Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki, Edition Converso 2022, 304 S., € 22,-
(Uccido chi voglio, Sellerio 2020, ca € 18,-)
Was für ein Noir! Genretypisch ist Vince Corso, der Protagonist, ein mittelloser Einzelgänger mit einem reichen Innenleben. Das Setting ist hochaufgeladen und changiert zwischen einer banal einsamen Existenz und einer Vielzahl literarischer und psychologischer Anspielungen, möglicher Fährten und Irrwege.
Der Held verdient seinen Lebensunterhalt mit einer eigentlich harmlosen Tätigkeit, als Bibliotherapeut empfiehlt er Bücher als Ausweg aus Krisen. Als er einmal in seine kleine römische Dachwohnung zurückkommt, findet er seinen Hund vergiftet vor, das Zimmer verwüstet, Bücher und Schallplatten vernichtet. Dieser ihm unerklärliche Anschlag ist nur das erste ihn bedrohende Ereignis. Während seiner Gänge zwischen Tierklinik und Wohnung geschehen brutale Morde, die ihm angelastet werden. Ein Blinder spielt dabei eine nicht unwichtige Rolle… Ein rasanter Strudel seltsamer Begegnungen und Zufälle aus Realität und Literatur sorgt für Verwirrung und enorme Spannung und dies in der Stadt Rom, die ich so dicht und atmosphärisch beschrieben noch nie gelesen habe. Das meisterliche Zusammenspiel von Autorschaft, Stassi ist im Brotberuf Bibliotheksdirektor, Kopetzkis schnörkelloser Übersetzung und Ausstattung mit literarischen und geographischen Verweisen macht den Roman zu einem großen Lesevergnügen und bietet jede Menge Raum für die ureigene Lektüre. (Stefanie Hetze) Blick ins Buch