Enden und Anfänge in einer menschenleeren Welt. Aus dem Englischen von Milena Adam, Matthes & Seitz 2023, 343 S., € 34,-
Der 100. Band der von Judith Schalansky herausgegebenen Naturkunden ragt selbst unter den Titeln dieser besonderen Reihe heraus. Die preisgekrönte schottische Essayistin vollführt in ihrem Buch einen Spagat, denn sie entdeckt und beschreibt Naturphänomene, die es nach menschlichem Ermessen eigentlich nicht geben dürfte. Ihr Interesse gilt Orten und Landstrichen, die schwer durch Klimakrisen, Kriege und Katastrophen kontaminiert und eigentlich unbewohnbar sind. Meist mussten die Menschen sie von einem Moment auf den anderen räumen und ihre Häuser samt Inventar sich selbst überlassen. Leer und verfallen begannen diese zerstörten Landschaften und Gebäude ein neues Eigenleben, siedelten sich allmählich Gräser, Bäume, Wälder zwischen aufbrechendem Asbest und Beton an, kamen zuhauf Tiere in die menschenfreien Zonen. Ein Paradox entsteht weltweit in diesen verlassenen Gegenden, eine neue resiliente Artenvielfalt, die, so scheint es, mit Verseuchtem besser klarkommt als mit der menschlichen Existenz. Die auf ihren Erkundungsreisen beobachteten gleichzeitig faszinierenden wie irritierenden Vorkommnisse brechen herkömmliche Gedankenraster auf. Was für eine außergewöhnliche Reise! (Stefanie Hetze) Blick ins Buch