Danteperlen

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An jedem Monatsanfang veröffentlichen wir an dieser Stelle vier persönliche Buchempfehlungen, unsere Danteperlen, denen wir viel Aufmerksamkeit  wünschen.

Im Juli 2022 haben wir zum achten Mal die Danteperlen als schöne gedruckte Broschüre veröffentlicht mit einem prallen Jahr voller Lesetipps für Große und Kleine. Die Broschüren sind kostenlos bei uns erhältlich.

Hier finden Sie unsere aktuellen Danteperlen aus diesem Monat. Stöbern und frühere Empfehlungen lesen können Sie auf den Unterseiten.

... für Erwachsene
Mely Kiyak: Dieser Garten
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... für Erwachsene
Dilek Güngör: A wie Ada
» Empfehlung lesen

... für Erwachsene
bell hooks: Bone Black. Erinnerungen an eine Kindheit
» Empfehlung lesen

... für Kinder
Kristin Roskifte: Alle reisen
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Mely Kiyak: Dieser Garten

Die unglaublich fabelhaften Nonnen aus Fulda und ihre genialen Erfindungen. Mikrotext 2024, 200 S. € 24,-

Irgendwann hat Mely Kiyak buchstäblich an die Pforte der Benediktinerinnen in Fulda geklopft und sich Einlass verschafft mit ihrem Begehren, genau von diesen Klosterfrauen gärtnern zu lernen. Schon seit den vierziger Jahren betrieben diese Nonnen Garten und Landwirtschaft in naturnaher Mischkultur,  hatten ein biologisches Gartenwundermittel entwickelt. Sie waren Gärtnerinnen durch und durch. Die Chemie zwischen den Expertinnen und der Praktikantin stimmte. Immer wieder und in langen Zeiträumen lernte und arbeitete Mely Kiyak bei ihnen, enge Freundschaften ohne Scheuklappen entstanden. Als Dank schenkte die Autorin dieser besonderen Gemeinschaft ein Buch über die Geschichte ihres Gartens. Der charmant-respektvolle Text, nun überarbeitet und mit einem persönlichen Nachwort Mely Kiyaks wieder aufgelegt, feiert diese Klosterfrauen: als tatkräftige Feministinnen und grandiose Visionärinnen mit genialen Marketingideen, immer gepaart mit Menschlichkeit und viel Humor.  Leichtfüßig und zutiefst zugewandt hat die Autorin ihre Liebeserklärung an diese Frauen verfasst. Ein großes Leseglück! (Stefanie Hetze)

Das bestelle ich!

 

Dilek Güngör: A wie Ada

Verbrecher Verlag 2024, 195 S., € 20,-

Ada ist anders, als die anderen. Das merkt sie im Kindergarten, in der Schule, als Erwachsene. Auf die Frage, woher sie kommt, weiß sie keine Antwort. Sie weiß nur, dass man da, wo sie herkommt stauchen statt treten und heben statt halten sagt. Die Frage nach der Dazugehörigkeit ist das Leitmotiv, an dem entlang Dilek Güngör durch Adas  Leben mäandert. Unchronologisch erzählt sie in manchmal sehr konkreten, manchmal abstrakten Miniaturen von Adas Erleben einer Welt, die ihre Welt, ihr Alltag ist und in der sie sich doch oft als Gast, anders, fremd fühlt.

Dilek Güngör beherrscht die Kunst des mit wenigen Worten großen Erzählens. Situationen aus Adas Leben, Erinnerungen werden nie auserzählt, oft nur angerissen. Wenig Greifbares erfahren wir von diesem Leben und es wäre gar nicht so leicht, die Figur zu umreißen. Gleichzeitig sind wir mittendrin und die manchmal humorvoll, oft lakonisch, immer zart gestellten Fragen nach Herkunft und Klasse, die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität zeichnen nicht nur das poetische Portät einer sehr zwiespältig empfindenden Protagonistin, sondern sind offen genug, um sich als Leser*in selbst dazu ins Verhältnis setzen zu können. (Katharina Bischoff) Leseprobe

Das bestelle ich!

bell hooks: Bone Black. Erinnerungen an eine Kindheit

Aus dem amerikanischen Englisch von Marion Kraft. Sandmann 2024, 176 S., € 24,-

Die feministische Autorin und Intellektuelle bell hooks steht für außergewöhnliche Sachbücher,  in denen sie sich richtungsweisend mit Geschlecht, Liebe, Klasse und Race auseinandersetzt. Endlich erscheint in deutscher Übersetzung ihr Memoir über ihre Kindheit, das im Original bereits 1996 erschien und in dem sie ihre großen Themen literarisch verdichtet. In kurzen Kapiteln erzählt sie vom Aufwachsen in einer armen Schwarzen Familie, in der viel Gewalt herrscht, in der die Mutter aber dennoch versucht, ihren Kindern mehr als Nahrung und Kleidung zu bieten. Nur bei dieser Tochter, die so sehr ihren eigenen Kopf hat, scheitert sie und sondert sie regelrecht aus. Als Kind schon Außenseiterin in der eigenen Familie retten sie die Bücher und die Erzählungen ihrer Vorfahren. Notgedrungen beginnt sie früh aus ihrer isolierten Position heraus, für sich nachzudenken und eigene Sichtweisen zu entwickeln. In ihren Erinnerungen wechselt sie dabei zwischen der Innenperspektive und einem Blick von Außen, erzählt so ganz persönlich von sich und objektivierend von vielen US-amerikanischen Schwarzen Mädchen ihrer Zeit.  Das ist anregend, klug, großartig. (Stefanie Hetze) Leseprobe

Das bestelle ich!

Kristin Roskifte: Alle reisen

Übersetzt von Maike Dörries, Gerstenberg, 64 S., 20 Euro, ab 5

Nach dem großen Erfolg von Alle zählen ist nun mit Alle Reisen ein ebenbürtiger, zweiter Band der norwegischen Künstlerin Kristin Roskifte erschienen, der nach dem gleichen Prinzip des Zählens und Erzählens, des Suchens und Entdeckens, des Vor- und Zurückblätterns funktioniert. Menschen träumen von Reisen, sie bereiten sie vor. Reisen finden in der Fantasie statt oder in der Erinnerung. Sie führen zu Aussichtspunkten, einmal um die Ecke oder in die weite Welt – manchmal auch in eine Buchhandlung. Die zahlreichen Geschichten des wiederum opulenten und in seinem Personal ausgesprochen vielfältig gestalteten Bildbandes bleiben in Text und Bild offen und laden regelrecht ein, weitergesponnen zu werden. Bilderreisen können nämlich ganz hervorragend im Kopf stattfinden. Ein Füllhorn schier endlos angeregten Bilderbestaunens, wir sind wieder große Fans! (Jana Kühn)  Blick ins Buch

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