Mirrianne Mahn: Issa

Rowohlt 2024, 304 S., € 24,-

Issa ist verwirrt:  Sie ist schwanger, hin- und hergerissen zwischen Kindsvater („sofort heiraten“), ihrer Mutter („abtreiben“) und eigenen Gefühlen und Plänen. Mehr oder weniger freiwillig lässt sie sich darauf ein, aus der deutschen Großstadt zu ihrer Großmutter und Urgroßmutter nach Kamerun zu fliegen, um dort an traditionellen Ritualen teilzunehmen. Das Haus der Omas, ihre Strenge und Rätselhaftigkeit, ihre Liebe und Klugheit sind ihr aus der Kindheit eng vertraut. Sie kann anfangen zu entspannen, ist sie nicht nur dem Zerren ihrer Engsten entronnen, sondern auch dem deutschen Rassismus. Gleichzeitig eckt sie in der unüberschaubar weit verzweigten afrikanischen Großfamilie mit ihrem „Deutschsein“ an und lässt die Rituale wie etwas Äußerliches über sich ergehen.
Raffiniert erweitert die Autorin den Radius von einer persönlichen Erzählung zu einer Jahrhundertgeschichte von Ausbeutung, Kolonialismus und Sexismus, indem sie parallel die Traumata und Selbstbehauptungskämpfe von Issas Vorfahrinnen in pointierten historischen Kapiteln bis in die Gegenwart nachzeichnet und damit ihren Zwiespalt vom Leben im Dazwischen in einen breiten Kontext stellt. Das passiert alles ganz beiläufig. Eine unbedingte Empfehlung. (Stefanie Hetze)

 

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