Jamaica Kincaid: Mein Garten(Buch)

Aus dem Amerikanischen von Renate Orth-Guttmann, Kampa Verlag 2021, 272 S., € 22,-
(Stand April 2021)

Unwiderstehlich, das Cover, auf dem die Farben und Formen wie in einem üppigen Blumenbeet leuchten und zu einem wunderschönen Ganzen verschmelzen, wie in einem phantastischen Garten, den die Schriftstellerin Jamaica Kincaid im Geiste vor sich sieht, vom sie aber auch nach vielen Jahren intensiver Gartenarbeit immer noch nicht genau weiß, wie er aussehen soll. Er liegt in Vermont, wo sich die Jahreszeiten stark unterscheiden und Kincaid in den Schneewintern, die alles überdecken, extrem leidet, die ihr aber gleichzeitig Raum geben, um ausgiebigst in Pflanzkatalogen zu stöbern und große Bestellungen auszulösen.  Da ist eine leidenschaftliche Gärtnerin am Werk, die nicht nur von ihren gärtnerischen Versuchen, den Überraschungen, dem Scheitern, ihren Erfolgen und der Schönheit der Pflanzen erzählt. Als Schriftstellerin, als Schwarze, die aus Antigua stammt, hinterfragt sie bei berühmten Gärten, Pflanzen und Gärtner:innen, über die sie liest und die sie besucht, allerdings auch die Geschichte, die dahinter steht und die oft eine der kolonialistischen Aneignung ist. Da werden komplexe weltumspannende Zusammenhänge deutlich, während es gleichzeitig um sehr persönliche „kleine” beglückende Gartenmomente geht. (Stefanie Hetze)

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Sandra Cisneros: Das Haus in der Mango Street

Aus dem amerikanischen Englisch von Gerd Burger, Kampa Verlag 2020, 160 S., € 18,-

(Stand März 2021)

Cisneros_Sandra_Das_Haus_in_der_Mango_Street_Danteperle_Dante_ConnectionEsperanza ist 12 und lebt seit einem Jahr mit ihrer Familie in Chicago, im Latinoviertel in einem dreckigen, verfallenen engen Häuschen in der  Mango Street. Das Mädchen mag das Leben dort nicht. Sie träumt eines Tages wegzukommen, weit entfernt von den Sorgen und der Traurigkeit. Sie will bessere Möglichkeiten haben, in der Hoffnung, ihre Familie, Freund*innen und Nachbar*innen irgendwann unterstützen zu können.
Dennoch wird in der Mango Street gekocht, und wie lecker es riecht! Klamotten werden vor die Fenster gehängt, wobei die Frauen ziemlich schön singen. In den kurzen Kapiteln geht es um Sehnsucht, ums Erwachsenwerden, um Mädchenträume und die Schönheit, die sich überall verbirgt.
Sandra Cisneros, Feministin, tolle Schriftstellerin und selbst Migrantin hat die perfekte Sprache gefunden, um Esperanzas Geschichte zu erzählen. „Esperanza“ heißt „Hoffnung“ und genau dieses Gefühl hat man am Ende. Die Zuversicht, nicht alleine zu bleiben, Perspektiven zu haben, gerade auch wenn es schwierig wird. Als ich das Buch las, war ich etwas älter als die Protagonistin und hab mit ihr geträumt und gehofft. Das tue ich noch! (Giulia Silvestri)

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Sonja M. Schultz: Hundesohn

Kampa Verlag 2019, 320 S., € 22,-

(Stand Mai 2023)

Schultz_Sonja_M._Hundesohn_Danteperle_Dante_ConnectionHawk, ein Wachmann in einem leerstehenden Krankenhaus, ohne Bindung und ohne Gefühle. Nur sein roter Alfa Romeo bedeutet ihm alles, und nun muss er es ertragen, dass ihn jemand abfackelt. Schlimmer geht aber immer, denn dieser Jemand hat auch seiner Wohnung den Garaus gemacht. Dabei hatte Hawk sich nach einer gescheiterten Liebe zur Kneipenwirtin Lu und Jahren im Knast in der Provinz sicher gefühlt, glaubte er seiner Vergangenheit entkommen zu sein. Allein um seine Haut zu retten, muss er den Verfolger finden. Mit einem geklauten Krankenwagen fährt er zurück in die Stadt, in den Kiez und startet an den alten Orten. Diese haben sich in der langen Zeit natürlich radikal verändert. Hawk hat Schwierigkeiten sich zu orientieren und überhaupt bei etwas Vertrautem anzusetzen. Diese Schieflage bei der Suche weitet sich vom Ausfinden und Ergreifen seines Verfolgers unmerklich auf die Vorgeschichte und damit seine eigene Vergangenheit aus. Schicht um Schicht enthüllt die Autorin Details seiner Kindheit und Herkunft, die der erst einmal abgedroschenen Gangster-Loser-Geschichte einen rasanten Drive geben, seinen Furor erklären und dem Titel des Romans Bedeutung verleihen. (Stefanie Hetze)

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