Angela Steidele: Ins Dunkel

Suhrkamp 2025, 357 Seiten, 26 Euro

Da hat sich eine einen ganz großen Spaß erlaubt, und so getan, als hätte sie intimste Kenntnis vom erotischen Privatleben der ikonischen Filmdiven Greta Garbo und Marlene Dietrich. Diese eine ist die Schriftstellerin Angela Steidele. In ihrem Roman lässt sie die junge Schwedin 1924 in einem Berliner „Damenclub“ auf die ebenso junge Dietrich, auf Erika und Klaus Mann treffen und versetzt sie nach ihren überwältigenden Erfolgen in Hollywood Jahrzehnte später in einen verschneiten Schweizer Bergort, wo sie wiederum auf Erika Mann und andere Berühmtheiten stößt. Steidele wirbelt durch Garbos Leben und dem manch anderer, schaut hinter die Fassaden, ist bei persönlichsten Momenten dabei. Das funktioniert, weil sie ihren Roman genial wie einen Kinofilm montiert hat. Sie spielt raffiniert mit Perspektivwechseln und Zeitsprüngen, mit Nahaufnahmen und mit Totalen, mit dokumentierten Fakten und phantasievollster Fiktion. Das geschieht nicht als luftleere Spielerei, sondern Steidele erzählt glasklar, wie sich das frühe Kino zu einem Macht- und Kapitalinstrument verändert hat und wie sich die gesellschaftlichen Verwerfungen auf das Leben, die Arbeit und die Liebe nicht nur dieser Ikonen ausgewirkt hat. Ein ungemein kluges und fundiertes Vergnügen. (Stefanie Hetze)

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