durch die Augen der neuen Studienfreunde sonderbar aussahen? Eine Coming of Age Geschichte der späten Nullerjahre. Kompromisslos erzählt. Nicht aus der Hand zu legen. (Kerstin Follenius)

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David Wagner: Verkin

Rowohlt 2024, 400 Seiten, 22 Euro

In seinem Prolog teasert der Autor bereits kräftig an mit Ingredienzien wie Gartenparty, weißhaariger Armenierin im metallisch glänzenden Paillettenkleid, einer geschmuggelten weißen Van-Katze mit blauem und braunem Auge sowie mit Anspielungen auf „seltsame“ Reisen durch Istanbul, die Türkei und das Leben der besagten Verkin. Sogleich startet das erzählerische Feuerwerk, spielt David Wagner mit Fakten und Fiktion rund um ihr schillerndes Leben: Verkin, aus der wohlhabenden Oberschicht stammend, die schon als Jugendliche im Orientexpress zwischen ihren Schweizer Internaten und Istanbul unzählige Liebschaften anfing, X Mal verheiratet war, X Sprachen spricht, X wichtige Menschen kennt und als verfolgte Armenierin gleichzeitig AKP-Lokalpolitikerin ist.. . Oder ist doch alles erfunden? Eigentlich wollte sein Alter Ego, der Ich-Erzähler David, ein Buch über türkische Shopping Malls schreiben, aber bereits ein erster Besuch in ihrem sagenhaften Haus am Bosporus, eigentlich nur zur Übergabe deutscher Wurstwaren für ihren Katzenschmuggel bestimmt, treibt ihn in ihre Umlaufbahn. Immer wieder begleitet er sie als Teil ihrer Entourage in Istanbul und der Türkei und befragt sie über ihr Leben. Und sie erzählt freimütig, spottet über seine Begriffsstutzigkeit und setzt immer wieder eins drauf auf ihre phantastischen Geschichten, worauf der Erzähler weiter nachhakt. Es ist ungemein vergnüglich, dieser eigensinnigen kosmopolitischen Scheherazade zu lauschen! (Stefanie Hetze)

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KAYABU – eine Ausstellung

Eymard Toledo „Kayabu“

Wir freuen uns ein weiteres Mal auf Eymard Toledo. Mit Originalen aus ihrem neuen Bilderbuch Kayabu (Baobab 2024) gestaltet sie eine Ausstellung in unserem Projektraum O45.

Für Kinder ab 6 und ihre Erwachsenen. Eintritt frei

Die Ausstellung  ist Do/Fr/Sa 15 bis 19 Uhr geöffnet.
Letzter Ausstellungstag 4.10.2024.

Projektraum O45 – Oranienstraße 45 – 10969 Berlin

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Der Kita-Buchclub

Schon lange gab es bei der Fachstelle Kinderwelten den Wunsch, gemeinsam mit Kindern Bücher zu lesen und zu bewerten. Zusammen mit VIEL & MEHR e.V., der sich der Veröffentlichung diskriminierungssensibler Kinderbücher verschrieben hat, legten wir los. Beteiligt waren außerdem DasBuchprojekt, ein partizipatives und kollektives Arbeitsbündnis von Kunstschaffenden verschiedenster Profession, die zahlreiche Projekte an Berliner Grundschulen mit dem Ziel, die Lust am Buch und am Lesen zu fördern, durchgeführt haben sowie die Buchhandlung Dante Connection, einer Kreuzberger Kiezbuchhandlung mit großem Sortiment an diversitätsbewussten und vielfältigen Kinderbüchern, mit der wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten.

Unser Anliegen war es, neben der kreativen Leseförderung Stimmen und Meinungen von Kindern zu ausgewählten Büchern zu erhalten und den Einschätzungen junger Menschen mehr Raum zu geben. Der partizipative Ansatz spiegelt dabei die Haltung und die Konzepte aller Beteiligten wider.

Die Bücher, die gemeinsam mit den Kindern gelesen werden sollten, basierten auf einer Auswahl der Empfehlungen der Fachstelle Kinderwelten. Einzelne Aspekte sollten über performative und bildnerische Aktivitäten vertieft werden. Auf diesem Wege sollte Kindern das Medium Buch nahegebracht sowie ihre Lust auf Geschichten geweckt werden. Weiterhin sollten gemeinsam mit den Kindern Werkzeuge und Kriterien entwickelt und erprobt werden, um die vorgestellten Bücher zu bewerten – der Kita-Buchclub, ein Pilotprojekt.

Als Ort wurden die Vereinsräume von VIEL & MEHR ausgewählt, wo gemeinsam mit DasBuchprojekt ein Projektraum für kreative Leseförderung betrieben wird. Als Partnerinstitution wurde im nächsten Schritt die INA Kita Dresdener Straße ins Boot geholt, die sich einerseits in fußläufiger Entfernung zum Projektraum, andererseits auf der unmittelbaren Rückseite des Kottbusser Tors befindet – also in einer komplexen sozio-ökonomischen Gemengelage aus Gentrifizierung und damit einhergehender Verdrängung der bisherigen Mieter*innenstruktur, wozu in Kreuzberg auch viele Menschen mit Migrationsbiografie gehören. In diesem Kiez sind Armut und Reichtum nebeneinander sichtbar. Die sozialgesellschaftlichen Probleme zeigen sich anhand besonders vulnerabler Menschen, wie obdachloser Personen oder der aufsuchenden Straßensozialarbeit für Drogengebrauchende. …

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Der Kita Buchclub wird noch bis Ende 2024 durch die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ) im Rahmen von „Künste öffnen Welten” gefördert.