Ethel Smyth: Paukenschläge aus dem Paradies. Erinnerungen

Herausgegeben und aus dem Englischen übersetzt von Heddi Feilhauer. Ebersbach & Simon 2023, 256 S., € 24,-

„Es sei sehr einfach in graziöser Weise mit dem Strom zu schwimmen, aber einer Gegenströmung zu trotzen erfordere etwas ganz anderes.“
Was das sein könnte, verrät uns Ethel Smyth in diesen autobiographischen Erinnerungen. Die junge Ethel wusste früh, dass sie etwas will – beim Spielen draußen eine Hose tragen, zum Beispiel. Als junge Erwachsene tritt sie in Hungerstreik, um dem Vater zu beweisen, dass es ihr Ernst ist mit der Musik. Als er zustimmt, geht es los, dieses stürmische, inspirierte und temperamentvolle Leben der Ethel Smyth. Sie verlässt die Heimat, wird Musikerin, Komponistin, Schriftstellerin und Frauenrechtlerin. Sie trifft Brahms und Tschaikowsky, Kaiserin Eugenie und Queen Victoria, Emily Pankhurst und Virginia Woolf. Sie lebt in Dreiecksbeziehungen mit Männern und Frauen und beherrscht den Spagat zwischen Konventionen und ihrem Bruch aufs Feinste. Ein Beispiel: Mit dem Fahrrad besucht sie ihre Freundin Eugenie, die letzte Monarchin Frankreichs, in deren Residenz unweit des Familienanwesens der Smyths in Südengland. In den Büschen vor dem Palast wechselt sie schnell die Fahrradhose gegen standesgemäße Kleidung. Die Ex-Kaiserin erfährt es, lacht schallend und stellt ihr fortan ein Umkleidezimmer im Palast zur Verfügung. Temporeich, aufmüpfig und selbstbewusst erzählt – ein gar nicht mal so viktorianisches Vergnügen! (Kerstin Follenius)

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