Tarjei Vesaas: Frühlingsnacht

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel
Guggolz 2025, 238 Seiten, 25 Euro

Es ist ein heißer Frühlingstag auf dem Land. Hallstein und seine Schwester Sissel frohlocken. Die Eltern sind in die Stadt gefahren und werden erst am nächsten Tag zurückkommen! Während der 14-Jährige fantasiert, was all jetzt Verheißungsvolles in Freiheit möglich sein könnte, hat Sissel Besuch von einem Verehrer, den sie aber im Streit wegschickt. Hallstein, der die beiden genauestens beobachtet hat, ihre Gefühlswandlungen aber nicht nachvollziehen kann, flüchtet sich in die explodierende Natur. Dies ist der Beginn eines atemberaubenden Romans, in dem der jugendliche Protagonist im Laufe einer Nacht, in der eine fremde zerrüttete Familie mit einer Gebärenden in ihre Privatsphäre eindringt, von widersprüchlichsten intensiven Gefühlen und Überlegungen durchgerüttelt wird. Er verwandelt sich von einem passiven Beobachter zu einem eher unfreiwilligen Akteur. Meisterlich, wie Vesaas ihn als Spielball einsetzt und ihn gleichzeitig seine Kindlichkeit verlieren lässt. Das erzeugt beim Lesen eine ungeheure Spannung, die Hinrich Schmidt-Henkel mit seiner Übersetzung dieser feuchten heißen Frühlingsnacht zum Schweben bringt. (Stefanie Hetze)

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