Deniz Utlu: Vaters Meer

Suhrkamp Verlag 2023, 384 S., € 25,-

Yunus ist 13, als sein Vater fällt, zwei Schlaganfälle erleidet und von nun an im Locked-in-Syndrom gefangenen ist, nur noch mit den Augen kommunizierend. Als junger Erwachsener versucht Yunus sich ein Bild des Anwesend-Abwesenden zu machen.
In Zeitsprüngen, die von der Kindheit des Vaters bis in die Gegenwart mäandern, erzählt er von einem „Berg von einem Mann“, der ihm die Welt erklärte, herzlich lachen, heftig fluchen und wunderbar kochen konnte. Aufgewachsen in der südostanatolischen Stadt Mardin, ging er zum Studium nach Istanbul und später nach Hannover, wo er schließlich Ingenieur wurde. Ein junger, lebenshungriger, leidenschaftlicher aber auch zutiefst einsamer Mann. Doch er erzählt auch von seiner Mutter, die für diesen Mann eine Universitätslaufbahn als Biologin aufgab, und von sich selbst, der Haltlosigkeit des vaterlosen Jugendlichen und seiner Suche nach dem Wesentlichen zwischen den greifbaren Dingen.
Deniz Utlu geht von Autobiografischem aus, Vaters Meer ist aber kein autobiographischer Roman. Der Autor suchte nach dem „Raum, der zwischen Erinnertem und Imaginiertem“ besteht und hat uns einen beglückend poetischen, vielschichtigen und feinsinnig-sensiblen Text geschenkt. (Syme Sigmund) Leseprobe

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