Aus dem Niederländischen von Lisa Mensing, Zsolnay 2024, 256 S., € 24,-
Hunter White, der Protagonist der flämischen Autorin Gaea Schoeters, bereist als Trophäenjäger den afrikanischen Kontinent. Er will ein Nashorn erlegen, doch kommt ihm eine Gruppe Wilderer zuvor. Um sein gekränktes Jägerego zu beruhigen, erhält er das unfassbare Angebot, auf Menschenjagd zu gehen. Der mit einem steilen Spannungsbogen verfasste, streitbare Roman, vielmehr eine Parabel, hat mich beschäftigt wie schon lange kein anderes Buch. Stilistisch adaptiert Schoeters ein Genre, das als colonial hunting literature in die Literaturgeschichte einging und vergegenwärtigt dieser Art umso drängender post-koloniale Schieflagen. Schoeters recherchierte und schrieb, wie sie sagt, in großem Bewusstsein ihrer weißen Identität. Sie haderte dabei immer wieder mit moralischen Vorstellungen und ethischen Regeln – und ebenso erging es mir beim Lesen. Die schockierende Drastik der Geschehnisse war für sie schließlich notwendig, um mit den Mitteln der Literatur aufzurütteln. Denn Rassismus tötet in unser aller Wissen jeden Tag, und die nur langsam stattfindende Aufarbeitung von Kolonialgeschichte ändert bis heute nichts an globalen Machtgefällen. (Jana Kühn) Leseprobe