Gogliarda Sapienza: Tage in Rebibbia

Gefängnistagebuch. Aus dem Italienischen von Verena von Koskull. Aufbau Verlag 2022, 189 S., € 20,-

(L’università di Rebibbia, Einaudi 2012, ca € 14,50)

Eine aus Not begangene Straftat hat die unkonventionelle Intellektuelle, Künstlerin und Aktivistin Gogliarda Sapienza 1980 ins römische Frauengefängnis Rebibbia gebracht. Mangels Häftlingskleidung sticht sie in ihren Seidenhosen mit Bundfalten optisch gleich als nicht Zugehörige heraus, schnell treiben ihr die Mitgefangenen ihr anbiederndes Reden im angelernten römischen Dialekt aus. Doch schnell überwindet sie die Scheu vor ihnen und taucht tief ein in diese abgeschlossene Welt, die nach ganz eigenen Regeln funktioniert. Im vollen Frauengefängnis, in dem die Zellen tagsüber geöffnet sind und die unterschiedlichsten Frauen, junge, alte, „Kriminelle“, „Politische“, alle verschiedenster Herkunft, irgendwie miteinander klarkommen müssen. Prall wie ein Fellini-Film ist das Leben hier. Gewalt, Solidarität, Witz, Häuslichkeit, Gemeinheiten, Zartheit, Gleichgültigkeit, Kreativität… die ganze Bandbreite an Verhaltensweisen und Gefühlen, die sich im Knast gleichzeitig abspielen, erlebt Sapienza als einen „Erfahrungsschnellkurs“.  In ihrem Gefängnistagebuch überschreitet sie dabei die Grenzen des persönlichen Memoirs – eigentlich ein Kammerspiel hinter Gefängnismauern öffnet es sich zu einem vielstimmigen großen Gesellschaftspanorama. (Stefanie Hetze) Blick ins Buch

Das bestelle ich!