Victor Schefé: Zwei, drei blaue Augen

dtv 2025, 472 Seiten, 24 €

Was ist dieses Buch eigentlich nicht? Eine queere coming-of-age Geschichte im Rostock der 1980er Jahre, eine subtil erzählte Mutter-Sohn Beziehung, die trotz entsetzlicher Untiefen nie den liebevollen Bezug verliert, ein schonungsloser Einblick in die Überwachungs- und Kontrollarchitektur der späten DDR. Aber vor allem ist der Erstling des Schauspielers Victor Schefé ein humorvoller, tiefsinniger, bewegender Pageturner über die Jüngere Deutsche Geschichte und einen grundsympathischen Protagonisten, der sich entschieden hat, etwas zu wollen von seinem Leben. Über feingestimmte literarische Nuancen gelingt es Schefé, die Vielstimmigkeit einer Biographie einzufangen und eine sprachliche Collage zu gestalten, in der das Sehen und Erleben des 6jährigen Kindes mit dem maschinellen Sprachduktus von Stasi-Akten und Playlists der 1980er ein Verbindung eingehen kann. Souverän erzählt, grandios orchestriert, nicht aus der Hand zu legen. (kf)

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