Alana S. Portero: Die schlechte Gewohnheit

Aus dem Spanischen von Christiane Quandt. Claassen 2024, 238 S., € 24,-

Sich dauernd verstellen zu müssen, zu einem Doppelleben gezwungen zu sein, damit wächst die Ich-Erzählerin als trans Mädchen in einem völlig heruntergekommenen Arbeiterviertel im Madrid der Achtziger Jahre auf. Ihre Eltern wollen aus ihr einen richtigen Jungen machen, während sie sich schon ganz früh sicher ist, ein Mädchen zu sein. Nur in heimlichen Badezimmermomenten kann sie sie selbst sein, die Familie und das harte Umfeld verlangen von ihr den ganzen Kerl. Abgeschreckt und fasziniert beobachtet sie, wie eine alte trans Frau in ihrer Nachbarschaft geächtet wird und sieht ihr eigenes queeres Schicksal voller Leid und Gefahren vorher.  Wie sie als Jugendliche versucht, sich da herauszuziehen, immer riskant am Limit lebt zwischen exzessiv-gefährlichen Nächten in der Innenstadt und dem gnadenlos rau-patriarchalen Alltag in der Arbeitervorstadt, ihr meist nur die Zuflucht Fantasie bleibt, schildert Alana Portero unglaublich dicht und lebendig. Ihre Suche nach Glück und Selbstverwirklichung trifft hauptsächlich auf Gewalt und Diskriminierung, wären da nicht andere trans Madrilenerinnen, die sie liebevoll-kritisch porträtiert. Ein Roman, der schillert, vibriert, fasziniert.  (Stefanie Hetze) Leseprobe

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