Übersetzt von Yasemin Dinçer, Blumenbar 2025, 432 Seiten, 24 Euro
Tragisch beginnt der dritte Roman der nigerianisch-britischen Erfolgsautorin Oyinkan Braithwaite. Monife, eine junge Frau Anfang Zwanzig begeht Selbstmord, überlässt sich den gefährlichen Strömungen des Meeres und treibt darin davon. Am selben Tag wird ihre Nichte Eniiyi geboren – ein vor allem für Monifes Mutter untrüglicher Beweis dafür, dass ihre Tochter in der Neugeboren wieder auferstanden ist. Braithwaite zeichnet Monifes Selbstmord als wirkmächtiges Bild einer Kapitulation, ebenso einer Art Schiksalsergebenheit. Denn, Monife und Eniiyi sind zwei der Falodun-Frauen, die von einem Fluch verfolgt, seit Jahrzehnten nur unglückliche Liebesbeziehungen erleben. Es liegt in der großen Kunst der versierten Autorin, diesen wahrlich schweren Plot keineswegs schwergängig zu erzählen. In wechselnden Zeitebenen verwebt Braithwaite geschickt die generationenübergreifenden Erzählstränge und stellt die weitverzweigte Falodun Familie vor. Ihre Figuren sind allesamt streitbar und widersprüchlich, genau deshalb lebensnah und glaubwürdig. Wie nebenbei entsteht so innerhalb der mitreißenden Familiensaga die Genese einer modernen nigerianischen Gesellschaft, die den Spagat zwischen spirituellen Traditionen und hippen Lifestyles ausbalanciert. (jk)
