Aktuelles

Der Dante-Leseclub

FÜR NEUGIERIGE, ZUHÖRER*INNEN, LAUTE UND LEISE DENKENDE

Im Dante Leseclub möchten wir mit Euch über aktuelle Bücher, die uns beschäftigen, ins Gespräch kommen. Wir möchten diskutieren und hinterfragen, in jedem Fall jubeln, welche Streitkraft Literatur haben kann.

Wir kündigen den Buchclub und die ausgewählten Titel in der Regel ca. vier Wochen vor Termin an. Die von uns ausgewählten Bücher haben wir natürlich vorrätig.

Achtung Spoiler-Alarm! Im besten Fall habt ihr die Bücher zu unseren Treffen schon gelesen und teilt eure Meinung mit uns. Vielleicht sind unsere Gespräche aber auch genau die Anregung, die es noch gebraucht hat, um euch für einen Titel zu entscheiden.

Unsere Türen sind jedenfalls geöffnet für Neugierige, Zuhörer*innen, laut und leise Denkende. Wir freuen uns und sind gespannt auf Eure und Ihre Leseeindrücke!

Der Eintritt ist frei. Für Wein und Wasser ist gesorgt.

Erster Dante Leseclub

FÜR NEUGIERIGE, ZUHÖRER*INNEN, LAUT UND LEISE DENKENDE

Die Niederlande und Flandern sind diesjähriges Gastland der Leipziger Buchmesse. alles außer flach ist ihr Slogan und natürlich gibt es zahlreiche Neuerscheinungen.
Zwei davon haben uns sehr beschäftigt und wir haben darüber viel diskutiert. So viel, dass wir den Kreis der Leseerfahrungen und Meinungen gerne vergrößern möchten – mit Euch und Ihnen.

Wir laden herzlich ein zum ersten Dante-Leseclub!
Wann? am Freitag, den 12. April um 19.30 Uhr
Wo? in der Dante Connection
Weitere Informationen zum Dante-Leseclub … hier.

Und über diese beiden Bücher möchten wir mit Euch ins Gespräch kommen, sie diskutieren und hinterfragen, in jedem Fall jubeln, welche Streitkraft Literatur haben kann.

Der etwas nerdige, vom Vater verlassene Jimmy und der mit seiner Familie durch halb Europa geflüchtete Tristan werden trotz Sprachschwierigkeiten und Altersunterschied Freunde. Vielleicht brauchen sie einander auch vor allem. So schmal wie voller großer Fragen, atemberaubend spannend und von einer Tragik, die lange nachhallt.
Lize Spit: Der ehrliche Finder
Übersetzt von Helga Beunigen, 128 Seiten, 18 Euro

Hunter White bereist als Trophäenjäger den afrikanischen Kontinent. Er will ein Nashorn erlegen, doch kommt ihm eine Gruppe Wilderer zuvor.
Um sein gekränktes Jägerego zu beruhigen, erhält er das unfassbare Angebot, auf Menschenjagd zu gehen. Ein rasanter wie streitbarer Roman, eine große Parabel?
Gaea Schoeters: Trophäe
Übersetzt von Lisa Mensing, Paul Zsolnay Verlag, 256 Seiten, 24 Euro

Unsere Türen sind geöffnet für Neugierige, Zuhörer*innen, laut und leise Denkende. Wir freuen uns und sind gespannt auf Eure und Ihre Leseeindrücke!

Ronen Altman-Kaydar: Berliner Rebell*innen

LESUNG & GESPRÄCH

Berliner Rebell*innen. Wie junge Jüdinnen & Juden die Geschichte Berlins prägten

In acht Streifzügen durch das Zeitgeschehen erkundet Ronen Altman-Kaydar die Hauptstadt und ihre facettenreiche Geschichte durch die Augen junger Erwachsener.

Über die Jahrhunderte hinweg bis heute wurde Berlin durch berühmte, jüdische Persönlichkeiten geprägt, die auch alle einmal Teenager waren! Ihnen folgen wir auf Stadtspaziergängen und erfahren mehr über ihre Biografien. Dabei lernen wir z. B. die Saloniere Henriette Herz, den Revolutionär Gustav Landauer oder den Philosophen Moses Mendelssohn kennen.

Der Stadtführer richtet sich an junge und junggebliebene Menschen. Autor Ronen Altman-Kaydar gelingt eine Kombination aus Unterhaltung und Information, die inspiriert und gleichzeitig Geschichte vermittelt.

WANN? Donnerstag, 14. März um 19 Uhr
WO? Eberhard-Ossig-Stiftung | Markgrafenstraße 88 | 10969 Berlin

Anmeldung: info@eberhard-ossig-stiftung.de

Wir begleiten die Veranstaltung mit einem Büchertisch.

Antje Bones, Nele Palmtag (Illustr.): Hast du Zeit?

Hanser 2024, 24 S., € 16,-, ab 5

Zeit – hinter den nur vier Buchstaben verbirgt sich ein riesiges Abstraktum, das sich Kindern nur langsam erschließt. Leuchtende Farbstiftzeichnungen erzählen ihnen in diesem rundum wunderschönen Bilderbuch einen Tag aus dem Leben einer quirligen Familie. Der Trubel am Morgen, die Radfahrt am Nachmittag, das Gartenfest bei Oma. Den Bildern beigestellt sind Fragen, die verschiedene Facetten von Zeit beleuchten. Hat man Zeit? Oder wie nimmt man sie sich? Wann ist gleich? Wann sofort? Was sind Pünktlichkeit, Ewigkeit, Lebenszeit? Diese großen und kleinen Fragen werden mit weiteren, liebevoll detailreichen Vignetten alltagsnaher Szenen bebildert. Nicht weniger als Philosophie für Kinder verheißt dies viel gemeinsame Bilderbuchzeit auf der Suche nach Antworten! (Jana Kühn) Blick ins Buch

Das bestelle ich!

 

 

Lana Lux: Geordnete Verhältnisse

Hanser 2024, 288 S., € 23,-

Faina ist neu in der Schule – das jüdisch-ukrainische Kind ohne deutsche Sprachkenntnisse, mit leuchtend roten Haaren und seltsamen Pausenbroten hat keinen leichten Start. Philipp sieht in Faina, was er sehen will. Für ihn ist sie wie er: bedürftig, allein und er will ihr bester Freund sein. Obwohl beide kaum unterschiedlicher sein könnten, schweißt sie ihrer beider Außenseiterposition tatsächlich zusammen – doch von Anbeginn in einer Schieflage. Aus Philipps kindlicher Sehnsucht nach Unbedingtheit entwickeln sich über die Jahre krankhafte Besessenheit und ein männlicher Besitzanspruch. Coming-of-Age, migrantische Familienbiografie, Alkoholsucht und Missbrauch – Lana Lux schüttelt ihre Leser*innen heftig durch, um von der zutiefst toxischen Beziehung wechselseitig aus Fainas und Philipps Perspektiven zu erzählen. Sehr gut beobachtet, pointiert und temporeich entwickelt sie einen schier unerträglichen Lesesog, der ebenso entsetzt zum Lachen bringt wie tieftraurig die Luft anhalten lässt. (Jana Kühn) Leseprobe

Das bestelle ich!

 

Mirrianne Mahn: Issa

Rowohlt 2024, 304 S., € 24,-

Issa ist verwirrt:  Sie ist schwanger, hin- und hergerissen zwischen Kindsvater („sofort heiraten“), ihrer Mutter („abtreiben“) und eigenen Gefühlen und Plänen. Mehr oder weniger freiwillig lässt sie sich darauf ein, aus der deutschen Großstadt zu ihrer Großmutter und Urgroßmutter nach Kamerun zu fliegen, um dort an traditionellen Ritualen teilzunehmen. Das Haus der Omas, ihre Strenge und Rätselhaftigkeit, ihre Liebe und Klugheit sind ihr aus der Kindheit eng vertraut. Sie kann anfangen zu entspannen, ist sie nicht nur dem Zerren ihrer Engsten entronnen, sondern auch dem deutschen Rassismus. Gleichzeitig eckt sie in der unüberschaubar weit verzweigten afrikanischen Großfamilie mit ihrem „Deutschsein“ an und lässt die Rituale wie etwas Äußerliches über sich ergehen.
Raffiniert erweitert die Autorin den Radius von einer persönlichen Erzählung zu einer Jahrhundertgeschichte von Ausbeutung, Kolonialismus und Sexismus, indem sie parallel die Traumata und Selbstbehauptungskämpfe von Issas Vorfahrinnen in pointierten historischen Kapiteln bis in die Gegenwart nachzeichnet und damit ihren Zwiespalt vom Leben im Dazwischen in einen breiten Kontext stellt. Das passiert alles ganz beiläufig. Eine unbedingte Empfehlung. (Stefanie Hetze)

 

Leseprobe

Das bestelle ich!

 

Michela Murgia: Drei Schalen

Aus dem Italienischen von Esther Hansen, Wagenbach 2024, 160 S., € 20,-

Ein beeindruckendes Buch des Abschieds. Das persönliche Schicksal der sardisch-römischen Schriftstellerin ist untrennbar damit verbunden. Michela Murgia schrieb es im klaren Bewusstsein ihrer Krebsdiagnose mit tödlichem Ausgang. Statt verständlicher Larmoyanz entwickelte sie in dieser extremen Situation einen ganz eigenen Stil, von Menschen in heftigen Krisen zu erzählen, in denen immer ein Abgrund lauert, aber auch Anzeichen von Auswegen oder Umbewertungen auftauchen. Das ist hart, in manchen Erzählungen grotesk und sperrig, aber auch befreiend, wie erfinderisch die Figuren mit ihrer Verzweiflung, Wut und Trauer umgehen. Trotz aller Nöte handeln sie tatkräftig wie die Frau, die sich angesichts des drohenden Auszugs ihres Sohnes die Pappfigurversion eines umschwärmten Boygroup-Sängers besorgt, um mit ihm alles zu „besprechen“. Oder in der titelgebenden Erzählung, in der die Protagonistin sich nach viel familiärem Porzellanzerschlagens und schlimmen Essstörungen mithilfe dreier japanischer Keramikschalen in einen machbaren Alltag rettet. Raffiniert verzahnt die Autorin dabei die Verbindungen zwischen ihren Charakteren und schafft so Raum, die Dinge auch einmal aus einer völlig anderen Perspektive wahrzunehmen. Das so entstehende Beziehungsgeflecht hat etwas Unausweichliches, aber gleichzeitig auch Tröstliches. (Stefanie Hetze)

Das bestelle ich!

Lesbisches Quartett

66. LESBISCHE AUSLESE – EIN LITERARISCHES QUARTETT

Genüsslich werden lesbische, feministische und queere Bücher bejubelt oder niedergemacht, verrissen oder eine gute Seite dran gelassen. Dabei darf gedacht und gelacht werden. Mit dabei sind:
Laura Méritt (Sexpertin & Kommunikationswiss.),
Katrin Raum (Supervision & Therapie), Ingeborg Boxhammer (Historikerin, Kuratorin des monatlichen Queer Monday Kino), Marina Krug (Mitgründerin von „Lesben in der Kirche“), Katharina Krauss (Sexologin), Stephanie Hetze (Buchhändlerin Dante Connection) und Performancekünstlerin Marilyn Nova White.

Das sind die Bücher dieser Ausgabe:
📙 Ulrike Rothe/Rebecca Hernandez-Garcia (Hg), Gemeinsam sind wir unerträglich📗 Malinda Lo, Last night at the Telegraph Club
📘 Ethel Smyth, Paukenschläge aus dem Paradies
📙 Sonja Steinert, Sieben Tage im Mai

Wann? Mittwoch, 6. März um 19 Uhr
Wo? Begine, Potsdamer Straße 139

Susanne Matthiessen: Lass uns nochmal los

BUCHPREMIERE

Ein Buch für die Kinder der Achtziger

Kreuzberg war schon immer anders: wilder, anarchischer, frauenbewegter. Und in vielem früher dran. In den Achtzigern kämpften Susanne und ihre Freundinnen zwischen brennenden Barrikaden. Sie wollten anders leben als das spießige Westdeutschland mit seinen Kleinfamilien und Kiesauffahrten.

Mehr als dreißig Jahre später ist Kreuzberg immer noch ein Ort für Träume aller Art, doch die große Freiheit trägt jetzt ein Preisschild in Euro.

WANN? Dienstag, 5. März um 19 Uhr
WO? aquarium am Südblock
Moderation: Silke Burmester
Eintritt frei

Susanne Matthiessen, Jahrgang 1963, ist gebürtige Sylterin. Als Journalistin verarbeitet sie gesellschaftspolitische Entwicklungen zu Programmideen für Radio, Fernsehen und Internet. 15 Jahre lang war sie Kolumnenschreiberin für die Sylter Rundschau. Ihr Debüt Ozelot und Friesennerz. Roman einer Sylter Kindheit wurde auf Anhieb ein Bestseller. Susanne Matthiessen lebt gern in Berlin, lebt aber nur am Meer richtig auf.

 

Maja Nielsen: Der Tunnelbauer

Gerstenberg 2024, 192 S., € 14,- , ab 13

Achim hält es nicht mehr aus, er muss raus aus Ost-Berlin, wo nach dem Bau der Mauer 1961 der Druck  auf regierungskritische Personen nochmals deutlich größer geworden ist. Seine Familie, zahlreiche Freund*innen und vor allem Chris, seine Freundin, lässt er zurück – nicht ohne jedoch zu versprechen, zumindest zu versuchen, einige von ihnen nachzuholen. In West-Berlin angekommen wird Achim einer der mutigen Tunnelbauer, die 70 unterirdische Gänge gruben, um Menschen aus Ost-Berlin die Flucht zu ermöglichen. Ganze zehn Stunden dauerte das erste Treffen von Maja Nielsen mit dem Zeitzeugen Joachim Neumann, dessen Geschichte(n) sie für ihren historischen Jugendroman verarbeitet. Mit ihren Recherchen hat sie sich buchstäblich in die Stadt- und DDR-Geschichte gegraben, verdeutlicht aber genauso anschaulich die individuelle und brisante Situation der dazugehörigen Menschen. Ihre Biographien erzählt Maja Nielsen phänomenal verdichtet in einem vergleichsweise schmalen Band, der Dank des versiert gesetzten Spannungsbogen, auch heute, 35 Jahre nach dem Mauerfall, viele Jugendliche berühren wird. (Jana Kühn) Leseprobe

Video-Interview mit dem Zeitzeugen Joachim Neumann

Das bestelle ich!